Nachruf auf Giusep FryDer Uetliberg-Patron ist überraschend gestorben
Der 64-jährige langjährige Besitzer des Berggasthofs Uto Kulm ist tot. Er starb am Mittwoch an Herzversagen.
Der ehemalige Uetliberg-Patron Giusep Fry ist tot. Er starb am Mittwoch im Alter von 64 Jahren. «Sein Herz hat völlig unerwartet zu schlagen aufgehört», schreibt sein Sprecher Benjamin Styger in einer Medienmitteilung.
Giusep Fry kam 1983 als Koch und Geschäftsführer auf das Berggasthaus Uto Kulm, das damals noch im Besitz der Schweizerischen Bankgesellschaft (heute UBS) war. Sechzehn Jahre später kaufte er den Betrieb mit Umschwung und Aussichtsturm.
Ein Selfmademan und Netzwerker
Aufgewachsen ist er in Sumvitg in der Surselva, mit seinen beiden Kindern sprach er romanisch. Er war ein Selfmademan, ein charmanter Netzwerker mit dem unbedingten Willen, seine Unternehmen zum Erfolg zu führen.
Dadurch polarisierte er: Die einen hielten ihn für einen begnadeten und gewieften Unternehmer, die anderen warfen ihm vor, er gebare sich auf dem Uetliberg wie ein König.
Tatsächlich machte Fry, tatkräftig unterstützt von seiner Familie, den Uto Kulm zu einem Treffpunkt mit Ausstrahlungskraft weit über die Region hinaus.
Das wiederum war nicht in aller Sinn. Die Konflikte drehten sich stets um eine Frage: Wie viel Betrieb darf es auf dem rund 27’000 Quadratmeter grossen Gipfelplateau geben? Sein hauptsächlicher Gegenspieler war der Verein Pro Uetliberg.
Mit seinen Aus- und Umbauprojekten legte Fry sich immer wieder mit den Behörden und der Justiz an. Das ging so weit, dass er 2014 per Bundesgerichtsentscheid gezwungen wurde, die Überdachung der grossen Terrasse abzureissen. Seither ist es ruhiger geworden um den Uto Kulm.
Diplomatie war für Giusep Fry ein Fremdwort. Dass er oft aneckte, machte ihm wenig aus, dass er immer wieder zurückgebunden wurde, ärgerte ihn jedoch gewaltig. Dabei zeigte er wenig Einsicht, schliesslich ging es um sein Projekt, seinen Uto Kulm, sein Lebenswerk.
Wer Giusep Fry ein bisschen näher kannte, erlebte ihn als herzlichen, immer von Ideen sprühenden Menschen. Einer, der das Leben in vollen Zügen genoss und sich oft auf seine Bündner Wurzeln berief – ein Bündner Steinbock eben.
Als Chef war er ein Patron, wie er im Buch steht: fordernd, aber auch fürsorglich. Und er war ein Familienmensch. Sein Sohn Fabian Fry erklärte 2022 in einem Interview mit dieser Redaktion: «Mein Vater war der Grösste für mich. Ich wollte werden wie er. Ich hatte sogar die gleiche Frisur wie er.»
Dass Giusep Fry im Mai 2022 die geschäftliche Führung des Betriebs seinem damals erst 25-jährigen Sohn übergab und sich fortan auf seine Verwaltungsratsfunktion konzentrierte, kam überraschend. Als er diesen Schritt in einer Pressekonferenz ankündigte, erklärte er, es sei schon speziell, nach vierzig Jahren abzutreten. «Aber wirklich schwer fällt mir das nicht.»
Wirklich schwer fällt aber nun der Familie und den Angestellten der Abschied von Giusep Fry. Mediensprecher Benjamin Styger sagt: «Wir sind alle total schockiert.»
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