Grossanlass in OberriedenFür dieses Klassentreffen kehren sie sogar aus den USA heim
900 Oberriednerinnen und Oberriedner feiern am Samstag eine Wiedervereinigung. Darunter sind auch Auslandschweizer, die ihre Heimat noch immer lieben.
In Oberrieden kommt es am Samstag, 4. November, zum grossen Wiedersehen in Form eines Klassentreffens. Eingeladen sind all jene, die irgendwann einmal Schülerinnen und Schüler der örtlichen Primarschule waren. Und das sind einige: 900 Anmeldungen seien bereits eingegangen, sagt Daniel Berger vom Oberriedner Dorfverein Wild Boars. Der Verein organisiert den Anlass. Die letzte Klassenzusammenkunft fand vor zehn Jahren statt und wurde damals von rund 800 Personen besucht.
Das diesjährige Klassentreffen steht im Zeichen des 250-jährigen Gemeindejubiläums. Dafür reisen auch viele Oberriednerinnen und Oberriedner, die im Ausland leben, zurück in die Heimat. Zum Beispiel Marc Pinter, Barbara Sinenberg und Christoph Meng.
Marc Pinter – Budapest, Ungarn
«Für mich war Ungarn ein Land der Möglichkeiten», erzählt Marc Pinter per Videocall, während er seine Hände hinter dem Kopf verschränkt und sich in seinem Bürostuhl zurücklehnt. Pinter zog in den frühen Neunzigern nach Budapest, aufgewachsen ist er in Oberrieden.
Direkt nach seinem Wirtschaftsstudium durfte er die Leitung der damals neu geschaffenen Aussenstelle der «Winterthur»-Versicherungsgesellschaft in Budapest übernehmen. Den 57-Jährigen hat es danach nie mehr zurück in die Schweiz verschlagen. Er wohnt heute gemeinsam mit seiner ungarischen Frau und seinen drei Kindern in der Stadt an der Donau.
Auf seine Heimat am Zürichsee angesprochen, kommen bei Pinter Kindheitserinnerungen hoch. «Ich lief im Sommer immer barfuss in die Badi und verbrachte dort den ganzen Tag mit meinen Gspäändli.» Seine Freunde aus der Kindheit hat er seit nunmehr 40 Jahren nicht mehr gesehen. Auf die anstehende Klassenzusammenkunft freut er sich deshalb sehr. Trotzdem treibt ihn die Rückkehr nach Oberrieden um. «Ich habe Angst davor, niemanden mehr wiederzuerkennen.»
Die Schweiz spielt bis heute eine wichtige Rolle in Pinters Leben. Er ist Mitglied in einem Schweizerischen Kulturverein, wo er sich mit anderen Auslandschweizern in Mundart austauscht. Besonders die kulinarischen Spezialitäten der Schweiz stehen bei seiner Familie und im Bekanntenkreis hoch im Kurs: «Im Winter essen wir oft alle gemeinsam Fondue.»
Barbara Sinenberg – Sea Cliff, USA
Vergleicht man die Einwohnerzahl von Oberrieden mit derjenigen des amerikanischen Dorfes Sea Cliff im US-Bundesstaat New York, lässt sich kein markanter Unterschied feststellen. In beiden Kommunen sind rund 5000 Bewohnerinnen und Bewohner zu Hause. «Es sind aber zwei völlig unterschiedliche Welten», sagt Barbara Sinenberg Eichenberger, die seit über 40 Jahren in den Vereinigten Staaten lebt.
Dass sie heute in diesem beschaulichen Küstenort wohnt, ist einem schicksalhaften Umstand und der Liebe geschuldet. Es war im Jahr 1981, als Sinenberg ihren Bruder und dessen heutige Ehefrau für mehrere Monate in Colorado besuchte. Der Rückflug in die Schweiz war bereits gebucht, als unversehens ein Schneesturm aufzog; die Maschine blieb auf dem Boden. «Spontan fragte mich mein Bruder, ob ich mit ihm und seiner Partnerin zusammenziehen wollte», erinnert sich Sinenberg. Sie sagte zu.
Kurz darauf lernte sie ihren zukünftigen Mann kennen. Die beiden heirateten, übernahmen gemeinsam ein Restaurant, zogen nach Long Island, bekamen zwei Töchter und liessen sich schlussendlich in einem Einfamilienhäuschen in Sea Cliff nieder.
Mit der Schweiz blieb Sinenberg immer eng verbunden. Sie verbrachte beinahe jeden Sommer in Oberrieden. Für die 69-Jährige ist die Rückkehr an den Zürichsee deshalb ein Heimkommen. «Ich bin immer ein Seemeitli geblieben.»
Christoph Meng – Maastricht, Niederlande
Christoph Meng wohnte in seinem Leben an genau zwei Orten. «Die erste Hälfte in Oberrieden, die zweite Hälfte in Maastricht», sagt der 52-Jährige. Auch bei ihm war es die Liebe, die ihn dazu brachte, seine Heimatgemeinde hinter sich zu lassen.
«Als junger Student lernte ich eine Holländerin kennen, die im Spital Thalwil arbeitete», erinnert er sich. Das Regionalspital gibt es heute schon lange nicht mehr – es wurde im Jahr 1999 geschlossen. Die Beziehung mit der jungen Niederländerin jedoch hielt an. Mit 26 Jahren zog Meng mit ihr nach Holland.
Dort zog es Meng nach Maastricht, einer 120'000-Einwohner-Stadt ganz im Süden des Landes. Er schrieb sich für ein englisches Studium an der städtischen Universität ein. Einer Institution, der er bis heute treu geblieben ist. Mittlerweile leitet Meng die Abteilung der Ökonomischen Fakultät der Universität, die Wissenschaftler bei ihren Studien begleitet.
Oberrieden hat Meng trotzdem nie vergessen: «Ich weiss noch, wie ich beim FC Oberrieden Bälle über die Bickelwiese gekickt habe», erinnert er sich mit einem Lachen im Gesicht. Noch heute denkt er gerne an seine Jahre in der Seegemeinde zurück. «Jedes Mal, wenn ich in Oberrieden bin, fällt mir auf, wie wunderschön es hier ist.» Und das sei doch mindestens zweimal im Jahr der Fall.
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