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British Museum in London
Dieb verkauft Edelsteine aus dem Museum auf eBay

Visitors view the Parthenon Marbles, also known as the Elgin Marbles, at the British Museum in London on January 9, 2023. The ancient sculptures were taken from the Parthenon temple at the Acropolis in Athens in the early 19th century by British diplomat Thomas Bruce, the earl of Elgin. (Photo by Daniel LEAL / AFP) / RESTRICTED TO EDITORIAL USE
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Der dänische Antiquitätenhändler Ittai Gradel sammelt seit Jahren Edelsteine. Den Grossteil erwirbt er im Internet – insbesondere eBay hat sich als Fundgrube für Schnäppchen erwiesen. Millionen von verschiedenen Artikeln werden dort täglich zum Verkauf angeboten.

Am 7. August 2016 wurde auf der Auktionsplattform ein grau-weisses Exemplar für gerade einmal 40 englisch Pfund angeboten, auf dem der griechische Fruchtbarkeitsgott Priapus abgebildet ist. Verkauft wurde das Stück von einem Nutzer namens «sultan1966». Gradel hatte fast zwei Jahre lang Edelsteine von ihm auf eBay gekauft. «Sultan1966» hatte sich ihm mit dem Namen Paul Higgins vorgestellt und angegeben, die Stücke von seinem Grossvater geerbt zu haben.

Gradel, der mit einem fotografischen Gedächtnis geboren wurde, war sich sicher, diesen Stein schon einmal im Katalog des British Museum gesehen zu haben. «Es gab keinen Zweifel, dass es sich um dasselbe Objekt handelte, und ich war verwirrt», so Gradel gegenüber «BBC».

Museums-Kurator hat den Edelstein auf eBay gestellt

Das Museum hat inzwischen Zivilklage eingereicht. Den Gerichtsunterlagen zufolge wurde der besagte Stein nur eine Woche vor dem Verkauf vom leitenden Kurator Peter Higgs aus einem Lagerraum in der Abteilung Griechenland und Rom entwendet.

2,4 Millionen der insgesamt 8 Millionen Objekte des Museums sind nicht oder nur teilweise katalogisiert. Das Museum geht davon aus, dass es Higgs insbesondere auf nicht katalogisierte Gegenstände abgesehen hatte. Beim besagten Stein ist ihm wohl ein Fehler unterlaufen. Denn dieser war sogar auf der Website des Museums zu finden und hätte so unmöglich unbemerkt verschwinden können.

Ursprünglich war der Edelstein von einer Goldfassung umgeben. Von dieser fehlt jedoch nach wie vor jede Spur. Das Museum glaubt, dass sie von Higgs entfernt und an einen Schrotthändler verkauft wurde. Allein der Wert des Steins wird auf 15’000 Pfund geschätzt. Mit Goldfassung wäre das Stück doppelt so viel wert.

Museums-Kurator machte trotz Anschuldigungen weiter Karriere

Gradel empfindet es als «völlig bizarr», dass er auf einer kleinen dänischen Insel an einem Computer sitzen und als erster entdecken konnte, dass im Britischen Museum etwas nicht stimmte. Anstatt den Verkäufer über seinen Verdacht zu konfrontieren, behielt er diesen im Auge. Erst vier Jahre später folgte der nächste Hinweis. Ein weiterer Stein aus dem Britischen Museum landete auf eBay. Weil das Museum aber wegen Covid für längere Zeit geschlossen war, konnte dem Verdacht über längere Zeit nicht nachgegangen werden.

Higgs Karriere schien währenddessen steil bergauf zu gehen. Im Januar 2021 wurde er zum stellvertretenden Leiter der Abteilung für Griechenland und Rom befördert, nachdem er sich bei der Aufspürung gestohlener Antiquitäten in aller Welt einen Namen gemacht hatte. Im Jahr 2015 wurde er von der britischen Regierung als «weltbekannter Kurator» bezeichnet, nachdem er geholfen hatte, eine gestohlene 2’000 Jahre alte Statue nach Libyen zurückzubringen. Später erschien er in der BBC-Sendung Crimewatch, um seine Arbeit zu beschreiben.

Dank einer PayPal-Quittung kannte Gradel inzwischen auch den richtigen Namen des Verkäufers, Peter Higgs. «Es war das, was es zu sein schien – dass der Kurator des Britischen Museums sein eigenes Museum bestielt», so Gardel. Er wandte sich an die Museumsleitung, doch mehr als eine Antwort erhielt er nicht. Higgs durfte seine Abteilung weiterführen. Dem Museum zufolge versuchte Higgs, seine Kollegen auf eine falsche Fährte zu locken, indem er Computereinträge änderte und behauptete, die Gegenstände seien bereits vor Jahrzehnten verschwunden.

Dieb wurde erst zwei Jahre nach ersten Hinweisen entlassen

Das Museum kommunizierte kurze Zeit später, man habe eine «gründliche Untersuchung» durchgeführt und alle Objekte seien wieder aufgetaucht. Es gebe keine Anzeichen für ein Fehlverhalten des Personals. Erst bei späteren Untersuchungen stellte man fest, dass zahlreiche registrierte Stücke beschädigt waren und mehr als 1000 Gegenstände fehlten. Higgs wurde daraufhin suspendiert.

Die Polizei beschlagnahmte bei ihm zu Hause Gegenstände, die vermutlich aus den Sammlungen des Museums stammten. Higgs wurde im Juli 2023 aus dem Museum entlassen – mehr als zwei Jahre, nachdem das Museum erstmals vor dem Kurator gewarnt wurde. Die Museumsleitung will die Sicherheitsprozesse verschärfen und künftig sicherstellen, dass kein Mitarbeiter einen Lagerraum allein betreten kann. Zudem soll jeder einzelne Gegenstand katalogisiert werden.

Higgs selbst bestreitet alle Anschuldigungen. Nach Angaben der Polizei dauern die Ermittlungen noch an, bisher wurde niemand verhaftet. Gradel hat mehr als 360 Edelsteine zurückgegeben, von denen er glaubt, dass sie dem Museum gehören.