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Lucien Hervé und Le Corbusier
Der Fotograf mit der Seele eines Architekten

05 Lucien Hervé, Le Corbusier und sein Modulor in der Unité d'Habitation, Marseille, Frankreich, 1952, © J. Paul Getty Trust, Los Angeles / Fondation Le Corbusier, Paris
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Lucien Hervé war nicht nur Fotograf, sondern auch Modedesigner, Maler, Gewerkschafter, Redaktor, Widerstandskämpfer und Volleyballspieler (in der französischen Nationalmannschaft!).

Der ungarischstämmige Franzose mit Jahrgang 1910, dessen Biografie sich liest, als ob er mehr als ein Leben gehabt hätte, ist aber vor allem bekannt als einer der versiertesten Architekturfotografen.

Dazu kam es, nachdem er 1949 den Architekten Le Corbusier traf. Hervé hatte ihm die 650 Fotografien geschickt, die er an einem einzigen Tag von der Unité d’Habitation in Marseille, einer sogenannten Wohnmaschine, gemacht hatte. Daraufhin bat ihn Le Corbusier, sein Hausfotograf zu werden. «Sie haben die Seele eines Architekten», soll er zu Hervé gesagt haben.

06 Lucien Hervé, Unité d’habitation, Marseille, Frankreich (Architekt: Le Corbusier), 1949, © J. Paul Getty Trust, Los Angeles / Fondation Le Corbusier, Paris
02 Lucien Hervé, Piers, Unité d’habitation, Rezé, Frankreich, (Architekt: Le Corbusier), 1954, © J. Paul Getty Trust, Los Angeles / Fondation Le Corbusier, Paris
09 Lucien Hervé, Zisterzienser Abtei, Le Thoronet, Frankreich, 1951, © Lucien Hervé
08 Lucien Hervé, Strukturelle Elemente (Konstruktion: Jean Prouvé), 1963, © Lucien Hervé, © Adagp, Paris, 2024

Warum Le Corbusier dermassen angetan war, wird in der Ausstellung «Gebautes Licht» deutlich, die zurzeit im Zürcher Pavillon Le Corbusier läuft. Hervé arbeitet mit klaren Kompositionen; seine Fotografien zeigen zwar oft nur Details oder Ausschnitte, vermögen aber gerade auf diese Weise die Essenz und Besonderheiten verschiedener Bauwerke zu erfassen.

12 Lucien Hervé, Eiffelturm, Paris, Frankreich, 1947, © Lucien Hervé

Hervés Blick auf den Eiffelturm etwa offenbart eine Konstruktion, die filigran und stabil zugleich erscheint. Zudem gestaltet der Fotograf den Kontrast von Licht und Schatten derart, dass minimalistische Formen entweder plastisch wirken (Le Corbusiers Oberstes Gericht in Chandigarh) oder wie abstrakte Kunst (das Fenster des Universitätsgebäudes St. Gallen, Architekt: Walter M. Förderer). 

03 Lucien Hervé, Oberstes Gericht, Chandigarh, Indien (Architekt: Le Corbusier), 1955, © J. Paul Getty Trust, Los Angeles / Fondation Le Corbusier, Paris
01 Lucien Hervé, Universität St. Gallen, Schweiz, (Architekt: Walter M. Förderer), 1964, © Lucien Hervé

In «Gebautes Licht» wird auch die persönliche Beziehung zwischen Architekt und Fotograf sichtbar; so gibt es Bilder, die Le Corbusier bei der Arbeit, am Strand oder vor seinen Bauwerken zeigen. 

Die Zusammenarbeit der beiden währte bis zu Le Corbusiers Tod 1965. Lucien Hervé, der Mitte der Sechzigerjahre an multipler Sklerose erkrankte, starb 2007 im Alter von 97 Jahren in Paris.