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Meinung

Gastbeitrag zu Direktzahlungen
Von wegen vergoldete Bauernhöfe!

Bauernhoefe werden von der untergehenden Sonne beleuchtet, an einem gewittrigen Dienstag, 1. August 2023, in Appenzell. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller)
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800 Höfe erhalten «sehr hohe Direktzahlungen», berichtet diese Redaktion. Und erwähnt die Kritik der Kleinbauern über angeblich vergoldete Bauernhöfe.

Die durchschnittliche Hofgrösse der Schweizer Familienbetriebe beträgt gut 20 Hektaren. Insgesamt variieren die Hofgrössen der rund 40’000 Betriebe von wenigen Hektaren bis zu gegen 100 Hektaren – bei einer kleinen Zahl von Betrieben. Dabei gibt es auch Zusammenschlüsse bestehender Familienbetriebe zu Betriebsgemeinschaften. Die Gesamtfläche einer Betriebsgemeinschaft ist somit die Addition der von den angestammten landwirtschaftlichen Teilhabern eingebrachten Landflächen. Entsprechend sind auch die Direktzahlungen eine Addition der bisher an die einzelnen Familienbetriebe ausgerichteten Direktzahlungen.

Überdies verhindert in der Schweiz das bäuerliche Bodenrecht, dass Geldkapital von ausserhalb der Landwirtschaft in den landwirtschaftlichen Bodenmarkt fliesst. Unsere Hofgrössen sind eine Folge des innerlandwirtschaftlichen Strukturwandels. Dies ist ein Unterschied zu anderen Agrarexportländern, wo aufgrund von Kapitalanlageinteressen Tausende von Hektaren zusammengekauft werden.

Das wahre Problem

«Tatsache ist auch: Das Einkommen der Bauern hat sich über die vergangenen Jahre insgesamt positiv entwickelt», zitiert diese Redaktion den Bundesrat. Wie erklären sich dann die Bauerndemos in der Schweiz? Eben dadurch, dass das landwirtschaftliche Einkommen weit unter dem gewerblichen Vergleichslohn liegt.

Die Statistik zählt jedoch den ausserbetrieblichen Arbeitsverdienst der Bauernfamilien wie zum Beispiel Einkünfte aus Tourismus und Freizeit zum landwirtschaftlichen Gesamteinkommen. Es sind diese ausserlandwirtschaftlichen Einkommensteile, die eher zunehmen und die sinkenden Erträge aus der Lebensmittelproduktion ausgleichen müssen.

Massgebend für unsere Ernährungssicherheit bleibt jedoch allein die Rendite der Lebensmittelproduktion. Und diese ist zu tief und sinkt weiter.

Das Hauptproblem liegt in der zu geringen Marktmacht der Landwirtschaft gegenüber der vor- und nachgelagerten Produktionsmittel-, Verarbeitungs- und Verteilindustrie. Diese wiederum steht unter Druck, weil die Schweiz eine Hochpreisinsel ist. Zudem musste auf Veranlassung der Welthandels­organisation (WTO) vor mehr als 20 Jahren der Grenzschutz für die Landwirtschaft gesenkt werden. Die in der Folge gesunkenen Produktpreise wurden mit direkten, produktionsunabhängigen Einkommenszahlungen teilweise ausgeglichen.

Noch mehr unbezahlte Arbeit

Zum jetzigen Einkommenskonflikt massiv beigetragen hat das neue Konzept der sogenannten Weiterentwicklung der Direktzahlungen. Diese wurde mit der Agrarreform 2014–2017 eingeleitet. Dabei wurde die bisherige Einkommens­stützung nur noch als Entgelt für zusätzlich zu erbringende Landschafts- und Naturpflegeleistungen ausgerichtet.

Damit stieg die Arbeitsbelastung bei offiziell gleichbleibendem Zahlungsrahmen. Somit: noch mehr unbezahlte Arbeit bei allgemein steigenden Kosten und zu tiefen Produktpreisen, bis die Rechnung nicht mehr aufgeht – auf Kosten unserer Ernährungssicherheit.

Hans Bieri ist Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung Industrie und Landwirtschaft.