Glosse zu kuriosem Foto des WeltstarsWogegen Robbie Williams in der Schweiz sonst noch protestieren wird
Käse ohne Löcher, Kühe ohne Kuhglocken, SP mit Glamour: Endlich kommt ein bisschen Leben in den Schweizer Politbetrieb, insbesondere in den Wahlkampf 2023.
Er war in der Vergangenheit bei seinen Auftritten nicht immer ganz nüchtern, aber bei seiner jüngsten Show scheint es sich tatsächlich um trockenen Humor zu handeln. Robbie Williams neuestes Videofilmchen auf Instagram zeigt, wie er in seinem neuen Wohnort Gstaad in kurzer Hose und grässlichen Sandalen sowie mit einem Pappschild in der Hand gegen einen Verkehrskreisel protestiert. «Say no to Roundabouts» steht auf dem Karton, und der 49-jährige Megastar und Multimillionär blickt fest und entschlossen in die Kamera – ganz wie ein Mann, der seine Bestimmung gefunden hat.
Es ist erfrischend, dass für einmal nicht für den Klimaschutz protestiert wird, sondern sich ein Mensch einem tatsächlichen Problem zuwendet. Erfreulich ebenfalls, dass Williams sich nicht an der Strasse anklebte, sondern einfach dasteht – er zeigt damit beides: politische Sensibilität und politische Showmanship.
Exklusivauftritt in «Glanz & Gloria»
Es ist somit eine grosse Chance für die Schweiz, dass Robbie Williams auf Instagram seine Dienste als «bezahlter prominenter Demonstrant» anbietet, und zwar, wie er schreibt, zu einem günstigen Honorar. Tatsächlich scheint es, als hätte unser Land, das derzeit müde und matt im Wahlkampf liegt, auf solch ein Angebot nur gewartet. Jedenfalls war am Freitag aus zuverlässiger Quelle zu erfahren, Williams habe binnen kürzester Frist drei Engagements als Profi-Protestler verbuchen können.
Was wir wissen: Bereits für kommende Woche geplant ist ein Auftritt im Dienste der Stiftung für Konsumentenschutz. Die Organisation kämpft seit langem schon gegen die grossen Löcher im Schweizer Käse, sie scheiterte aber bislang am entschlossenen Widerstand der hiesigen Käseunion («Die Löcher sind nationales Erbe! Das Nichts ist Identität!»). Entertainer Williams soll nun singend dem Konsumentenschutz zum Erfolg verhelfen, er wird den entsprechenden Protestsong – Titel: «Say Cheese! (But say no to holes)» – erstmals und exklusiv in der Vorabendsendung «Glanz & Gloria» singen.
Mattea Meyer ist ein Williams-Fan
Der Berner Oberländer Mutterkuhschutzverband (BOMSV) bestätigte, dass er ebenfalls Williams verpflichten konnte – für die Kampagne «Mehr Schlaf für Kühe». Der BOMSV verlangt bekanntlich das Abschaffen der Kuhglocken, damit sich die Tiere frühmorgens nicht mehr gegenseitig aus dem Schlaf läuten. Die Details der Zusammenarbeit sind noch nicht bekannt, ein BOMSV-Sprecher verriet nur so viel: Williams werde in einer Oberländer Sennentracht «ein humorvolles Zeichen für mehr Rücksichtnahme und Ruhe in den Alpen setzen».
Perfekt scheint schliesslich auch ein dritter Deal. Die Schweizer Sozialdemokratie möchte in einer Williams-Partnerschaft glänzen. Die SP-Spitze klärt ab, wie der Popstar noch vor den Parlamentswahlen in die Partei aufgenommen werden könnte. Co-Parteipräsidentin Mattea Meyer sagte gegenüber dieser Redaktion: «Wir haben erkannt, dass wir in der Abzockerdiskussion immer nur von aussen kritisiert haben. Nun wollen wir endlich auch einen in unseren Reihen!» Williams' Aufgabe wäre es, die Kluft zwischen Arm und Reich zu schliessen.
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