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Historische Bilder
Das Lusthäuschen von Oberrieden und andere Trouvaillen

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Jedes Jahr produziert die Vereinigung Ortsmuseum Oberrieden einen Jahreskalender zum Aufhängen. Zur Gestaltung der Kalenderblätter gräbt Dorfchronist Werner Waldmeier seit 23 Jahren in der Dokumentationsstelle nach fotografischen Trouvaillen der Oberriedner Vergangenheit. «Für das Jahr 2022 habe ich mich dem Thema Pause gewidmet», erklärt er.

Zwar zeige sich das übergeordnete Thema nun nicht bei allen Kalenderbildern auf den ersten Blick. Doch bei vielen Fotos komme aufgrund der Idylle Ferienstimmung auf. Oder es seien Menschen zu sehen, die «während einer kurzen Verschnaufpause» abgelichtet wurden.

Der Kalender 2022, den Interessierte im Ortsmuseum oder auf der Gemeindeverwaltung erwerben können, enthält unter anderem diese fünf Sujets:

Das Lusthäuschen

Ungefähr 100 Jahre alt soll das filigrane Häuschen an der Winkelhaldenstrasse sein. 

Die Titelseite des Kalenders für das Jahr 2022 ziert ein interessantes Häuschen aus Holz. Das Gartenhäuschen – oder «Lusthäuschen» – befindet sich noch immer an der Winkelhaldenstrasse, direkt neben der zurzeit entstehenden Wohnsiedlung Winkelhalde. «Das Häuschen ist ungefähr 100 Jahre alt und fasziniert auch dank des Doppeldachs aus Holz. Wann es genau gebaut wurde, wissen wir aber nicht.» Es hat laut Waldmeier als Ort für kleine Feste oder den Kindern zum Spielen gedient.

Das Restaurant der Flugzeugbauer

Das Restaurant J. Bindschädler (hier um 1910) wurde später in «Restaurant zur Flughalle» umbenannt. 

Eine alte Postkarte findet sich auf dem Kalenderblatt vom Januar. Sie zeigt das alte Restaurant J. Bindschädler an der Seestrasse um 1910. Und grüsste den Empfänger der Postkarte aus dem Scheller in Oberrieden. «Die abgebildete Dampflokomotive hat mir imponiert», erklärt Waldmeier. Interessant ist auch, dass das Restaurant nach 1920 und dem Bau der ersten Flugzeugfabrik der Schweiz in «Restaurant zur Flughalle» umbenannt wurde. Das Wirtshaus, das an der unbefestigten Seestrasse lag, hatte zu dieser Zeit sicherlich mehr Gäste zu verzeichnen durch die Fabrikarbeiter. «Auch Fabrikgründer Alfred Comte ist hier für das flüssige Brot eingekehrt.»

Die «Carfahrt»

Die Oberriedner Firma P. Flachsmann transportierte 1922 auf abenteuerliche Weise Personen. 

«Hier sieht man eindeutig, dass Ferienstimmung herrscht», meint Waldmeier schmunzelnd. Mit diesem Automobil hat das Oberriedner Transportunternehmen um 1922 Leute von A nach B gebracht. Gemäss dem Dorfchronisten war der abgebildete Wagen eines der ersten Fahrzeuge der Firma. 20 festlich angezogene Personen fanden auf der Ladefläche des mit Blumen geschmückten Automobils Platz. Ob tatsächlich eine Frau am Steuer sass oder sie lediglich für das Foto dort posierte, ist unklar. «Wir wissen auch nicht, ob es sich um einen Vereinsausflug gehandelt hat und vor welchem Gebäude diese Oberriedner posierten.»

Die Idylle am Zürichsee

1903 war auf der Seestrasse (in Richtung Horgen) noch nicht viel los. 

Die pure Idylle ist auf dem Juli-Kalenderblatt abgebildet. Im Jahr 1903 wuchsen die Reben in Oberrieden bis ans Seeufer. Ein kleines Dampfschiff legt gerade an der Schifflände in Oberrieden an. Spazieren auf der Seestrasse war 1903 problemlos möglich. Wobei «Strasse» ein grosses Wort ist. «Viel eher müssen wir hier noch von einem Strässchen sprechen», sagt Werner Waldmeier. Es wurde laut dem Dorfchronisten erst 1929 gepflastert.

Der gefragte Sekundarlehrer

Sekundarlehrer Wiederkehr war den Oberriednern 1000 Franken wert. 

Das September-Bild zeigt den ersten Sekundarlehrer, Herrn Wiederkehr, im Dorf bei der Weinlese. Dieser hatte die Bauerstochter der Oberriedner Familie Scheller geheiratet. Auch seine beiden Töchter und zwei Helfer sind abgebildet. «Es ist doch erstaunlich, dass selbst ein Sekundarlehrer Reben und eine eigene Traubenpresse besass.» Der Dorfchronist erzählt, dass der Lehrer eigentlich eine Stelle in einer anderen Gemeinde gefunden hatte. «Die Oberriedner mochten den Lehrer jedoch so sehr, dass sie ihm Gold im Wert von 1000 Franken schenkten, damit er im Dorf blieb.» Was er dann auch tat.

Der Kalender kostet 25 Franken. Erhältlich ist er auf der Gemeindeverwaltung, im Ortsmuseum oder auf Bestellung per Mail: ortsmuseum.OB1@oberrieden.ch.

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