Verschärfte MigrationspolitikZahl illegaler Grenzübergänge von der Schweiz nach Deutschland sinkt stark
An der deutschen Grenze wurden 2024 viel weniger illegale Einreisen notiert. Das könnte mit den verstärkten Kontrollen zusammenhängen.

- Die Zahl illegaler Einreisen aus der Schweiz nach Deutschland sank 2024 um 28 Prozent.
- Am Badischen Bahnhof Basel fielen die Zahlen besonders stark.
- Für den Rückgang gibt es verschiedene Erklärungsansätze.
Die Zahl der illegalen Einreisen nach Deutschland ist im Jahr 2024 stark gesunken. 18’500 Menschen wollten im Jahr 2023 die Schweizer Grenze illegal nach Deutschland überqueren und wurden von den deutschen Beamten erwischt. 2024 waren es nur noch 13’000, wie die Bundespolizeidirektion Stuttgart vermeldet. Das entspricht einem Rückgang von 28 Prozent.
Viele der Fälle wurden auch 2024 im Kreis Lörrach aufgedeckt. Dennoch gab es auch am Badischen Bahnhof in Basel einen starken Rückgang. Noch stärker sanken die Zahlen in Basel zwischen dem Bahnhof SBB und Badischen Bahnhof in Basel. Hier greift eine Sonderregelung: Wenn deutsche Beamte Menschen entdecken, die illegal nach Deutschland einreisen wollen, wird ihnen die Einreise automatisch verweigert. Die Zahl dieser Verweigerungen sank von 12’519 (2023) auf 6660 (2024), also um fast die Hälfte.
Weniger illegale Einreisen nach Deutschland dank Grenzkontrollen?
Dabei war die Zahl der illegalen Einreisen nach Deutschland in der ersten Hälfte des Jahres 2024 sogar noch angestiegen. Stationäre Grenzkontrollen gab es damals noch nicht. Die deutsche Regierung hatte im September angekündigt, die Grenzkontrollen zu verschärfen. Vor allem in der zweiten Jahreshälfte gab es dann einen deutlichen Rückgang. Allein im Dezember sank die Zahl der registrierten illegalen Einreiseversuche von 1675 im 2023 auf 677 im 2024.
Die deutsche Bundespolizei veröffentlichte am Montag zudem eine 108-Tage-Bilanz zu den vorübergehend wieder eingeführten Binnengrenzkontrollen. Daraus geht hervor: Im Bereich Baden-Württemberg werden die meisten unerlaubten Einreisen an der Schweizer Landesgrenze notiert – hier sind es fast doppelt so viele wie in Frankreich. Insgesamt 47 mutmassliche Schleuser wurden verhaftet.
Sind die verstärkten Grenzkontrollen Grund für die Rückgänge? Die «Badische Zeitung» berichtet, dass bei illegalen Einreisen immer mehrere Faktoren vorkommen würden. Dazu gehören die Kontrollen Deutschlands. Aber auch Kontrollen anderer europäischer Länder, veränderte Fluchtrouten oder das Wetter würden eine Rolle spielen. Im Bereich Badischer Bahnhof könnte es laut dem Bericht zudem sein, dass sich die besonders hohe Polizeipräsenz herumgesprochen hat. Mittlerweile wird jeder ICE zwischen den Basler Bahnhöfen kontrolliert.
Grenzkontrollen: Volle Wirkung oder Mosaikstein?
Der Chef der deutschen Bundespolizeigewerkschaft, Heiko Teggatz, sieht als Grund für den Rückgang ganz klar die Grenzkontrollen. So sagt er gegenüber der Zeitung, «der erhoffte und von uns prognostizierte Domino-Effekt» sei eingetreten. So hätten andere Länder mit ihren Kontrollen nachgezogen, nachdem der entsprechende Entscheid in Deutschland gefallen war.
Der Rückgang im Südwesten Deutschlands sei darin zu begründen, dass die Schweiz inzwischen «strenger kontrolliere». Sollte dies der Fall sein, dann nicht mit personellen Ressourcen: Bundesrätin Karin Keller-Sutter hatte die Grenzwache in der Region Basel nicht verstärkt. Dafür wurden die deutschen Kontrollen auch auf die französische Grenze ausgeweitet. «Die Grenzkontrollen entfalten ihre volle Wirkung», sagt Teggatz.
Andreas Rosskopf, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei für den Bereich Bundespolizei, führt derweil an, dass Kontrollen zwar richtig seien, aber nur ein «Mosaikstein», um illegale Migration einzudämmen.
Die meisten Menschen, die an der deutschen Grenze illegal einreisen, werden bei der Grenzkontrolle übrigens nicht zurückgewiesen. Von den 13’000 registrierten Fällen wurden 2024 nur knapp 4900 an der deutschen Grenze zurückgewiesen. Im Bereich Baden-Württemberg wurden seit Mitte September 2915 Menschen in die Schweiz zurückgewiesen.
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