AboInterview über Afghanistan«Die Taliban sind noch extremer geworden: Frauen dürfen kein Parfum mehr verwenden»
Heela Najibullah ist die Tochter von Afghanistans ehemaligem Präsidenten, der von den Taliban ermordet wurde. Sie doktoriert an der Uni Zürich – als Friedensforscherin.
1991, als Heela Najibullah vierzehn Jahre alt war, reiste sie zusammen mit ihrer Grossmutter und den zwei jüngeren Schwestern in die Ferien nach Indien, um Englisch zu lernen. Niemand ahnte, dass sie nie zurückkehren würden. Und dass Heela Najibullah ihren Vater nie wieder sehen würde.
Während ihrer Abwesenheit putschten Mujahedin und Leute aus der eigenen Partei gegen ihren Vater, Mohammed Najibullah, der seit 1987 im Amt war und den Sowjets nahestand, die das Land von 1979 bis 1989 besetzt hielten. Er flüchtete ins UNO-Hauptquartier in Kabul, das er viereinhalb Jahre lang nicht mehr verliess, bis er 1996 von den Taliban gefoltert, ermordet und schliesslich in aller Öffentlichkeit an einer Ampel aufgehängt wurde.
Mutter und Töchter blieben in Delhi. 1998 kam Heela Najibullah ins Tessin, um internationale Beziehungen zu studieren. Danach arbeitete sie fürs Rote Kreuz, derzeit doktoriert sie an der Uni Zürich. Die 43-jährige Afghanin ist verheiratet und hat eine Tochter. Sie lernt Deutsch – das genauso viele Artikel habe wie ihre Muttersprache Dari, aber dennoch furchtbar schwierig sei im Vergleich zu Italienisch oder Französisch – , das Gespräch wird trotzdem auf Englisch geführt, sie spricht es perfekt.