Raub im British MuseumMitarbeiter verhökert Kunstschätze im Netz, Hobbydetektiv entlarvt ihn
Rund 2000 Objekte im Wert von einigen Millionen Pfund verschwanden während Jahren aus dem British Museum. Bemerkt hat es niemand – ausser einem findigen Dänen.
An die 2000 Objekte – Artefakte, Kunstwerke, Schmuckstücke – sind dem British Museum in London über die letzten Jahre hinweg abhandengekommen, entstanden ist ein Schaden in Millionenhöhe. Jetzt ist bekannt geworden, dass der Dieb aus den eigenen Reihen kommt – mit ein Grund, warum der Raub über all die Jahre unbemerkt blieb.
Ein Kurator des Museums, der die Schätze der Ausstellung seit über 30 Jahren verwaltet, soll die Objekte systematisch entwendet und im Internet verkauft haben. Der dänisch-britische Antikenhändler Ittai Gradel ist ihm auf die Schliche gekommen, weil ihm aufgefallen war, dass der Ebay-Nutzer «Sultan1966» Objekte anbot, die gleichzeitig im Katalog des Museums verzeichnet waren. Es war eine Nachlässigkeit, die sich der Täter erst nach Dutzenden Verkäufen erlaubte – in den Jahren zuvor hatte er nur Objekte verkauft, deren Herkunft er gut vertuschen konnte.
Das Museum wollte erst von nichts wissen
Pikant nun aber ist, dass Gradel seine Erkenntnisse schon im Februar 2021 detailliert zusammengefasst und ans Museum geschickt hatte. Die Führung reagierte kaum, auch auf diverse Nachfragen von Gradel nur widerwillig, irgendwann wurde ihm beschieden: Es sei alles an seinem Platz.
Tatsächlich aber lagern im British Museum viele der acht Millionen Sammlungsstücke auch noch Jahre nach ihrer Ankunft unkatalogisiert in den Depots. Gemäss englischen Zeitungen tauchen drei Millionen Objekte bislang nicht einmal in der Onlinedatenbank auf. Eine Lücke, die sich der Kurator zunutze gemacht hatte, der vor allem Objekte aus dem Bestand, der nicht inventarisiert war, verkauft hatte.
Dass im British Museum nicht mehr wirklich alles an seinem Platz ist, weiss man mittlerweile – die Verantwortlichen, der britische Vizedirektor und der deutsche Museumsleiter, sind zurückgetreten. Politisch steht das Museum auch deshalb ziemlich entblösst da, weil es Forderungen nach der Rückgabe von gewissen Objekten – den Benin-Bronzen etwa – strikt mit dem Argument entgegengetreten war, die Artefakte seien in ihren Herkunftsländern nicht gut genug vor Diebstahl geschützt. «Sultan1966» hat sie eines Besseren belehrt.
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