ZoomFoodporn geht auch anders
Lebensmittel müssen nicht immer auf «Grosis Porzellangeschirr» inszeniert werden, wie der Bildband «Visual Feast» farbenfroh beweist.
Wie setzt man Lebensmittel fotografisch in Szene? Vor zwanzig, dreissig Jahren etwa arbeitete man in Hochglanzmagazinen gern mit Tricks. Damit der Truthahn auf der Weihnachtstafel schön glänzte, besprayte man ihn grosszügig mit Haarspray. Dass er innen noch roh war, nahm man in Kauf, denn man verspeiste das Geflügel ja gar nicht. Auch Rasierschaum kam als «Schlagrahm» zum Einsatz.
Einige Jahre später war in Kochbüchern Natürlichkeit trendy: Man kochte Gerichte im Fotostudio nach, stellte den dampfenden Teller – meist «Grosi-Geschirr» aus dem Brockenhaus – auf einen hölzernen Tisch und hielt fest, wie das Gekochte noch dampfte. Was man hier sah, konnte auch ein Hobbykoch, eine Hobbyköchin nachkochen.
Eher steril wird Wein in Szene gesetzt: Haben Sie sich schon mal gefragt, wieso man gute Tropfen eigentlich immer unentkorkt zeigt? Vor neutralem Hintergrund? Kurz und gut, es kann konstatiert werden, dass im Bereich der Foodfotografie das Fantasievolle und das Freche oft zu kurz kommen. Daran hat auch der in den letzten Jahren oft verwendete Begriff der «Foodpornografie» wenig geändert.
Doch geht es auch anders, wie das Buch «Visual Feast» aus dem Berliner Gestalten-Verlag ausdrucksstark zeigt. Die Autoren haben Eindrückliches zusammengetragen: Da kommt schon mal ein Toastbrot unters Bügeleisen, Donuts purzeln durchs überladene Bild, was an Völlerei gemahnt. Und bei alkoholischen Mischgetränken wird die psychedelische Wirkung, die ihnen vielleicht innewohnt, auch gleich mitgeliefert.
So wird bewiesen: Foodfotografie wäre eine willkommene Chance für ausgebildete Bildkünstler, sich abzusetzen – von all den Laien. Denn, das sollte man nicht vergessen, Essen wird ja heute so oft abgeknipst wie nie. Meist allerdings öde mit dem Handy.
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