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Tipps vom Profi
Wie Graveler sicherer unterwegs sind

UCI Gravel World Champions Men 2024 LEUVEN, BELGIUM - OCTOBER 06 : Mohoric Matej SER , Van Der Poel Mathieu NED during the 3th UCI Gravel World Championships Men race with start in Halle and finish in Leuven on October 06, 2024 in Leuven, Belgium, 06/10/2024 Leuven Belgium PUBLICATIONxNOTxINxFRAxBEL Copyright: xDavidxPintensx
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Das Gravelvelo: Für Einsteiger und Wiederentdecker

Bereits vor knapp einem Jahrzehnt kamen die ersten Gravelvelos auf den Markt, und zwar in den USA. Es dauerte eine Weile, bis sich dieses Velo auch in Europa etablierte. Hier hatte es lange gegen das Vorurteil zu kämpfen, dass es nichts anderes sei als ein Marketingcoup der Veloindustrie. Landläufig herrschte die Meinung: Für Touren abseits der Strasse gibt es das Mountainbike und für Hartgesottene das Radquervelo. Als die Pandemie die Nachfrage nach Zweirädern befeuerte, war das Gravel jedoch besonders gefragt. Heute hat es den Renner ein-, wenn nicht gar überholt.

Für Matej Mohoric, erfolgreicher Rennradprofi im Team Bahrain Victorious und Gravelweltmeister von 2023, ist klar: «Viele Leute, die in den Radsport Einsteigen oder ihn wiederentdecken, wählen ein Gravel.» Das Velo sei vielseitig einsetzbar und eigne sich ganz besonders, um damit «einfach auszuprobieren». Zum Beispiel mit dem Velo zu reisen – weil das Gravel viele Möglichkeiten bietet, Gepäck zu transportieren. Zum Beispiel ein Rennen zu fahren – weil Gravelwettkämpfe nicht so technisch sind wie Mountainbikerennen und nicht dieselben Geschwindigkeiten in grossen Feldern erreichen wie jene auf der Strasse. Und zum Beispiel mal abseits des Asphalts unterwegs zu sein – weil die breiteren und profilierten Reifen für Halt sorgen.

Für den Gewinner des Radsportmonuments Mailand–Sanremo ist das Gravel im Training oft die erste Wahl. Denn: «Man kann damit vielerorts eine schönere Runde drehen als mit einem Rennvelo.» Damit liessen sich die verkehrsreichen Strassen meiden, man gelange an Orte, wo grundsätzlich weniger Menschen unterwegs sind, und «erlebt die Natur intensiver, weil man mittendrin und oft auch langsamer unterwegs ist».

Beliebte Rennen: Hobbyfahrer auf derselben Strecke wie ihre Idole

Der Graveltrend lässt in den Feriendestinationen entsprechende Angebote entstehen. Veloreisen mit leichtem Gepäck sind gefragter denn je. Immer zahlreicher werden zudem die Gravelrennen. Schon länger existieren in der Schweiz das Gravel Race in Bern oder das Momo Gravel Race in Mendrisio. Und allein dieses Jahr sind gleich zwei Rennen im Wallis dazu gekommen, mit denen sich die Amateure in ihrer Altersklasse für die Weltmeisterschaft qualifizieren können. Diese fand vor einer Woche in Flandern statt. Mit dabei war auch Titelverteidiger Mohoric. Allerdings musste er dort das Regenbogentrikot an den Niederländer Mathieu van der Poel weitergeben.

Trotzdem ist er begeistert von der Stimmung am Streckenrand und sagt einige Tage später im Gespräch: «Die Belgier haben es geschafft, eine für die Zuschauer packende Veranstaltung auf die Beine zu stellen. Das ist wichtig für die Zukunft dieser Disziplin.» Diese hänge aber auch davon ab, welche grossen Namen vom Strassenrennsport sich künftig in den Gravelsattel schwingen würden. «Sie locken nicht nur das Publikum an, sondern auch Gravelerinnen und Graveler, die es reizt, auf derselben Strecke zu fahren wie ihre Idole.»

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Längere Distanzen: Konzentration wird zur Knacknuss

Er selbst sei zwar «auf der Strasse zu Hause», wie Mohoric sagt, möge aber die Abwechslung, die ihm die Gravelrennen böten. Diese führen über längere Distanzen als im Radquer oder Mountainbike. Zum Vergleich: Die Strecke der Gravel-WM 2024 führte für die Frauen über 134, für die Männer über 181 Kilometer. Währenddessen dauern Radquer-Rennen nur gerade eine – dafür sehr intensive – Stunde. Mountainbiker kämpfen knapp anderthalb Stunden um ihre Titel.

