AboKaltërina Latifi über Gewalt an FrauenShehide taucht in keiner Statistik auf
Unsere Autorin erinnert an Frauenschicksale, die viel zu oft im Dunkeln bleiben.
Vielleicht erinnert sich der eine oder die andere von Ihnen an Shehide? In meinem letzten längeren Artikel für «Das Magazin», der die Unterjochung der Frau im albanischen Kontext zum Thema hatte, erzählte ich von ihr, von ihrer Pein, von ihrem gewalttätigen Ehemann, dem sie zu Hause schutzlos ausgesetzt war. Erzählte von den Beschwichtigungen, ja der Schönrederei der Verwandtschaft; wie man ihr zu verstehen gab, das Problem müsse bei ihr liegen – was hatte sie bloss getan, um den Mann dermassen in Rage zu bringen? Sie müsse sich mehr bemühen, weiter ausharren, den Terror erdulden. Konnte es denn wirklich so schlimm sein? Bloss keine Trennung, bloss kein Skandal. Und die Kinder, sie denke bitte an die Kinder. Die man ihr ohnehin wegnehmen würde, wenn sie sich allen Ernstes getrauen sollte, ausserhalb des Familienkreises Hilfe zu holen, Anzeige zu erstatten, sich selbst zu befreien.