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Zunahme um 0,1 Prozentpunkt im Mai
Gibt es doch kein Schreckensszenario bei der Arbeitslosigkeit?

Im Gastgewerbe sind bereits 10 Prozent ohne Anstellung: Ein Kellner serviert in Lausanne Getränke.
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Die Folgen der Corona-Pandemie führen in der Schweiz zu einer Rezession und zu Entlassungen. Gleichwohl sind die Arbeitsmarktexperten des Bundes eine Nuance optimistischer geworden.

Die Lage auf dem Schweizer Arbeitsmarkt sei «historisch aussergewöhnlich», sagte Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit im Seco, am Dienstag während einer Telefonkonferenz. «In absoluten Zahlen haben wir im Monat Mai noch nie so viele Arbeitslose gezählt wie in diesem Jahr.»

Konkret erreichte die Zahl der bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) arbeitslos Gemeldeten fast 156'000. Zum Vergleich: Vor einem Jahr waren es nur gut 101'000 gewesen.

Ausserdem sei die Quote vom April zum Mai gestiegen, was laut dem Seco-Experten unüblich ist. Normalerweise gehe die Quote zwischen diesen beiden Monaten zurück. Konkret stieg sie nun im Mai auf 3,4 von 3,3 Prozent, um saisonale Faktoren bereinigt gar auf 3,4 von 3,1 Prozent (zum Bericht: Noch mehr Arbeitslose – vor allem im Gastgewerbe).

Vor der Krise – im Februar – hatte die unbereinigte Ziffer noch bei 2,5 Prozent gelegen, im letzten Sommer war sie sogar auf ein Mehrjahrestief von 2,1 Prozent gefallen.

Keine Einstellungen mehr

Der Grund für die Zunahme der Arbeitslosigkeit sind die Folgen der Corona-Pandemie. Zürcher verwies auf die Betriebsschliessungen, die im Lockdown erfolgten. Angestellte mit befristeten Arbeitsverträgen seien besonders betroffen gewesen.

Viele Firmen hätten zudem Einstellungsstopps verhängt. Solche hätten etwa für die vielen Unternehmen gegolten, die auf das Instrument der Kurzarbeit setzten. «Solche Gesellschaften dürfen in dieser Zeit nur in Ausnahmefällen neue Leute einstellen», so Zürcher. Im Mai gab es laut Zürcher für 38 Prozent aller Stellen Voranmeldungen für Kurzarbeit.

Revisionsbedarf bei Prognose

Doch seit Mai gab es auch verschiedene Lockerungsschritte. Und das Seco ist wegen diesen für die weitere Entwicklung der Arbeitslosenquote etwas optimistischer geworden.

Bei der offiziellen Prognose, die im Jahresdurchschnitt eine Quote von 3,9 Prozent und damit im Jahresverlauf noch einen massiven Anstieg der Arbeitslosigkeit vorsieht, gibt es Revisionsbedarf.

Die Binnenwirtschaft kommt rascher in die Gänge als befürchtet.

Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit im Seco

«Ich persönlich erachte das im Moment als ein zu pessimistisches Szenario», sagte Zürcher, der selber noch vor Monatsfrist für einzelne Monate Quoten von 5 Prozent für möglich hielt. Er wollte sich allerdings auf keine genauen neuen Werte festlegen. Das Seco wird nächste Woche eine aktualisierte Konjunkturprognose inklusive Vorhersage für die Arbeitslosenquote publizieren.

Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit Seco, spricht während einer Medienkonferenz zur Situation des Coronavirus.

Zürcher begründete seine etwas optimistischere Sicht damit, dass der Binnenwirtschaft nach dem Corona-Lockdown «rascher in die Gänge kommen wird als befürchtet». Das schwärzeste Szenario sei unwahrscheinlicher geworden.

Zudem gibt es laut Zürcher bis jetzt keine Meldungen aus den Kantonen von Massenentlassungen im grossen Stil. Und auch bei den Stellensuchenden-Zahlen gebe es keine Anzeichen für bevorstehende Kündigungswellen. Er räumte jedoch ein, dass die Exportwirtschaft und der Tourismus wohl noch längerfristig vor grösseren Herausforderungen stünden. Diese hingen von der internationalen Konjunktur ab.

Kurzarbeit nicht voll ausgeschöpft?

Ein etwas positiveres Bild zeigt sich laut Zürcher auch bei der Kurzarbeit. Erste Zahlen würden darauf hinweisen, dass das Instrument im Monat März etwas weniger stark beansprucht wurde als befürchtet.

Konkret hätten wohl nicht alle Betriebe, die Kurzarbeit vorangemeldet hätten, diese auch tatsächlich umgesetzt. Die Unternehmen hätten aber noch bis Ende Juni Zeit, ihre Abrechnungen einzureichen, erst dann werde das Bild vollständig sein.

Zürcher betonte ausserdem, dass nun die Kontrolle und Missbrauchsbekämpfung eine erhöhte Priorität erhielten. «Wir werden die grossen Fälle suchen, und da kann es dann zu Rückforderungen kommen." Der klassische Fall sei, dass eine Firma Kurzarbeit beantrage und abrechne – die Mitarbeiter aber gar nichts davon wüssten.

Zürcher geht zwar nicht davon aus, dass der prozentuale Anteil der schwarzen Schafe während der Krise zugenommen hat. Weil Kurzarbeit nun aber sehr breit angewandt wird, werde die absolute Zahl gleichwohl steigen.

SDA