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250 Jahre Ortsgeschichte
Was Oberrieden ausmacht, erfährt man jetzt in einem Buch

Für die Jubiläumschronik zur Oberriedner Ortsgeschichte hat Historiker Adrian Scherrer intensiv recherchiert. 
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Es gibt nicht viele Gemeinden, die einen «Geburtstag» haben, der sich an einem genauen Datum festmachen lässt. Die Gemeinde Oberrieden jedoch hat ihn. Es ist der 13. Mai 1773. An diesem Tag genehmigte der Kleine Rat der Stadt Zürich die Trennung von Horgen und gab Oberrieden die Rechte einer eigenständigen Gemeinde. Jener Tag jährt sich am Samstag zum 250. Mal. Grund genug für die Gemeinde Oberrieden, ein Dorffest zu feiern

Pünktlich zum Jubiläum gibt die Gemeinde eine Dorfchronik heraus. «Sternstunden – 250 Jahre Oberrieden», lautet der Titel des Buchs. Konzipiert wurde es vom Wädenswiler Historiker Adrian Scherrer. Er ist für seine Recherchen in den Keller des Schulhauses Pünt hinabgestiegen, wo sich die Dokumentationsstelle Oberrieden befindet.

«Die Geschichte des Dorfs ist sehr gut dokumentiert», sagt Scherrer, «das hat die Gemeinde all ihren akribischen Dorfchronisten zu verdanken.» Diese hätten nicht nur Schriftstücke dokumentiert, sondern auch die Gemeinde und das Leben in ihr fotografisch festgehalten. Wichtig für Scherrer und die beiden Mitautorinnen Gaby Schneider aus Oberrieden und Angela Bernetta aus Kilchberg war es aber auch, mit aktuellen Zeitzeugen zu sprechen. 

Ein Ort für die Körperpflege

Entstanden ist ein Buch mit sieben Kapiteln. Diese sind nicht chronologisch, sondern thematisch geordnet. «Die Leserinnen und Leser haben so die Möglichkeit, in den verschiedenen Kapiteln zu schmökern, ohne dass sie die rund 150 Seiten von vorne bis hinten durchlesen müssen», sagt Scherrer. 

So erfährt man gleich im ersten Kapitel «Raum – Das Dorf zwischen See und Wald», dass der Name der Gemeinde «ob dem Ried» bedeutet. Er bezeichnet eine Siedlung, die oberhalb eines mit Schilf bewachsenen Geländes liegt. Bis heute liegt der Dorfkern nicht direkt am Seeufer und dennoch spielt der See seit jeher eine wichtige Rolle für die Oberriednerinnen und Oberriedner. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts war der Badeplatz im Ried, im Gebiet der heutigen Badi, eine Badeanstalt, liest man im Buch. Er diente als Ort der Körperpflege. 

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Nach einem Umbau wurde in der Badi im Mai 2003 ein Eröffnungsfest gefeiert.  
Im Jahr 1917 wurde in Oberrieden ein Kastenbad mit getrennten Badeabteilen für Männer und Frauen gebaut. 
Bis 1975 befand sich das Kastenbad am Ufer des Zürichsees in Oberrieden. Dann wurde es abgebrochen und das Strandbad gebaut. 

Eine für damalige Verhältnisse moderne Badeanstalt wurde 1917 eröffnet. Diese musste jedoch 1975 einem Neubau weichen, da sie baufällig war. Bis heute nutzen viele Badegäste am gleichen Ort, wo sich damals die Badi befand, den Einstieg für einen Schwumm im See. 

Doch nicht nur die baulichen Veränderungen prägten Oberrieden, sondern vor allem die Bewohnerinnen und Bewohner der mit 5280 Einwohnern kleinsten Gemeinde am Zürichsee, wie man aus dem Buch erfährt. «Während meiner Recherche ist mir aufgefallen, wie sehr die Oberriednerinnen und Oberriedner von jeher bemüht waren, den dörflichen Charakter der Gemeinde zu erhalten», schildert Scherrer.

