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Erinnerungskultur in den USA
Grösste Südstaaten-Statue darf vom Sockel geholt werden

Konföderierten-General Robert E. Lee: Nach 130 Jahren vom Podest gehoben. 
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Im Streit um den Umgang mit dem Erbe der Sklaverei ist im US-Bundesstaat Virgina die grösste Südstaaten-Statue der USA entfernt worden. Die zwölf Tonnen schwere Reiterstatue des Konföderierten-Generals Robert E. Lee in Virginias Hauptstadt Richmond wurde am Mittwoch mit einem Kran von ihrem zwölf Meter hohen Podest gehoben. Hunderte jubelnde Menschen verfolgten den Abbau des Monuments.

Virginias demokratischer Gouverneur Ralph Northam sprach von einem «historischen Tag». Der Bundesstaat könne jetzt nach vorne blicken und zeigen, dass er für «Vielfalt» stehe und jeden willkommen heisse. Die Statue soll in einem Lager aufbewahrt werden, bis beschlossen ist, was mit ihr passiert. Die Zukunft des Granit-Podestes ist ebenfalls noch nicht geklärt.

Die Reiterstatue war 1890 in Richmond – im Amerikanischen Bürgerkrieg die Hauptstadt der Südstaaten – aufgestellt worden. Nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis im Bundesstaat Minnesota im Mai 2020 ordnete Northam an, das Monument zu entfernen. Vergangene Woche gab der Oberste Gerichtshof von Virginia schliesslich nach langen Rechtsstreitigkeiten grünes Licht für den Abbau.

Floyds Tod hatte nicht nur landesweite «Black Lives Matter» Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt gegen Schwarze ausgelöst, sondern auch eine intensive Debatte über Geschichte und Erbe der Sklaverei. Im Amerikanischen Bürgerkrieg von 1861 bis 1865 hatten die Südstaaten für den Erhalt der Sklaverei gekämpft.

Der Umgang mit Statuen, die Generäle der Konföderierten ehren, sorgt immer wieder für hitzige Debatten. Kritiker sehen sie als Symbole des Rassismus und Verklärung der Geschichte des Bürgerkriegs. Insbesondere konservative Politiker argumentieren dagegen, die Statuen würden das historische Erbe des Südens würdigen. Ein Abbau der Monumente bedeute, Geschichte auszulöschen.

Im Juli wurde in der ebenfalls in Virginia gelegenen Stadt Charlottesville eine andere bekannte Statue von General Lee entfernt. Ein Streit um das Schicksal des Standbilds hatte 2017 zu heftigen Auseinandersetzungen geführt. Bei einer Demonstration rechtsextremer Gruppen für den Erhalt des Denkmals wurde eine Gegendemonstrantin getötet.

Von Mexiko bis Zürich

Nicht nur in den USA wird mit dunklen Kapiteln der Geschichte gerungen. Im Zuge der «Black Lives Matter»-Proteste rückte der Umgang mit Denkmälern, welche für in Sklavenhandel verstrickte Persönlichkeiten errichtet wurden, weltweit ins Zentrum der Aufmerksamkeit.

Zum einen legten Demonstrierende selbst Hand an. So zum Beispiel im englischen Bristol, welches als englische Hafenstadt jahrhundertelang vom Sklavenhandel profitierte. Dort versenkten im Juni 2020 Demonstrantinnen eine Statue des Sklavenhändlers Edward Colston im Fluss.

Kurz vor der Versenkung im Fluss: Das heruntergestürzte Denkmal von Edward Colston.

Zum anderen reagierten auch Politiker auf die neu entfachte Debatte zum öffentlichen Umgang mit der Geschichte der Sklaverei. So liess Londons Bürgermeister Sadiq Khan die Bronzestatue des schottischen Sklavenhalters und Kaufmanns Robert Milligan vom Sockel nehmen.

Die belgische Hafenstadt Antwerpen entfernte eine bereits stark beschädigte Statue von König Leopold II. Kurz vor Mexikos 200. Unabhängigkeitstag kündigten nun gemäss AFP auch die Behörden von Mexiko-Stadt an, ein Denkmal von Christoph Kolumbus durch eine Frauenskulptur der ausgelöschten indigenen Kultur der Olmeken zu ersetzen.

Auch in der Schweiz wurde die Aufarbeitung der historischen Verstrickung der Schweiz in den Sklavenhandel durch «Black Lives Matter» befeuert. So gab die Stadt Zürich eine Studie zur Beteiligung der Stadt Zürich und ihren Einwohnern an Sklaverei und Sklavenhandel in Auftrag. Der Bericht des historischen Seminars der Universität zeigte, wie mannigfach die Stadt mit diesem dunklen Kapitel der Geschichte verbunden war.

AFP/jba