Falsche GPS-SignaleRussische Hacker sollen Tausende britische Ferienflüge attackiert haben
Die Europäische Agentur für Flugsicherheit hat einen «starken Anstieg» dieser Attacken festgestellt, ohne jedoch die Verantwortlichen zu benennen. Experten sind sich sicher, dass Russland dahintersteckt.

Russland wird verdächtigt, «extrem gefährliche» Angriffe auf elektronische Systeme Tausender britischer Urlaubsflüge verübt zu haben, wie es aus Luftfahrtkreisen verlautete. Allein im letzten Monat wurden über 350 mutmassliche Angriffe pro Woche registriert.
Insgesamt sollen bereits 46’000 Flüge zwischen August und März über der Ostseeregion Probleme mit der Satellitennavigation gehabt haben. Darunter befanden sich 2309 von Ryanair, 1368 Flüge von Wizz Air, 82 British-Airways- und vier Easyjet-Flüge.
Signale vom Pseudolit statt Satellit
Die Flugzeuge scheinen unter GPS-Störungen und -Spoofing zu leiden. Dabei werden falsche Positionsdaten erzeugt und übertragen. Die Störsignale gaukeln dem Piloten vor, dass sich das Flugzeug an einem anderen Ort befindet, als es tatsächlich ist. Die Störsender befinden sich meistens auf der Erde und bilden das Signal von Satelliten nur nach. Sie werden auch als Pseudolit bezeichnet.
Die Europäische Agentur für Flugsicherheit verzeichnete bereits im Januar einen «starken Anstieg» der Störungs- und Spoofing-Angriffe und warnte davor. Wer dahintersteckte, konnte die Behörde allerdings nicht sagen.
30-Minuten-Angriff auf Maschine mit Minister an Bord
Britische Branchenexperten sind der Überzeugung, dass die russischen Streitkräfte hinter den Angriffen stecken. Erwähnt wird in diesem Zusammenhang auch eine GPS-Attacke während eines Fluges der Royal Air Force über Polen. An Bord war Verteidigungsminister Grant Shapps. Die Attacke soll das Flugzeug «lahmgelegt» haben, heisst es. Für den «völlig unverantwortlichen» Angriff wurde Russland verantwortlich gemacht.

So soll das GPS-Signal etwa 30 Minuten lang gestört worden sein, als die Dassault Falcon 900LX in der Nähe der russischen Ostsee-Exklave Kaliningrad flog – die zwischen Litauen und Polen liegt und Russlands westlichstes Territorium in Europa ist.
Britische Verteidigungsbeamte haben Moskau bereits zuvor beschuldigt, GPS-Signale über dem Militärstützpunkt Akrotiri auf Zypern zu stören. Es wird angenommen, dass die russischen Störgeräte im nahe gelegenen Syrien stationiert sind.
Dauerbefehl zur GPS-Störung
Der Kriegsexperte Dr. Jack Watling erklärte gegenüber der Zeitung «The Sun», dass Russland schon seit langem mit GPS-Störungen arbeite und diese über die Grenzen der Nato hinaus projiziere. «Überall dort, wo es eine grosse russische Garnison gibt, wird GPS blockiert, so auch in Kaliningrad», sagte er. «Sie haben das Zeug einfach eingeschaltet, weil es einen Dauerbefehl gibt.»
Trotz der mutmasslichen russischen Angriffe auf das Satellitennavigationssystem besteht die britische Zivilluftfahrtbehörde (CAA) weiterhin darauf, dass das Fliegen sicher ist. Sie weist darauf hin, dass es mehrere «Protokolle zum Schutz der Navigationssysteme von Verkehrsflugzeugen» gibt.
Ein absehbares Ende der Störungen ist so schnell nicht in Sicht: Cyrille Rosay, Experte für Cybersicherheit bei der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (Easa), sagte dazu: «Wir möchten, dass sich die Situation verbessert. Aber ich denke, der beste Weg, die Situation zu verbessern, ist, die Kriege zu beenden – wenn die vorbei sind, verhält sich das GPS wieder normal», sagte er im Februar gegenüber dem SWR.
red/nag
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