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Schauspielhaus Zürich
Umstrittenes Intendanten-Duo schliesst mit überraschend positiver Bilanz ab

Blick von der Bühne eines leeren Theatersaals mit roten Sitzen und eleganter Beleuchtung.
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In Kürze:
  • Nicolas Stemann und Benjamin von Blomberg verliessen das Schauspielhaus Zürich im Sommer 2024.
  • Das Geschäftsjahr 2023/24 endete mit einem kleinen Gewinn von 23’508 Franken.
  • Die Auslastung des Pfauens blieb weiterhin unbefriedigend mit nur 53 Prozent.
  • Eine klimafreundlichere Zukunft des Theaters ist das Ziel der jüngsten Massnahmen.

Die Amtszeit der ehemaligen Intendanten Nicolas Stemann und Benjamin von Blomberg am Schauspielhaus Zürich scheint an diesem Januarabend zumindest finanziell ein versöhnliches Ende zu finden. Anlässlich der Generalversammlung im Pfauen veröffentlichte das Schauspielhaus Zürich den Geschäftsbericht der Spielzeit 2023/24. Es war die letzte Amtsperiode des heftig kritisierten Duos Stemann und von Blomberg.

Nachdem im Frühjahr 2023 klar geworden war, dass deren Zeit am Schauspielhaus ohne Vertragsverlängerung enden würde, verliessen die beiden das Theater im Sommer 2024. Interimistisch leitet seitdem Ulrich Khuon das Haus an der Rämistrasse. Stemann und von Blomberg wurde teils vorgeworfen, mit «wokem» Theater am Zürcher Publikum vorbeizuinszenieren.

Zwei Männer auf einer Treppe, einer mit Brille. Co-Intendanten am Schauspielhaus, Benjamin von Blomberg und Nicolas Stemann.

Das Ergebnis ihres Programms, mit dem sie sich um Verjüngung und Diversität bemühten, war ein starker Rückgang bei den Theater­besucherinnern und -besuchern. Etliche Abonnements wurden nicht mehr verlängert. Der Geschäftsbericht der vorletzten Spielzeit 2022/23 von Stemann und von Blomberg schloss denn auch mit einem Verlust von 1,39 Millionen Franken.

Kleiner Gewinn auch dank Sparprogramm

Jetzt, am Dienstagabend im Pfauen, eine kleine Überraschung: Die Rechnung zum Ende der Intendanz Stemann und von Blomberg ist ausgeglichen. «Das sei ein grosser Erfolg und beruhigend», sagt Peter Hüttenmoser, Verwaltungsdirektor des Schauspielhauses.

Das Geschäftsjahr 2023/24 endete mit einem kleinen Gewinn von 23’508 Franken, auch wenn die angestrebten gut 100’000 verkauften Karten knapp verfehlt wurden. Was auch am dem Sparprogramm geschuldeten Programm gelegen habe, so Hüttenmoser. Rund 60 Vorstellungen weniger waren zu sehen. Der Publikumsrückgang sei aber weiterhin ein Thema.

Für insgesamt 418 Veranstaltungen im Pfauen und im Schiffbau wurden 94’800 Tickets ausgegeben. Während die Auslastung in der Schiffbauhalle bei 86 Prozent (Vorjahr: 54 Prozent) und in der Box bei 79 Prozent lag, war der Pfauen auch in der besagten Spielzeit mit 48 Prozent (Vorjahr: 48 Prozent) ungenügend ausgelastet.

Stück mit Kim de l’Horizont war besonders erfolgreich

Fünf Performer stehen auf einer bunten Bühne, einer spielt Gitarre, die anderen posieren in auffälliger Kleidung.

Interessanterweise generierte Leonie Böhms «Blutstück»-Inszenierung nach Kim de l’Horizonts Buch «Blutbuch» – ausgezeichnet mit dem Deutschen sowie dem Schweizer Buchpreis – am meisten Publikum. Fast 8000 Zuschauerinnen und Zuschauer sahen das Stück, bei dem Kim de l’Horizon selbst mit auf der Bühne stand. Weitere 3500 Menschen besuchten die Textperformance rund um die Themen Körpergedächtnis, Scham und Geschlecht an den Wiener Festwochen und den Autor:innentheatertagen in Berlin.

Das leichte Plus für die Spielzeit 2023/24, die bereits geprägt war von der Suche nach einer neuen Intendanz, wurde gemäss Geschäftsbericht durch eine vorsichtige Budgetierung, permanente Kostenkontrolle und verschiedene Sparmassnahmen erreicht.

Covid-Rückerstattung konnte mit der Stadt geklärt werden

Im Gegensatz zur Spielzeit davor erhielt das Schauspielhaus in der Spielzeit 2023/24 aus dem Lotteriefonds 515’000 Franken. Ausserdem hatte das Schauspielhaus mit der Stadt endlich die letzten finanziellen Auswirkungen der Pandemie klären können, hiess es. Der Antrag des Schauspielhauses, den Verlust der Spielzeit 2022/23 aus der Covid-Rückerstattung zu decken, wurde teilweise gutgeheissen: 965’215 Franken konnten aus der Rückerstattung entnommen werden. Die verbleibenden 748’398 Franken konnten der Stadt Zürich zurückerstattet werden.

Abgesehen von Geld geht es im Geschäftsbericht für die Spielzeit 2023/24 auch um eine weitere Bilanz: In einer Teilklimabilanz wurden die Bereiche Geschäftsmobilität und Strom, Wärme und Wasser ausgewertet. Man erhofft sich daraus wichtige Impulse für die Zukunft. Ziel ist ein emissionsärmerer Betrieb des Zürcher Theaters, der sich am Klimaziel der Stadt Zürich und am Kulturleitbild 2014–2027 von Stadt Zürich Kultur orientiert.

Korrektur vom 23.1.2025: In einer früheren Version dieses Artikels wurde die Auslastung des Pfauens fälschlicherweise mit 53 Prozent angegeben und der Betrag aus dem Lotterriefonds mit 505 000 Franken. Die tatsächliche Auslastung des Pfauens in der Spielzeit 2023/24 lag bei 48 Prozent, die Ausschüttung lag bei 515 000 Franken.