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Meinung

Bloss 1:1 beim Letzten
Das war kurzzeitig sogar peinlich – und muss GC zu denken geben

02.03.2024; Lausanne; Fussball Super League - FC Stade-Lausanne-Ouchy - Grasshopper Club Zuerich;
Enttaeuschung beim GCs Spielern nach dem Spiel 
(Pascal Muller/freshfocus)
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Stade Lausanne-Ouchy ist das schlechteste Team der Super League, Tabellenletzter, und zwar deutlich. Erst drei Spiele gewann der Aufsteiger in dieser Saison, dafür verlor er 16. 

Und dann spielt dieses Team GC an eine Wand, zwar nur kurzzeitig, aber so, dass es den Grasshoppers eigentlich peinlich sein muss. Ein grossartig aufgelegter Ismaël Gharbi zerzaust GC während 15 Minuten, und einen seiner Vorstösse vollendet Alban Ajdini zum 1:1. 

GC war 20 Minuten davor in Führung gegangen, Dorian Babunski hatte per Penalty getroffen. Und GC ist nach diesem 1:1 durch Ajdini erst in der Nachspielzeit zu einer Reaktion fähig. Tsiy Ndenge versucht es volley, er scheitert an Goalie Jérémy Vachoux. 

1:1 beim Aufsteiger, es ist ein Resultat, das zur Form der Grasshoppers passt. Ihr Auftritt ist schwach, einzig Justin Hammel hat einen guten Abend. Der Goalie verhindert in der 70. Minute das mögliche 2:1 durch Gharbi stark. Nach der Partie sagt er: «Wir schaffen es nicht, zu null zu spielen. Für mich als Goalie ist das ärgerlich.»

Das muss er sagen. Aber er weiss es wohl auch: Das ist der kleinste Teil der Wahrheit.

Acht Spiele haben die Grasshoppers in diesem Kalenderjahr bestritten, fünfmal schossen sie dabei kein Tor. Die Folge daraus ist, dass sie nun nur noch wegen der besseren Tordifferenz vor Lausanne-Sport auf Rang 9 liegen.

Acht Spieler und keiner trägt das Team

Es ist eine heikle Phase, in der sich dieses Team befindet. Und mit ihm Bruno Berner. Der Trainer muss schnellstmöglich die Antwort liefern. Hat er einfach nicht das nötige Spielermaterial zur Verfügung? Oder liegt es vielleicht auch an seinem Fussball, dass GC kaum das Tor trifft?

Offensive Kräfte sind ja da, sie heissen Dorian Babunski, Filipe de Carvalho, Bradley Fink, Awer Mabil, Francis Momoh, Giotto Morandi, Meritan Shabani und Pascal Schürpf. Sie kämpften bisher oft mit sich selbst (Babunski, De Carvalho, Fink, Morandi) oder mit Verletzungen (Mabil, Momoh, Shabani, Schürpf) und schossen 21 Tore in dieser Saison.

Acht Spieler und keiner von ihnen ist auch nur annähernd fähig, dieses Team in der Offensive zu tragen. Bester Torschütze ist immer noch Ndenge, gerade wieder von einer Verletzung genesen und als zentraler Mittelfeldspieler nicht Teil dieser Aufzählung. Er ist folgerichtig auch der Einzige, der gegen Ouchy für so etwas wie Gefahr sorgt.

Trainer Berner kennt solche Probleme aus Winterthur. Schon da war er mit einer ähnlichen Ausgangslage konfrontiert. Defensiv stand das Team stabil. Das ist bei GC nun genauso, bei all der Kritik haben die Abwehr-Zuzüge Joshua Laws und Kristers Tobers ihr Lob verdient. Genauso Goalie Hammel.

Offensiv war Winterthur allerdings schwach, 32 Tore schoss Berners Team in der Saison 2022/23, neun weniger als die Teams mit der jeweils zweitschlechtesten Bilanz, Sion und Zürich. In dieser Saison zeigt Berners Nachfolger Patrick Rahmen, dass es auch anders geht. Winterthur hat schon 45 Tore erzielt. GC steht bei 32, knapp mehr als die Hälfte davon, es sind 17, fielen in den sieben Spielen gegen die drei Aufsteiger aus der Waadt.

Berner muss diese Offensive aufpäppeln

Das Problem ist, dass GC ja nicht einmal in den Abschluss kommt. Es gibt kaum je eine Ballstafette über mehrere Stationen, viel läuft über die Flügel, durch die Mitte kommt nichts, auch weil dort ein Spieler von Format fehlt. Von den fünf Toren, die GC in diesem Kalenderjahr schoss, fielen zwei durch Penaltys, eines durch einen groben Schnitzer von FCZ-Verteidiger Lindrit Kamberi.

Die Auftritte der GC-Offensive waren zuletzt fast schon lustlos, mit der Phase nach der Führung gegen Ouchy als Tiefpunkt. Die Partien liefen komplett an den Spielern vorbei, die vorn aufgestellt waren, egal, wer spielte. Einzig beim Reklamieren oder bei Rudelbildungen im Derby war die Körpersprache eine andere. Es sind Spieler am Werk, die nicht vor Selbstvertrauen strotzen – wie auch bei dieser mageren Ausbeute?

Berner hat im Sommer eine komplett neue Mannschaft übernommen und aus Spielern, die sich nicht kannten, eine solide Abwehr gebastelt. Bloss YB, Servette und der FCZ haben bisher weniger Tore kassiert als GC. Das ist eine beachtliche Leistung.

Nun muss Berner aber zeigen, dass er seine Offensive aufpäppeln kann. Mit Asumah Abubakar, Dijon Kameri und Oliver Batista Meier hat er sogar noch zusätzliche Spieler erhalten, eingeschlagen hat noch keiner von ihnen. Und Berner hat eigentlich keine Zeit mehr, darauf zu warten. 

Den Anschluss an Rang 6, der im Dezember noch möglich war, hat GC verloren, acht Punkte liegt der Rekordmeister hinter Luzern. Neue Eigentümer sind nicht immer geduldig. Und was die Amerikaner bestimmt verhindern wollen, ist, dass sie plötzlich noch um den Verbleib in der Super League zittern müssen.