Brandserie im Kanton SolothurnFestgenommener war angeblich Feuerwehrmann
Nachdem letzte Woche im Wasseramt ein 33-Jähriger verhaftet wurde, zeigen «Blick»-Recherchen nun, dass der mutmassliche Brandstifter vermutlich in der Feuerwehr gedient hat.

Nach der Brandserie vom Wasseramt im Kanton Solothurn wurde letzten Freitag der mutmassliche Brandstifter festgenommen. Recherchen vom «Blick» zeigen am Montag, dass der Verdächtige ein örtlicher Feuerwehrmann gewesen sein soll und wohl sogar selbst an der Löschung seiner Brände mitgewirkt haben könnte. Der 33-jährige Schweizer sitzt laut Staatsanwaltschaft in Untersuchungshaft. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung.
Seit Anfang April gab es im Kanton Solothurn insgesamt 13 Brände. Ganze Lagerhallen, Ställe, ein Bauernhaus und weitere Bauten fielen den Flammen zum Opfer. Das erste Mal brannte es in der Nacht auf den 3. April im Clubhaus der Hornussergesellschaft im Dorf Halten. Zuletzt in der Kreisschule im Nachbardorf Kriegstetten. Zumindest bei einem Teil der Fälle gehen die solothurnischen Ermittler von Brandstiftung aus.
Gemäss «Blick» hat der Tatverdächtige bis zu seiner Verhaftung in einer Kaderposition bei der örtlichen Feuerwehr gedient. Damit gehörte er auch zur Pikettgruppe, die oft zuerst vor Ort ist und mit der Löschung des Brandes beginnt. Möglich also, dass der Verdächtige die Brände, die er legte, danach auch noch selbst löschte.
Die Staatsanwaltschaft und die Kantonspolizei in Solothurn können die Recherchen weder bestätigen noch dementieren. Aus Rücksicht auf die nach wie vor laufenden Ermittlungen seien derzeit keine weiteren Auskünfte möglich, sagen beiden Stellen auf Anfrage dieser Zeitung.
Zusammenhang mit Kanton Bern?
Unweit von der solothurnischen Kantonsgrenze entfernt gab es Mitte Mai auch einen Brandfall. Ein Pferdestall in Utzenstorf im Kanton Bern fing Feuer und brannte komplett aus. Die 20 Pferde und Ponys, die sich darin befunden hatten, konnten gerettet werden. Die Untersuchungen laufen noch.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Fällen im Wasseramt und jenem im Emmental?
Die Ermittlungen seien nach wie vor im Gang, sagt auch eine Sprecherin der Kantonspolizei Bern auf Anfrage. Demnach ist noch unklar, ob es zwischen dem Feuerteufel im Wasseramt und dem Brand im Emmental einen Zusammenhang gibt.
Ende April besuchte diese Redaktion Bauer Martin Hänggärtner. Ihn hatte es in der Umgebung hart getroffen. Die Scheune des 52-Jährigen ist komplett niedergebrannt. Der Landwirt berichtete damals: «Du liegst im Bett und fragst dich: Muss ich das persönlich nehmen? Ist er meinetwegen gekommen?»
1,2 Millionen Franken Schaden
Hänggärtner bezifferte den Schaden auf rund 1,2 Millionen Franken. Ein Ladewagen, ein Heukran, ein Silierwagen, ein Standhäcksler, 400 Heuballen, 10 Strohballen, 200 Kubikmeter Belüftungsheu, die Fotovoltaikanlage, seine Werkstatt. Alles war verbrannt. «Ich habe nicht einmal mehr einen Schraubenzieher oder eine Kabelrolle.» Der Brandstifter muss wohl über ein Schiebetor eingedrungen sein: Die Spurensicherung habe ihm gesagt, dass dieser mit Brandbeschleuniger gearbeitet habe. Dank einer Brandschutzmauer blieben der angrenzende Kuhstall und sein Haus verschont.
Die Anwohnenden von Hänggärtner mutmassten schon damals, dass es sich beim Brandstifter womöglich um einen Feuerwehrmann handeln könnte. Es sei doch bekannt, dass oft Feuerwehrmänner selbst die Brände legten, um sie dann löschen zu können, sagte eine Anwohnerin. Auch Hänggärtner fragte: Ist es vielleicht ein vergrämter Feuerwehrmann, der seinen Kollegen eins reinbrennen will?
Ob sich der Tatverdacht gegen den Festgenommenen erhärtet, werden die weiteren Ermittlungen zeigen. Für die Anwohnerinnen und Anwohner der Gemeinden im Wasseramt könnte es also bald Klärung geben.

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