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Meinung

Glosse zu den Wahlen
Michelle Renaud oder: Wahlkampf, bis es wehtut

Michelle Renaud
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BotTalk

Gibt es im Kanton Bern eigentlich noch Politiker, die nie beim Fernsehen waren?

Matthias Aebischer, Ex-«Tagesschau»-Sprecher, will in den Bundesrat. Ueli Schmezer, ehemals «Kassensturz», kandidiert auf der SP-Liste für den Nationalrat. Norbert Hochreutener, auch er ein Ex-Fernsehmann, sass jahrelang für die Berner CVP im Parlament.

Und dann gibt es noch Michelle Renaud.

Zwei Jahrzehnte lang war sie bei Telebärn Moderatorin, pardon!, sie selber nennt das «News Anchor». Doch 2019 hängte Renaud den Fernsehjob an den Nagel und verkündete, sie sei jetzt BDP-Politikerin und wolle direkt in den Nationalrat. Doch dafür reichte es ihr trotz «Anchor Woman»-Bonus 2019 doch nicht ganz. Dafür für die Wahl in den Gemeinderat von Trub, oberes Emmental, 1300 Einwohner. Gäng söfu.

Seit April ist sie mit ihrem Wahlkampfmobil – Renaud im Renault! – im Kanton unterwegs.

Doch jetzt sind zum Glück schon wieder Nationalratswahlen. Und Michelle Renaud, inzwischen mit ihrer BDP zur Mitte fusioniert, gibt alles. Seit April (!) ist sie mit ihrem Wahlkampfmobil – Renaud im Renault! – quer durch den Kanton unterwegs. Kaum eine andere der schweizweit fast 6000 Kandidierenden für den Nationalrat startete den Wahlkampf so früh.

Keine Hundsverlochete im Berner Jura zu unbedeutend, kein Flohmarkt im Saanenland zu abgelegen, um dort nicht exklusive Gadgets zu verteilen: Michelle-ins-Bundeshaus-Münzen, die die potenzielle Wählerin ins Migros-Wägeli schieben kann. Oder hölzerne Rüstbrettchen mit ihrem Bildnis – worauf würde der geneigte Wähler lieber Zwiebeln schneiden?

Mit Vorliebe besucht Renaud Anlässe, an denen sich Bundesratsmitglieder herumtreiben, denn das ergibt Selfies für Facebook und Wichtigkeit für die Kandidatin: Renaud mit Viola Amherd, Renaud mit Samuel Schmid, Renaud mit Albert. Gemerkt? Frau ist Duzis! Zur Abwechslung darf es mal ein Schwingerkönig sein.

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Was eine richtige Kandidatin ist, hat natürlich auch ein richtiges Wahlkampf-Motto. Es lautet – Tataaa!: «Nah bei den Leuten». Die Nähe zu den Leuten suchte Renaud im Juni sogar auf dem Camping von Salavaux am Murtensee. Ist ja klar: Was kann einem Campinggast in den Ferien Tolleres passieren als eine übermotivierte Nationalratskandidatin, die nebenan ihr zum Camper umfunktioniertes Wahlkampfmobil aufstellt?

Wo immer Michelle Renaud auf ihrer Tour de Berne auch hinkommt: Sie kann es selber kaum fassen, wie wahnsinnig berühmt sie ist. «Ich brauche gar keinen Stand – die Menschen sprechen mich an, es gibt wunderbare Gespräche. Über Politik, aber auch über meine Zeit bei Telebärn. 20 Jahre am Bildschirm wirken lange nach», twittert sie aus Burgdorf.

Sie veröffentlicht, voll innovativ, in den sozialen Medien von sich auch Videos. Dann würden viele Menschen denken, sie hätten das Video auf Telebärn gesehen, verrät Renaud. «Ein Vorteil für TV-Promis im Wahlkampf.»

Ihr Eifer erinnert ans «Dschungelcamp»: «Ich bin ein Star – lasst mich dort rein!»

Am Abend twittert sie dann von zu Hause: «Du sitzt müde und etwas abgekämpft auf dem Sofa, dein Mann bringt Dir ein Glas Wein und meint: ‹Sag mir eine Nationalratskandidatin oder einen Nationalratskandidaten, welche/r bereits mehr als 3500 Mal am TV war …›».

Und wie sich ihre Prominenz erst potenziert, wenn sie mit ihrer Wahlkampfhelferin, der Berner Alt-Finanzdirektorin Beatrice Simon, unterwegs ist! «Entweder sie wird erkannt oder ich. Oder wir beide.» Michelle Renaud im Wahlkampf für den Nationalrat, das ist wie eine neue Staffel des «Dschungelcamps»: «Ich bin ein Star – lasst mich dort rein!»

Im August war Michelle Renaud im Nationalratssaal schon mal probesitzen, machte ein Selfie (what else?) und schrieb dazu: «Wieder im Parlamentsgebäude – man könnte sich tatsächlich daran gewöhnen.»

Und wir?

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