Ein Dorf im WandelAls in Oberrieden noch Reben blühten und ein Vogel für Unruhe sorgte
Den Oberriedner Jahreskalender mit historischen Fotos gibt es zum 25. Mal – ein Streifzug auf den Spuren der Vergangenheit.
Seit 25 Jahren steigt Werner Waldmeier in den Oberriedner Archivkeller. Der Dorfchronist sucht im Zivilschutzraum unterhalb des Schulhauses Pünt jeweils nach historischen Fotos für den Jahreskalender der Vereinigung des Ortsmuseums Oberrieden.
Anhand seiner ausgewählten Dorfansichten für den Kalender 2024 hat diese Redaktion mit Waldmeier einen Spaziergang gemacht:
Oberriedens Sennerei: Wo früher Milch gekauft wurde
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Am Hüttenweg in Oberrieden befand sich einst eine Sennhütte, wie das Kalenderblatt vom Februar zeigt. «Nach der Sennerei, der Hütte, wurde auch der Weg benannt», sagt Waldmeier. In der Sennhütte fanden die Oberriednerinnen und Oberriedner bis 1968 frische Milch, Joghurt, Butter oder Käse.
Heute steht an dieser Stelle ein Wohnblock. Ein kleiner Ersatzbau für die Sennhütte kam etwas weiter bergseits zu stehen. «Diese war mit dem Verschwinden der Bauern aber nicht mehr lange im Betrieb.»
Eines der ersten Häuser mit Strom
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Das Kalenderblatt im April ist keine Fotografie, sondern ein Kupferstich von 1830 und zeigt das Chrüzbüel: ein rund 220 Jahre altes Haus an der Alten Landstrasse. Der Stich von 1830 müsse mit «Vorsicht genossen werden», betont der Dorfchronist. Auf dem Bild sind mehr Fenster als heute zu sehen. Der Erschaffer des Bildes hat laut Werner Waldmeier seine künstlerische Freiheit walten lassen.
Waldmeier berichtet von einem Zeitungsartikel, in dem geschildert wird, dass das Haus eines der ersten war, die so um 1900 elektrisch beleuchtet wurden. «In dieser Zeit zog auch eine ehemalige Missionarin in das Haus ein, die einen Vogel besass. Dieser hatte es rasch herausgefunden, wie man das Pfeifen des Bahnpersonals auf dem Bahnhof nachahmen konnte.» Worauf es die Bahngesellschaft der Frau nahelegte, den Vogel zu töten.
Von einzelnen Kleinbauern zu einer verdichteten Siedlung
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Eine Luftaufnahme von 1958 zeigt, wie sehr sich das Dorf in den letzten Jahrzehnten verändert hat. Das Bauernhaus in der Mitte des Bildes – ein typisches Weinbauernhaus mit Weinkeller – steht auch heute noch. Die Scheune hingegen wurde durch einen Wohnblock (unterer Bildrand) ersetzt. Die Verdichtung des Dorfes ist klar erkennbar.
«Oberrieden war schon immer eine Streusiedlung, ohne eigentlichen Dorfkern», erklärt Waldmeier. Einst habe es 35 Weinbauern, wovon 10 grössere Betriebe waren, in Oberrieden gegeben.
Die Hänge in Oberrieden waren, wie in anderen Gemeinden am Zürichsee, bis an den See Rebland. Davon zeugen im Dorf noch heute schmale Weglein, die quer durch die Quartiere führen. Es sind die alten Rebwege. «Der eher säuerliche Wein war damals auch Tagesgetränk, da die Wasserqualität nicht sehr gut war», erklärt Waldmeier.
Wo die Strasse einst um einiges höher lag
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Auf den ersten Blick nicht gross verändert hat sich eine Gebäudereihe an der Alten Landstrasse im Dorfzentrum gegenüber der Sternen-Apotheke. Wann das Gebäude gebaut wurde, ist unklar. Der hölzerne Hausteil rechts im Bild wurde früher als Scheune genutzt.
In der Fassade ist ein Stein ersichtlich, und auch die untere Fensterreihe scheint relativ hoch zu sein. «Der Stein zeigt die ursprüngliche Höhe der Alten Landstrasse», erklärt der Dorfchronist.
Sie sei an dieser Stelle früher ziemlich steil gewesen. «Die Leute sind hier auch hinuntergeschlittelt.» Die Strasse wurde an dieser Stelle bei einer Verbreiterung im Jahr 1966 tiefer gelegt. Und somit musste auch die Treppe verlängert werden.
Wo sich heute der Coop befindet, standen früher eine alte Trotte und ein Wirtshaus
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Ein anderes Kalenderblatt zeigt eine grosse Veränderung: Das Bild zeigt die Situation im Dorf im Jahr 1962 an der Alten Landstrasse. Von diesen Gebäuden steht heute keines mehr. Heute befinden sich dort der Coop und eine Bäckerei. An der Stelle, wo heute Autos auf der Alten Landstrasse entlangfahren, stand zudem das einstige Wirtshaus Alte Trotte (Gebäude Bildmitte).
Der Name des Wirtshauses führt auf eine alte Trotte zurück, die im Zuge einer Strassenverbreiterung abgebrochen wurde. In dieser Scheune wurde ein oft übersehener Zeitzeuge gefunden: ein grosser, rötlicher Ackerstein, der während der Eiszeit «aus dem Glarnerland heruntergetragen wurde».
Dieser befindet sich auch heute noch vor dem Eingang zum Coop. «Er war Teil der grossen Trotte, also einer alten Weinpresse», erklärt Waldmeier.
Der Kalender kostet 25 Franken. Erhältlich ist er auf der Gemeindeverwaltung, auf der Dokumentationsstelle Oberrieden (Tel 044 720 08 72), im Ortsmuseum oder auf Bestellung per Mail: ortsmuseum.OB1@oberrieden.ch.
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