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Meinung

Was sich ändern muss
Diese Unsitten im Fussball nerven – und zwar so richtig!

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Sie ist vielleicht die lächerlichste aller Regeln im Fussball. Bloss 6 Sekunden dürfen Goalies den Ball in den Händen halten, sonst gibt es einen indirekten Freistoss für den Gegner. Nur: Ist dieses Zeitspiel jemals sanktioniert worden? Eben.

Die Regelhüter des Weltfussballs haben endlich ein Einsehen. Auf nächste Saison hin wird die Frist auf 8 Sekunden erhöht, bei Verstössen erhält das gegnerische Team einen Corner. Und diesmal soll die Vorschrift auch wirklich umgesetzt werden. Die Schiedsrichter sind angehalten, mit der Hand dem Goalie den 5-Sekunden-Countdown zu signalisieren. Tests in tieferen Ligen verliefen erfolgreich.

Ein Anfang ist gemacht. Aber es muss ein Anfang bleiben. Es gibt genügend Unsitten, die den Fussball schädigen.

Die Handsregel: Es regiert die Willkür

Schiedsrichter Fedayi San hebt die Hände, um ein Tor im Spiel FC Basel gegen FC Lausanne-Sport in Basel, 16.02.2025, wegen Handspiels abzuerkennen.

Selbst die Schiedsrichter wissen nicht mehr, wie es die Handsregel auszulegen gilt. Mal ist es ein Problem, ist der Arm nicht angelegt, egal, wie natürlich die Bewegung ist, dann wieder ist es kein Verstoss. Es regiert die Willkür statt des gesunden Menschenverstands.

Da loben wir uns die frühere Regel, als immerhin zu ergründen versucht wurde, ob Absicht vorliegt. Das war zwar zuweilen schwammig, aber immer noch tausendmal besser als der jetzige Zustand, der zu Elfmetern führt – oft nach VAR-Eingriff –, nach denen keine einzige Person im Stadion geschrien hat.

Gelb-Rot: Der VAR bleibt stumm

Der VAR darf zwar direkte Rote Karten prüfen oder anordnen, aber nicht eingreifen, wenn es darum geht, ob ein Spieler eine zweite Gelbe Karte verdient oder nicht. Dabei ist die Konsequenz dieselbe: Platzverweis. Das ergibt null Komma null Sinn. Ändern – und zwar schleunigst.

Schauspielerei: Schwalben endlich ausrotten

Joel Monteiro (YB, mitte) reklamiert gegen Schiedsrichter Urs Schnyder nach Roter Karte gegen FC Zürich.

Als der VAR 2018 eingeführt wurde, herrschte die Hoffnung, dass der sterbende Schwan und die Schwalbe bald bedrohte Spezies sind. Stattdessen treiben sie auf den Plätzen dieser Welt weiter ihr Unwesen. Und weshalb? Nicht, weil Fussballer «Pussys» sind, wie das Büne Huber einst beklagte. Sondern, weil sie sich einen Vorteil versprechen, der ihnen viel zu oft sogar eingeräumt wird.

Die Lösung: Wälzt sich ein Spieler auf dem Rasen? Weiterspielen. Und zwar bis zum nächsten Unterbruch, ausser es liegt eine schwere Verletzung vor. Und: Rote Karten und Sperren für besonders dreiste Schauspieler – wie FCZ-Verteidiger Mirlind Kryeziu, der letzten Herbst gegen YB nach Joël Monteiros Schuhwurf malerisch zu Boden sank, obwohl er kaum getroffen worden war. Und dann sagte, das mache man halt so.

Einwürfe: Es herrscht Anarchie

Nie wurde dieser Verstoss so ausufernd diskutiert wie nach dem 13. Mai 2006: Einwurf Nef, Flanke Stahel, Tor Filipescu – der Rest ist Schweizer Fussballgeschichte. Der damalige Basel-Trainer Christian Gross konnte sich noch Jahre danach in Rage reden, weil FCZ-Verteidiger Nef den Einwurf zu weit vorne ausgeführt hatte. Er lag richtig. Fussballer, die sich den Ball an der Seitenlinie schnappen und – statt einzuwerfen – nach vorn tappen, sind ein Ärgernis. Wieso die Schiedsrichter die Unsportlichkeit nicht unterbinden, bleibt ihr Geheimnis.

«Captains only» war einmal

Schiedsrichter Luca Cibelli zeigt Sandro Lauper von BSC Young Boys die rote Karte während eines Super League-Spiels gegen FC Basel in Basel am 6. Oktober 2024.

Sie war die Entdeckung der EM, natürlich neben den Schweizern, die fast den Halbfinal erklommen und dabei – oh Wunder! – sogar für ihren Fussball gelobt wurden. Die Captains-only-Regel, die vorschreibt, dass nur der Captain oder ein bestimmter Spieler mit dem Schiedsrichter reden darf, sorgte in Deutschland für eine wohltuende Ruhe. Sünder wurden konsequent mit Gelb verwarnt.

Und siehe da: Plötzlich sichteten nur noch Ornithologen schimpfende Rohrspatzen. Bloss: Die Regel gilt zwar mittlerweile überall, nur wird sie viel zu lasch ausgelegt. Weshalb? Auch das ist ein Geheimnis.

«Wait and see»: Habt Mut, Linienrichter!

Der Gedanke ist sinnvoll: Offside nicht sofort ahnden, sondern erst schauen, wohin der Spielzug führt. Schliesslich kann der VAR korrigieren. Nur: «Wait and see» hat zu einer Verzwergung der Linienrichter geführt, sie trauen sich oft selbst bei den offensichtlichsten Abseitspositionen nicht, ihre Fahne zu heben.

Das Ergebnis: Angriffe, die zur Farce werden. Und im schlechtesten Fall: üble Verletzungen. Wie 2022, als YB-Verteidiger Ulisses Garcia St. Gallens Fabian Schubert Schien- und Wadenbein brach. Die Lösung: Linienrichter, die Mut beweisen. Und nur dann nicht eingreifen, wenn sie sich nicht sicher sind.