«Wer mit dem Gravel unterwegs ist – ob im Rennen oder auf einer Tour –, muss also in der Lage sein, sich über mehrere Stunden lang voll zu konzentrieren», sagt Mohoric. Anders als auf der Strasse wechsle der Untergrund immer wieder, enge Kurven folgten auf kleine, aber knackige Anstiege. «Auf all das muss man rasch reagieren, weil man schneller unterwegs ist als etwa auf dem Bike.»

Das Velo: Wie ein Renner, nur komfortabler

Dem Umstand, dass die Gravelerinnen länger und auf unebenem Terrain unterwegs sind, haben die Hersteller inzwischen Rechnung getragen. Sie haben den von den Rennrädern übernommenen Rahmen komfortabler gemacht: «Der Radstand der Velos ist länger, genauso wie das Steuerrohr – das bringt mehr Ruhe in die Fahrt», sagt Mohoric. Die profilierten Pneus sorgen zudem für den nötigen Halt. Diesen könne man bei Bedarf noch erhöhen, mit breiten Reifen «und möglichst wenig Druck». Er empfiehlt dann aber die schlauchlosen Modelle, weil diese mit wenig Luft weniger pannenanfällig seien.

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Sicher unterwegs: Vorausschauend fahren

Der ehemalige Gravelweltmeister rät für eine sichere Fahrt – egal, ob bei einem Rennen oder einer Tour – den Blick nach weit vorne auf den Weg zu richten. «Wer sieht, was ihn 30 oder 50 Meter weiter vorne erwartet, hat die nötige Zeit, darauf zu reagieren. Diese fehlt mir, wenn ich nur gerade einen Meter vorausschaue.»

Die im Vergleich zum Mountainbike schmalen Gravelreifen bieten gerade in Kurven weniger Grip. Darum heisst es: Im Sattel sitzen bleiben, das bringt mehr Gewicht aufs Hinterrad, was dessen Halt erhöht. Geht es bergab, muss der Fahrer sein Tempo unbedingt schon vor dem Rank drosseln. Wer das erst in der Kurve tut, riskiert einen Sturz. Das Bein auf der Kurvenaussenseite bleibt zudem gestreckt, auf dieses Pedal gehört Druck, das sorgt für zusätzlichen Halt.

Grundsätzlich empfiehlt Mohoric, bei unebenem Gelände dem Velo «zu vertrauen». Heisst: Lockerer Griff, damit das Vorderrad seinen Weg im Kies findet – ganz besonders, wenn dieses tief ist.

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Pannen: Ein wertvoller Trick des Cracks

Matej Mohoric ist nicht nur ein versierter Techniker auf dem Rad, sondern auch ein kreativer Mechaniker im Fall eines Platten. Der Slowene hat vor wenigen Tagen geschafft, was sogar Mac Gyver vor Neid erblassen liesse: Er fing sich auf dem Weg an ein Rennen auf der italienischen Autobahn einen Platten ein. Das Notfallkit des Wagens taugte allerdings wenig, um den Reifen zu flicken. «Mir kam in den Sinn, dass ich das Reparierset für mein Gravel dabeihabe», sagt er im Interview. Und so flickte er den Autoreifen kurzerhand mit dem Velo-Werkzeug. «Es hat gerade gereicht, um zur nächsten Tankstelle zu fahren», sagt er schmunzelnd.

Wer gravelt, sollte zumindest die wichtigsten Handgriffe kennen, um auf Pannen zu reagieren. «Auch da unterscheidet sich die Disziplin vom Strassenradsport», sagt Mohoric. Die Graveler seien vielfach irgendwo in der Natur auf sich gestellt – auch bei den Rennen. «Doch weil das Terrain ruppiger ist als der Asphalt, kommen Pannen auf Naturwegen häufiger vor.»

Mohorics Wunderwerkzeug sind in diesen Fällen Patchs, die eigentlich auf Löcher von Schläuchen geklebt werden. «Sie helfen auch, wenn der Reifen ein Loch hat», sagt er. Einfach die Reifeninnenseite gut reinigen und Patch von innen aufs Loch kleben. «So kommt man wenigstens bis zur nächsten Werkstatt.»