ZoomGegenbilder zur Kolonialfotografie
Das Museum Rietberg in Zürich zeigt afrikanische Fotografien von Afrikanern. Die Schau mit den frühen Bildern ist sehenswert – und lehrreich.
Bereits beim Aufstieg durch den baumreichen Park des Museums erwarten einen zeitgenössische Fotografien aus Afrika. Als Grossformate im Freien aufgezogen, zeigen diese Bilder, wie vielfältig und bunt die afrikanische Fotoszene ist. Den Grundstein dafür haben Künstler gelegt, die ab Mitte des 19. Jahrhunderts das Handwerk der Fotografie ausübten. Dies lässt sich im Museum anhand von über 100 Originalabzügen studieren: «The Future Is Blinking» führt zu den Anfängen der afrikanischen Studiofotografie.
Um es vorwegzunehmen: Wir sehen andere Bilder, als wir es sonst gewohnt sind. Es sind nicht die von (oder für) Kolonialisten gefertigten Fotos, sondern solche von Afrikanern selbst. Meist handelt es sich um aus Kolonien zurückgekehrte Sklaven, die in diesem Beruf eine Möglichkeit sahen, ihr Brot zu verdienen. Als Wanderfotografen waren sie viel unterwegs und konnten sich als Künstler einen Namen machen: Anzeigen in den Zeitungen informierten darüber, wo sie sich gerade befanden – zwischen Dakar und Luanda.
Die auf den Fotos Porträtierten sind wohlhabende Einheimische, die sich, meist sitzend, in ihren schönsten Kleidern präsentieren. Die Angelegenheit war zu ernst, um das zu tun, was heute Pflicht ist: lächeln. Auch galt es, den ganzen Körper mit den Händen in den Blick zu bekommen. Teilaufnahmen der Personen gibts kaum oder gar nicht. Gedacht waren die Fotos für den privaten Gebrauch, auch als Postkarten kamen sie zur Anwendung. Wer einen Besuch einplant, sollte genügend Zeit mitbringen: Zur Schau mit den Porträts aus Afrika passt die Ausstellung «Im Namen des Bildes». Anhand der Kunst geht sie der Frage nach, wie das in der christlichen und muslimischen Religion verankerte Bilderverbot eingehalten beziehungsweise umgangen wurde: Es gibt hier Parallelen, die zum Nachdenken anregen.
Die Ausstellung «The Future Is Blinking» im Museum Rietberg läuft bis 3. Juli 2022.
Fehler gefunden?Jetzt melden.