Rätsel der JahreszeitWarum jetzt schon Frühling ist
Generationen haben gelernt, dass der Frühling am 21. März anfängt. Dieses Jahr beginnt er früher. Ein paar Fakten für alle, die den Durchblick verloren haben.

Wann beginnt der Frühling?
Frühlingsanfang ist eine Frage der Perspektive: Für Astronomen beginnt der Frühling (meistens) am 20. März, für Meteorologinnen ist bereits seit dem 1. März Frühling. Und für Biologen ist es nicht nur jedes Jahr anders, sondern unterscheidet sich auch je nach Standort.
Beginnt der astronomische Frühling nicht erst am 21. März?
Nein, schon einige Jahre nicht mehr. Astronomisch gesehen beginnt der Frühling mit einer Tag-und-Nacht-Gleiche, einem sogenannten Äquinoktium – und zwar exakt mit der Zeit, an der die Sonne senkrecht über dem Äquator steht. Dieses Jahr ist der astronomische Frühlingsbeginn damit am 20. März um 10.01 Uhr.
In der mitteleuropäischen Zeitzone fällt der astronomische Frühlingsbeginn heute meistens auf den 20. März. Das war aber nicht immer so – und das wird nicht immer so bleiben. Der Zeitpunkt hängt unter anderem vom Abstand zum letzten Schaltjahr und von der Zeitzone ab. So kann der astronomische Frühlingsanfang statt am 20. März auch am 19. oder am 21. März sein.
Bis ins Jahr 1916 begann der Frühling lange immer am 21. März. Ab den 1980er-Jahren kam der 21. März nur noch alle vier Jahre vor. Im Jahr 2011 fiel der astronomische Frühlingsanfang dann letztmals auf den 21. März, das nächste Mal ist dies erst im Jahr 2102 wieder der Fall. Denn im Jahr 2100 wird wegen einer speziellen Schaltjahrregel ein Schaltjahr übersprungen, das verschiebt den astronomischen Frühlingsanfang auf dem Kalender wieder öfter auf den 21. März. Bis dahin wird der Frühling immer öfter auch schon am 19. März starten. Das nächste Mal im Jahr 2048.
Der meteorologische Frühlingsanfang ist früher als der astronomische. Warum?
Aus purem Pragmatismus. Festgelegt wurde der 1. März als meteorologischer Frühlingsanfang von der Weltorganisation für Meteorologie (WMO). Diese führt Statistiken zu Klimaveränderungen. Für Vergleiche und Statistiken ist es nützlich, wenn alle vier Jahreszeiten gleich lang dauern. Deshalb hat die WMO alle Jahreszeiten auf exakt drei Monate festgelegt. Beginn einer Jahreszeit ist jeweils Anfang Monat.
Ab wann ist für die Biologen Frühling?
Ganz so viel Pragmatismus wie die WMO legten die Biologinnen und Biologen bei der Definition der Jahreszeiten nicht an den Tag. Sie definieren sie über den Entwicklungsstand der Pflanzen, die sogenannte Phänologie. Der phänologische Kalender kennt zehn Jahreszeiten, die nicht an fixe Daten gebunden sind. Das Einsetzen einer neuen Jahreszeit wird jeweils über die Blüten, Fruchtreife oder Blattfärbung von bestimmten Pflanzenarten definiert. Er hängt also vom Wetter sowie vom Standort und der Höhenlage ab.
Für den Frühling kennt der phänologische Kalender drei Phasen: Vorfrühling, Erstfrühling und Vollfrühling. Ersterer wird eingeläutet, wenn die Schneeglöckchen, Krokusse und Schlüsselblümchen blühen. Der darauffolgende Erstfrühling äussert sich durch die Blüte von Veilchen, Buschwindröschen und Forsythie. Der Vollfrühling ist durch die Blüte von Apfelbäumen und Flieder gekennzeichnet und endet mit der Blüte der Himbeere.
Wie wird der Frühling eingeläutet?
Die Schweiz ist Heimat vieler regional unterschiedlicher Frühlings- und Wintervertreibungsbräuche. Einer der bekanntesten ist das Sechseläuten in Zürich. Am dritten Sonntag und Montag des Aprils sind die Strassen der Stadt gefüllt mit Pferden, Zünftern und Schaulustigen, die das Spektakel miterleben wollen. Der krönende Abschluss ist jeweils die Verbrennung des Böögs – ein riesengrosser, mit Pyrotechnik gefüllter Schneemann.
Im Engadin feiert man im März mit dem Chalandamarz den Beginn des Frühlings. Kinder und Jugendliche ziehen dabei mit Glocken und Peitschen durch ihre Dörfer und bekommen einen Batzen für die nächste Schulreise. Jedes Dorf hat eine etwas andere Tradition zum Chalandamarz.
In den Kantonen Aargau, Solothurn und Basel-Landschaft gibt es den Frühlingsbrauch der Eierläset: Dafür werden zwei Bahnen mit achtzig bis hundert Sägemehl-Häufchen vorbereitet, in jedem Haufen liegt ein Ei. Ein Team repräsentiert den Frühling, das andere den Winter und es wird in einer Art Stafettenlauf gegeneinander angetreten. Die Läufer werfen das Ei zum Fänger des eigenen Teams – wenn die Eier kaputt gehen, muss der Läufer die Strecke nochmals rennen. Die Gruppe, die zuerst alle Eier sammeln kann, gewinnt. Auch hier variierren die Regeln von Gemeinde zu Gemeinde.
SDA/nlu
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