Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Prozess in Avignon
Vergewaltig­ungs­opfer Pelicot setzt sich durch: Fotos und Videos der Tat werden öffentlich gezeigt

Gisele Pelicot (C), with her lawyers Stephane Babonneau (R) and Antoine Camus (2ndR, background), leaves for a break at the Avignon courthouse during the trial of her former partner Dominique Pelicot accused of drugging her for nearly ten years and inviting strangers to rape her at their home in Mazan, a small town in the south of France, in Avignon, on October 2, 2024. A court in the southern town of Avignon is trying Dominique Pelicot, a 71-year-old retiree, for repeatedly raping and enlisting dozens of strangers to rape his heavily sedated wife in her own bed over a decade. Fifty other men, aged between 26 and 74, are also on trial for alleged involvement, in a case that has horrified France. The court proceedings, which runs until December, are open to the public at the request of Dominique Pelicot's ex-wife and victim. (Photo by Miguel MEDINA / AFP)
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Vergewaltigungsopfer Gisèle Pelicot hat sich in Frankreich juristisch durchgesetzt: In dem Gerichtsverfahren gegen ihren Ex-Mann und 50 ihrer weiteren mutmasslichen Vergewaltiger sollen Journalisten und Prozessbesucher die Fotos und Videos der sexuellen Gewaltakte nun doch zu sehen bekommen. Dies sei ein «Sieg», sagten die Anwälte der 72 Jahre alten Pelicot am Freitag im südfranzösischen Avignon.

Der Vorsitzende Richter Roger Arata hatte eine frühere Entscheidung rückgängig gemacht. Die Fotos und Videos sollten jedoch nur dann gezeigt werden, «wenn es der Wahrheitsfindung diene», sagte Arata.

Gisèle Pelicots Anwälte begrüssten die Entscheidung. «Die öffentlichen Debatten können dazu beitragen, dass andere Frauen nicht in die Situation geraten», betonte der Anwalt Stéphane Babonneau. Mehrere Anwälte der Angeklagten hatten sich vergeblich gegen die Anwesenheit von Zuschauern und Journalisten ausgesprochen. «Was soll es nützen, diese Abscheu auslösenden Filme zu zeigen?» fragte der Anwalt Olivier Lantelme.

«Die Scham muss die Seite wechseln»

Gisèle Pelicot hatte sich von Beginn an dafür eingesetzt, dass der Prozess nicht wie ursprünglich vorgesehen unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet. «Die Scham muss die Seite wechseln», betonte sie. Sie wird dafür regelmässig auf dem Weg vom und zum Gerichtsaal mit Beifall bedacht. 

Ihr Ex-Mann Dominique Pelicot hatte gestanden, seine Frau über Jahre hinweg immer wieder mit Schlafmitteln betäubt und vergewaltigt zu haben. In mindestens 92 Fällen waren auch fremde Männer beteiligt, die Dominique Pelicot in Internetforen kontaktiert hatte. Den Angeklagten drohen Haftstrafen von bis zu 20 Jahren.

In den vergangenen Prozesstagen hatten mehrere der Mitangeklagten den Vorwurf der Vergewaltigung zurückgewiesen. Manche erklärten, dass sie den Eindruck gehabt hätten, die Frau stelle sich bloss schlafend. Ein anderer bezeichnet sich selbst als «Opfer» von Dominique Pelicot und betonte, aus Angst vor ihm gehandelt zu haben. 

«Sie haben alle Bescheid gewusst»

Wieder ein anderer mutmasste, dass ihm ebenfalls Drogen eingeflösst worden seien, da er sich an nichts mehr erinnern könne. Dominique Pelicot hingegen betonte mehrfach: «Sie haben alle Bescheid gewusst.»

Im September waren vor Gericht erstmals mehrere Fotos und Videos gezeigt worden, die Dominique Pelicot selbst von den Taten angefertigt hatte. Auf seiner Festplatte fand sich ein Ordner «Missbrauch» mit zahlreichen Unterordnern, die mit den Pseudonymen der anderen Männer beschriftet waren.

Beim ersten Mal mussten die Zuschauer den Saal verlassen, Journalisten konnten bleiben. Später entschied der Vorsitzende Richter, dass auch die Journalisten die Bilder nicht sehen sollten. Dagegen hatten die Anwälte sowohl von Gisèle als auch von Dominique Pelicot protestiert. 

AFP/aeg