GC in der KriseDie Zeit rennt, die Punkte fehlen – muss der Trainer gehen?
Bruno Berner hat gegen Winterthur stark verbesserte Grasshoppers gesehen, zu Toren und Punkten hat es dennoch nicht gereicht. Allzu viel Zeit bleibt ihm so kaum noch.
Es dauert nicht lange, bis Bruno Berner nach dem Spiel auf seine Position als Trainer angesprochen wird. «An meine Personalie denke ich keine Sekunde, ich denke an die Mannschaft. Diese hat mir heute viel Freude bereitet.»
Viel Freude, keine Tore, keine Punkte, und den Barrage-Platz im Nacken: So in etwa muss das Fazit des GC-Trainers nach der 0:2-Niederlage in Winterthur ausgesehen haben. Fünf Offensivspieler stellt Berner am Samstagabend auf. Das Sturmtrio Kameri, Abubakar und Batista Meier besteht allesamt aus Winterzugängen, die in dieser Konstellation noch nie auf dem Platz gestanden haben.
Dennoch: Die Grasshoppers spielen über weite Strecken ansehnlich, phasenweise sogar gut. Man sieht den Willen, nach dem teilweise peinlichen Auftritt gegen Lausanne-Ouchy, mehr für die Offensive zu tun. Doch dann wirft GC ein Spiel, in dem es einen Punkt verdient hätte, einfach so weg. In der 73. Minute unterläuft Filipe de Carvalho der Fehler, Burkart trifft. Zwanzig Minuten später ist Laws ähnlich ungeschickt, verursacht einen Elfmeter und kriegt Gelb-Rot. Burkart trifft zum zweiten Mal.
«Das wird eine ganz harte Saison, bis zum Schluss», sagt GC-Captain Abrashi nach dem Spiel und erkundigt sich sogleich nach dem Resultat von Direktkonkurrent Yverdon im Match gegen den FCZ. Abrashis Laune erhält mit der Kunde vom 3:2-Sieg der Romands einen weiteren Dämpfer. Die Grasshoppers sind punktgleich mit dem vorletzten Lausanne-Sport, und die Angst vor dem Barrage-Platz geht um.
Wie viel Zeit bleibt Berner?
Bruno Berner spricht gerne davon, dass seine Mannschaft Zeit brauche, dass es enorm viele Veränderungen gegeben habe, andere Mannschaften von ihrer Kontinuität des Kaders profitieren und sich GC zuerst einmal stabilisieren muss. Der GC-Trainer scheut auch nicht die Vergleiche mit einer landwirtschaftlichen Tätigkeit. Saat setzen, Früchte ernten. Schritt für Schritt.
Ja, ein Team, das neu zusammengewürfelt wird, braucht Zeit, um sich zu finden. Es braucht Zeit, bis ein blindes Verständnis auf dem Feld vorhanden ist, die Passwege einstudiert sind, die Vertrautheit auf dem Feld sichtbar ist. Doch wie viel Zeit gibt man dem Dirigenten, bis sein Orchester keine schiefen Töne mehr spielt? Die Vorproben sind vorbei, die wirklich wichtigen Auftritte stehen an.
Kommendes Wochenende wartet das ebenfalls kriselnde St. Gallen, danach folgt eine zweiwöchige Nationalmannschaftspause – und dann das richtungsweisende Duell gegen Lausanne-Sport.
Die Verantwortlichen bei den Grasshoppers dürften sich genau überlegen, ob sie mit oder ohne Berner in diese Pause gehen wollen. Harald Gärtner, der Europachef des Los Angeles FC, sass in Winterthur auf der Tribüne und hatte wenig Freude am Auftritt des Teams. Der Deutsche wird einer der Hauptverantwortlichen sein, wenn es darum geht, bei GC Personalentscheidungen zu treffen.
Der Totomat sei ein wichtiger Referenzpunkt im Fussball, sagt Berner nach der Niederlage und fügt an, dass sein Team irgendwann den Bock umstossen werde. Ob der Trainer dann noch der jetzige ist, wird sich zeigen.
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