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Leck bei der Grossbank?
Gewinnwarnung bei der Credit Suisse

Weiter unter Druck: Thomas Gottstein, CEO der Credit Suisse.
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Das Jahr beginnt für CS-CEO Thomas Gottstein, wie das letzte endete: mit der Ankündigung von weiteren hohen Verlusten. Diesmal sind es neue Rückstellungen für Rechtsfälle, die mit 500 Millionen Franken zu Buche schlagen; das schreibt die Grossbank heute Morgen in einer versteckten Gewinnwarnung. Hinzu kommt ein bereits angekündigter Goodwill-Abschreiber von rund 1,6 Milliarden Franken und der kürzlich erzwungene Rücktritt von Verwaltungsratspräsident António Horta-Osório.

Immer wieder teure Rechtsfälle

Die CS war in den letzten Jahren in viele Rechtsfälle verwickelt und zahlte teilweise hohe Bussen. Seit 2014 waren es mehr als 6 Milliarden Dollar. Die Bank hat sich im vergangenen Jahrzehnt unter der Präsidentschaft von Urs Rohner, der der Bank vorher als Rechtschef diente, einige Skandale geleistet – deutlich mehr als die Konkurrenz.

Letztes Jahr kam zudem einiges neu hinzu, und auch da sieht die CS schlechter aus als die Konkurrenz. Zuerst der Zusammenbruch von Greensill Capital: Die Credit Suisse verwaltete 10 Milliarden US-Dollar, die in den Fonds investiert waren. Dieser ging im März bankrott. Dann kam die Implosion von Archegos. Der Hedgefonds kostete die UBS 861 Millionen Dollar, Morgan Stanley 911 Millionen, die japanische Nomura Holding 2,9 Milliarden Dollar und die CS 5,5 Milliarden Dollar. In beiden Fällen sind teure Rechtsfälle hängig.

Weiter kam letzten Herbst aus, dass die CS beim «Thunfisch-Skandal» in Moçambique «schwerwiegend gegen die Vorschriften zur Bekämpfung der Geldwäsche verstossen» habe, wie die Finanzmarktaufsicht Finma schrieb. Die Bank musste 475 Millionen Dollar an die amerikanische und die britische Aufsicht zahlen. Doch damit nicht genug, in der Sache sind weiter Klagen hängig.

Immer noch nicht bereinigt sind zudem die Skandale der Finanzkrise und die wertlos gewordenen Hypothekarkredite. Die CS hatte, wie zahlreiche andere Investmentbanken auch, in der Vergangenheit sogenannte Residential Mortgage Backs Securities (RMBS), also verbriefte Hypotheken für Einfamilienhäuser in den USA, verkauft. Wer die Verluste tragen muss, darüber wird seit Jahren gestritten. Vor einem Jahr hat die CS da 600 Millionen Dollar bezahlt, wie es weitergeht ist unbekannt. Fazit: Die Skandale und Rechtsfälle werden die Grossbank noch länger beschäftigen.

Im Dezember kam noch eine Strafe hinzu. Die EU-Kartellbehörde hat gegen die Credit Suisse und drei britische Grossbanken eine Busse von insgesamt 344 Millionen Euro verhängt. Die Aufseher warfen den Banken Absprachen im Devisenhandel vor. HSBC bekam mit 174,3 Millionen Euro die höchste Strafe, gefolgt von Credit Suisse mit 83,3 Millionen Euro, Barclays mit 54,3 Millionen und RBS mit 32,5 Millionen Euro. Die Busse der CS war im Vergleich übrigens besonders hoch, weil sie nicht mit den Behörden kooperieren wollte.

Verlust im Investmentbanking

Aber es sind nicht nur die Verluste aus der Vergangenheit, die auf das Ergebnis drücken. Auch das laufende Geschäft kommt nicht zum Fliegen, weder bei der Investmentbank noch im Private Banking. «Die transaktionsbasierten Erträge sowohl in der Investmentbank als auch in den Vermögensverwaltungsgeschäften sind zurückgegangen», schreibt die CS. Dies widerspiegle angeblich die übliche saisonale Abschwächung, aber auch die Rückkehr zu «normaleren Handelsbedingungen» nach dem aussergewöhnlichen Umfeld, das den grössten Teil der Jahre 2020 und 2021 positiv geprägt hat. Wegen ihrer hohen spekulativen Verluste konnte die Bank allerdings von diesen guten Bedingungen nicht profitieren.

Nun hat sich die CS gezwungen gesehen, ihre Risiken zu reduzieren. «In Kombination mit einer Verringerung der allgemeinen Risikobereitschaft, inklusive der Entscheidung, das Prime-Services-Geschäft signifikant zu reduzieren, ergab sich in der Investment-Bank im vierten Quartal ein Verlust», schreibt die Bank, und zwar noch zusätzlich zu der Goodwill-Wertverminderung.

Privatkunden ziehen Geld ab

Im Private Banking sind die Kunden vorsichtiger geworden, darum haben sich die Gebühreneinnahmen verringert. «Die Transaktionsaktivität in den Divisionen International Wealth Management und Asia Pacific hat sich deutlich verlangsamt, wobei letztere vor allem aufgrund der ungünstigen Marktbedingungen in Asien auch einen Abbau der Fremdfinanzierung im Kundengeschäft verzeichnet hat.» Offenbar haben insgesamt die Kunden Geld abgezogen. «Infolgedessen wird der Netto-Neugeldzufluss in den Vermögensverwaltungsgeschäften im vierten Quartal 2021 leicht negativ ausfallen, was jedoch durch Neugeldzuflüsse im Asset Management mehr als ausgeglichen wird», heisst es dazu.

Gab es ein Leck?

Damit die Verluste nicht allzu hoch ausfallen, hat die CS offenbar weiteres Tafelsilber verkauft. «Teilweise ausgeglichen werden die Rückstellungen durch Immobilienverkäufe in Höhe von 225 Millionen Franken», schreibt sie. Dazu muss man wissen: Die Grossbank hat in den letzten Jahren bereits Immobilien im Wert von mehreren Milliarden Franken verkauft, unter anderem das Grieder-Haus, eines der prägendsten Gebäude an der Bahnhofstrasse. Die vollständigen Viertquartals- und Jahresergebnisse für 2021 werden am Donnerstag, 10. Februar bekannt gegeben.

Fragt sich, warum die CS bereits heute mit den schlechten Zahlen herauskommt. Interessant ist, dass der Kurszerfall an der Börse bereits gestern begann. Damit stellt sich die Frage, ob es zu einem Leck kam. Die CS will sich dazu nicht äussern. Die Aktien der Credit Suisse schlossen jedenfalls am Montag mit einem Minus von 6,80 Prozent (UBS minus 4.7) bei 8.28 Franken auf einem neuen Tiefstpunkt. Damit sind die CS-Aktien gerade noch halb so viel Wert wie jene der UBS. Letztes Jahr war die CS mit einem Minus von 22 Prozent Wertverlust der grösste Verlierer unter den grossen Schweizer Firmen (SMI) und sie hat dieses Jahr weitere acht Prozent an Wert verloren, die UBS blieb stabil.

*Der Artikel wurde aktuell ergänzt