Ärger um Zubringerstrasse

Das zeige sich in der Ortsplanung und insbesondere darin, mit welcher Vehemenz sich die Einwohner Oberriedens gegen eine vom Kanton geplante Zubringerstrasse zur Autobahn wehrten. Diese sollte vom Tannenbach am Dörfli vorbei und über die Zürcherstrasse in Thalwil zum Autobahnanschluss Thalwil führen. Doch die Wogen gingen so hoch, dass sogar das Schweizer Fernsehen von einer Informationsveranstaltung im Jahr 1972 berichtete.

«Laut mündlicher Überlieferung soll Regierungsrat Alois Günthard nach einer Provokation ausgerufen haben, er werde persönlich dafür sorgen, dass Oberrieden an keiner Autobahnausfahrt bezeichnet werde», erzählt Scherrer. Ob Günthard das wirklich gesagt hat, sei dahingestellt. Tatsache ist, dass Oberrieden tatsächlich bis heute nicht ausgeschildert ist. 

Die Bauarbeiten an der Autobahn A3 begannen 1961. Durch den Neuforst wurde eine Schneise geschlagen. Bis heute weist kein Autobahnschild auf Oberrieden hin. 

«Als wenig fortschrittlich und verschlossen gegenüber Neuem kann man Oberrieden jedoch nicht bezeichnen», wirft Scherrer ein. Im Gegenteil. Denn 1966 war Oberrieden eine von nur 18 Gemeinden, die das Frauenstimmrecht mit 55 Prozent Ja-Stimmen befürworteten. Hingegen lehnte die Mehrheit der Männer die Einführung des Frauenstimmrechts auf kantonaler Ebene an der Urne ab. 

Scherrer vermutet, dass die progressive Haltung der Oberriedner der Gründung des Frauenpodiums zu verdanken ist, dessen ersten Vorsitz Gertrud Hilty (1928-1997) innehatte. Mit Diskussionsveranstaltungen und Informationskampagnen hatte sie sich ab 1966 für das Frauenstimmrecht starkgemacht. 

Persönlichkeiten in Oberrieden

Erwähnt werden im Buch noch weitere Persönlichkeiten, die sich in den vergangenen 250 Jahren einen Namen machten und in Oberrieden lebten. Wie zum Beispiel Alfred Comte (1895- 1965), einer der bedeutendsten Schweizer Flugpioniere. Oder Marta von Meyenburg (1882-1972), eine der Wegbereiterinnen der Sozialarbeit und der Berufsbildung. Nach ihr ist die Martastrasse in Zürich benannt. 

Einen Platz im Buch hat auch Skilegende Roger Staub. Dies, obwohl er keinen engen Bezug zu Oberrieden hatte und auch nie am Zürichsee wohnte. Aber Oberrieden war sein Heimatort, weil seine Vorfahren von hier stammten, wie im Buch zu lesen ist. Kurz nach seinem Olympiasieg im Februar 1960 erlaubte sich der «Anzeiger des Bezirks Horgen» daher einen Aprilscherz. Die Zeitung kündigte eine Autogrammstunde im Oberriedner Gemeindehaus an. Man ging im Gemeindehaus davon aus, dass der Goldmedaillengewinner nichts davon erfahren würde. Zur grossen Überraschung tauchte Roger Staub jedoch auf und stattete der Gemeinde einen Besuch ab. 

Gemeindeschreiber Max Biber (links) und Gemeindepräsident Gottfried Staub (rechts) waren überrascht, dass ein Aprilscherz 1960 Skirennfahrer Roger Staub nach Oberrieden gelockt hatte. 

Neben der Anekdote zu Roger Staub erfährt man in «Sternstunden» noch viele weitere lustige und wissenswerte Geschichten über das kleinste Dorf am Zürichsee und was dieses so charmant und lebenswert macht.  

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