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FDP-Delegierte entscheiden
Der neue Präsident heisst Filippo Leutenegger

Filippo Leutenegger präsentiert sich den FDP-Delegierten zusammen mit Raffaela Fehr und Matthias Müller, seinen beiden Kandidaten fürs Vizepräsidium.
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Um 21.20 Uhr ist die Entscheidung in der FDP gefallen. Mit 171 zu 63 Stimmen haben die Delegierten im Zürcher Hotel Glockenhof Filippo Leutenegger zu ihrem neuen Parteipräsidenten gewählt. Seine Vizepräsidenten sind der 31-jährige Matthias Müller, der Präsident der Jungfreisinnigen, und die 38-jährige Volketswiler Kantonsrätin Raffaela Fehr.

Sein Kontrahent, der Auto-Schweiz-Präsident Peter Grünenfelder, war mit dem 54-jährigen Thalwiler Gemeinderat Thomas Henauer für ein Co-Präsidium angetreten. Die beiden hatten mit ihrer Bewerbung ein äusserst ambitioniertes 5-Punkte-Programm präsentiert.

Peter Grünenfelder präsentierte sich den Delegierten zusammen mit seinem Mitstreiter Thomas Henauer.

Unter anderem wollten sie die FDP bis 2027 wieder zur zweitstärksten Partei machen. Um die zweitplatzierte SP zu überholen, müsste die FDP bei einem Wähleranteil von rund 13 Prozent neun Prozentpunkte auf die SP gutmachen.

Die Versammlung hat sich nun für die wilde Kandidatur von Leutenegger entschieden, der sich erst nach Ablauf der Meldefrist angemeldet hatte. Er wird seine neue Aufgabe als amtierender Stadtrat übernehmen.

Im Vorfeld der Versammlung hatte es deswegen Kritik an Leutenegger gegeben. So äusserten dessen Vorgänger im Stadtzürcher Schuldepartement Bedenken, ob die Aufgaben eines Stadtrates mit der eines Parteipräsidenten vereinbar sind.

«Silberrücken» Leutenegger

Diese Frage wurde auch am Dienstag in der Delegiertenversammlung aufgeworfen. Wie Leutenegger im Glockenhof sagte, hat er sich genau überlegt, ob seine Kraft ausreicht. «Ich kann es nicht allein machen», sagte er, «meine jungen Vizepräsidenten werden viel Arbeit machen müssen.» Er werde aber seine Erfahrung einbringen, auch im Umgang mit den Medien. Raffaela Fehr bestätigte darauf: «Der Aufwand für Filippo wird überschaubar sein.»

Weiter betonte Leutenegger, er habe sich in vergangener Zeit echt Sorgen gemacht, weil «wir zu wenig junge Leute haben, die den Freisinn vertreten». Darum sei er als «Silberrücken» aufgestanden, um die zwei Jungen, Raffaela Fehr und Matthias Müller, an die Spitze zu führen. Die Arbeitsteilung sei klar. Er sei gut vernetzt, habe zwei Verlage saniert und sei belastbar.

Damit konnte Leutenegger die Versammlung überzeugen. Es wurde ihm zugetraut, dass er dem Freisinn neue Wählerinnen bringen kann. Immerhin sei er dreimal in den Nationalrat gewählt worden, sagte eine junge Freisinnige.

Unter anderen trat der junge Nationalrat Andri Silberschmidt für Leutenegger ein und auch der etwas ältere Kollege Beat Walti. Ebenfalls für Filippo Leutenegger sprach sich Nationalrätin Doris Fiala aus, die sich vor knapp 20 Jahren gegen Leutenegger im Kampf ums Parteipräsidium durchgesetzt hatte: «Filippo hat sich als schlauer Fuchs zwei Junge an die Seite genommen, vor allem deshalb bin ich für seine Kandidatur.»

Leuteneggers Programm, das er am Dienstag vorstellte, ist eine Auflistung von Schlagworten: «Wir müssen Tritt fassen und durchstarten.» Die FDP werde sich verändern. Wie, blieb unklar. Die FDP müsse wieder eine Volkspartei werden und für eine verantwortungsvolle Marktwirtschaft eintreten, heisst es auf dem Flyer, der für die Delegierten auflag. Das tönt nach einem Kurs, der vermehrt auf den Mittelstand ausgerichtet ist.

Peter Grünenfelder und Thomas Henauer haben ihr Programm ebenfalls überzeugend dargelegt, doch gegen «Silberrücken» Filippo Leutenegger standen sie auf verlorenem Posten.

Glückloser Hans-Jakob Boesch geht

Filippo Leutenegger löst an der Spitze der FDP Hans-Jakob Boesch ab, der vor den Sommerferien seinen Rücktritt bekannt gegeben hatte. Boesch hat es in seiner Amtszeit nicht geschafft, die Freisinnigen aus der Krise zu führen.

In seiner Amtszeit verlor die FDP einen Sitz im Regierungsrat. Bei den Nationalratswahlen 2019 und 2023 konnte die Zürcher FDP ihre fünf Sitze zwar halten, büsste aber in beiden Wahlgängen an Wählergunst ein. Darüber hinaus ging vor vier Wochen der FDP-Sitz im Ständerat verloren, den die Freisinnigen 40 Jahre lang gehalten hatten.

Boesch selber gab sich am Dienstagabend trotzdem zuversichtlich: «Der Freisinn ist nicht tot», sagte er angesichts des proppenvollen Saales im Hotel Glockenhof. Und er übermittelte den Freisinnigen auch den Dank von SVP-Präsident Domenik Ledergerber für die gute Zusammenarbeit bei den Ständeratswahlen.