Kommentar zu veganer Uni-KantineFleischverzicht – sinnvoll, aber unoriginell
Zweifellos spricht vieles für eine Ernährung ganz ohne tierische Produkte. Eine Uni, die das Fleisch aus der Kantine verbannt, macht es sich aber zu einfach.
Gleich vorneweg: Fleischessen ist nun wirklich kein Menschenrecht. Es verzichten global Millionen auf Fleisch, ganz viele aus religiösen Gründen. Und solange sie satt werden und der Nährstoffmix stimmt, haben diese Menschen damit auch kein Problem. Wenn sich also ein paar Studenten (und vielleicht ja auch ein paar Studentinnen) in Luzern nun aufregen, wenn sie künftig mittags aufs panierte Schnitzel mit Pommes verzichten müssen, ist eine kleine Welt missgelaunt.
Auf den ersten Blick scheint es tatsächlich keine schlechte Idee zu sein, komplett auf tierische Produkte zu verzichten: Der vegane Lebensstil führt unbestritten zu mehr Tierwohl – wenn keine männlichen Hühner mehr getötet werden, weil sie keine Eier legen. Wenn keine Kühe mehr geschwängert werden, damit sie fleissig Milch produzieren. Und, inzwischen wohl das wichtigste Argument der hippen Fleischverächter: Industriell produziertes Rindfleisch ist unbestritten ein grosser Treiber bezüglich Klimaerwärmung. Vor allem wenn die Tiere auf Weideflächen gehalten werden, die ergiebiger genützt werden könnten.
Statt Kaffee könnte man bloss noch Tee anbieten, weil der klimatechnisch wesentlich besser abschneidet.
Was allerdings vergessen geht: Es gibt noch viele weitere Faktoren, die unserem Klima erheblich schaden. Unsere Smartphones und Laptops, die haufenweise Energie fressen zum Beispiel. Flugzeuge, die uns für ein paar freie Tage nach Barcelona bringen. Billig-T-Shirts und Plastikmülll. Ja, auch stickstoffhaltiger Dünger, den es ja vielleicht noch mehr braucht, wenn alle nur noch Gemüse auf dem Teller haben möchten. Müssten nicht gerade Studentinnen und Hochschulabsolventen für sich selber entscheiden können, wie sie ihren CO2-Fussabdruck individuell verbessern wollen? Denn das müssen sie auf jeden Fall.
Auf den zweiten Blick wirkt das Menüdiktat der Uni Luzern willkürlich – und vor allem unoriginell. Von einer Hochschule dürfte man doch kreativere Ansätze erwarten: Wieso nicht darauf bestehen, dass dort nur noch Produkte auf den Tisch kommen, die rund um den Vierwaldstättersee produziert wurden? Statt Kaffee könnte man bloss noch Tee anbieten, weil der klimatechnisch wesentlich besser abschneidet. Oder vielleicht sogar verlangen, über Mittag in der Mensa für eine Stunde Compi und Handy auszuschalten? Tja, damit käme man halt nicht so einfach durch.
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