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Wechsel auf Zürichs Hausberg
Der König vom Uetliberg gibt das Zepter weiter

Fabian Fry übernimmt von seinem Vater Giusep. Und wird den Betrieb erst einmal verkleinern.
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Auf dem Uetliberg wird vieles anders. Und doch bleibt fast alles gleich. 

Giusep Fry, der 39 Jahre den Gipfel des Zürcher Hausbergs geprägt hat, hört auf. Doch Hotel und Restaurant Uto Kulm bleiben in der Familie. Fry übergibt die Leitung an seinen Sohn, den 25-jährigen Fabian Fry. «Damit ist er fast gleich alt wie ich, als ich hier oben anfing», sagte Giusep Fry an einer Medienkonferenz am Mittwoch.

Für ihn sei mit 63 Jahren der perfekte Zeitpunkt gekommen, um aufzuhören, sagte Giusep Fry. Der Job zerre an einem. «Und ich habe das Glück, einen so tollen Sohn zu haben.» Als Verwaltungsratspräsident kann Fry weiterhin die Strategie mitbestimmen.

Der Vater, der Sohn und die Stadt zu ihren Füssen.

Die Frys sind daran, ihr Unternehmen zu verkleinern und auf das Uto Kulm zu beschränken. Ihr Restaurant Giardino Verde in Uitikon muss Ende Jahr schliessen, weil die Bewilligung ausläuft. «Wir hätten dort gern weitergemacht», sagte Giusep Fry.

Zur Gruppe gehört auch das Restaurant Gmuetliberg, das an der Endhaltestelle der Bahn liegt, ein bisschen unterhalb des Gipfels. Dieses verpachten die Frys neu an die Pointbreak-Gruppe, die unter anderem das Nüni an der Hohlstrasse betreibt. Die neuen Pächter lassen das Restaurant gerade umbauen und eröffnen es Mitte Mai als Hillz wieder. «Es wird einen Wettbewerb geben auf dem Uetliberg. Das haben wir bewusst so eingerichtet», sagte Frys Sprecher Benjamin Styger.

Zu wenig Geld geboten

In den letzten Jahren kamen immer wieder Gerüchte auf, dass Fry sein Unternehmen zu verkaufen versuche. Am Mittwoch bestätigte Styger, dass Gespräche mit verschiedenen Parteien aus dem In- und Ausland stattgefunden hätten. Darunter sei aber kein Angebot gewesen, «das uns ernsthaft hat nachdenken lassen». Derzeit strebe man einem Verkauf nicht an, schliesse ihn aber auch nicht aus. «Wenn jemand mit genug Geld kommt, sind wir nicht abgeneigt», sagte Styger. Zu einem möglichen Preis äusserte er sich nicht. 

Gemäss Styger gehörte auch die Stadt Zürich zu den Interessentinnen. Dies bestätigt Patrick Pons, Sprecher beim Finanzdepartement. «Es hat Gespräche gegeben, und die Stadt hat nach wie vor ein gewisses Interesse.» Die Stadt hatte schon einmal die Möglichkeit, das Uto Kulm zu kaufen. Doch 1976 sagte die Bevölkerung in einer Abstimmung Nein dazu. 

Das Erwägen eines Verkaufs bedeute nicht, dass Fabian Fry den Betrieb nicht habe übernehmen wollen, sagte Benjamin Styger. «Wir sind sehr motiviert und gut aufgestellt.»

Fry musste vieles wieder abreissen

Mit Giusep Fry tritt ein Gastronom ab, der in Zürich wie kein Zweiter polarisierte. 1983 hatte er den Betrieb auf dem Uetliberg als Geschäftsführer übernommen, 1999 folgte der Kauf. Manche feierten Fry als begnadeten und mutigen Unternehmer, der den Zürcher Hausberg wieder zu einer beliebten Adresse gemacht habe. Andere fanden, Fry verhalte sich wie ein König.  

Die Streitereien, die sich Fry und und seine Gegnerinnen lieferten, beschäftigten Justiz, Politik und Medien. Immer ging es um die Frage: Was darf Giusep Fry auf seinem rund 27’000 Quadratmeter grossen Gipfelplateau tun und was nicht? 

Für diesen Wintergarten fehlte die Bewilligung. Heute hat die Terrasse wieder kein Dach mehr. 
So sah es kurz nach dem Abbruch im Jahr 2015 aus. 

Fry selber fand, er dürfe ziemlich viel: Helikopter landen lassen, Parkplätze einzeichnen, Sitzbänke in den Wald setzen, einen Kiosk aufstellen, Bäume fällen, Filme auf einer Freiluft-Leinwand zeigen, die grosse Restaurantterrasse mit einem Wintergarten überdachen. 

Das empörte jene, die den Uetliberg eher als Natur sehen denn als Vergnügungspark. Vor allem der Verein Pro Uetliberg ging mit Klagen gegen Frys Eingriffe vor. Vor den Gerichten bekam er oft recht. Fry wurde immer wieder zurückgebunden. Erstmals im Jahr 2009. Nach langem Hin und Her musste er einen Kiosk abbrechen, den er ohne Baubewilligung aufgestellt hatte.   

«Ich hoffe, dass der Sohn mehr Respekt hat für dieses spezielle Gebiet.»

Margrith Gysel, Verein Pro Uetliberg

Fry bekam aber auch Unterstützung aus der Politik. 2010 passte die bürgerliche Mehrheit im Kantonsrat die Zone auf dem Gipfel an, sodass einige illegal erstellte Teile des Hotels nachträglich gesetzeskonform wurden. 

Das half Fry nur begrenzt. 2014 beschloss das Bundesgericht, dass Fry eine Gartenwirtschaft, eine Lounge und vor allem die Überdachung der grossen Terrasse abreissen müsse. Anstelle des Wintergartens wollte Fry darauf eine Kunsteisbahn auf der Terrasse bauen. Dies lehnte die Gemeinde Stallikon ab. Der Gipfel gehört zu ihrem Gemeindegebiet. 

Seither ist es ruhiger geworden um Fry und seinen Betrieb. Gewisse Dinge hätten sich verbessert, sagt Margrith Gysel, Präsidentin des Vereins Pro Uetliberg. So seien die Autofahrten zurückgegangen. «Das war nur möglich, weil wir immer den Finger darauf gehalten haben bei Herrn Fry und den Behörden.» Für seine Klagen hat der Verein gemäss Gysel seit der Gründung im Jahr 2004 rund 200’000 Franken an Anwaltskosten ausgegeben, alles durch Spenden gedeckt. 

Von Fabian Fry erhofft sich Margrith Gysel, dass er «mehr Respekt hat für dieses spezielle Gebiet, das zum Bundesinventar für geschützte Landschaften gehört». 

Giusep Fry sagte an der Pressekonferenz, dass es schon speziell sei, nach fast 40 Jahren abzutreten: «Aber wirklich schwer fällt mir das nicht.»