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Plädoyer des FCZ-Trainers
«Wir sind hart, um zu helfen»

L'entraineur Ricardo Moniz (FCZ) reagit lors de la rencontre de football de Super League entre Yverdon Sport FC et FC Zuerich le samedi 20 juillet 2024 au stade Municipal a Yverdon. (KEYSTONE/Jean-Christophe Bott)
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Irgendwann sagt Ricardo Moniz: «Aber gut, es geht um Servette, oder?» Eigentlich sitzt er am Tisch im Heerenschürli, weil am Sonntag ein Spitzenspiel ansteht, das nächste in einer Liga, in der es schnell einmal ein Spitzenspiel gibt, weil viele so eng beisammenliegen. Diesmal also: FCZ gegen Servette, Erster gegen Zweiter, Sonntag 16.30 Uhr. 14’000 Karten sind schon einmal abgesetzt.

Moniz ist genau seit einem Jahr in Zürich, gekommen als Entwicklungscoach, seit dem 23. April aber zuständig für die Profis. «Sehr gut», sagt er auf die Frage, wie gut der FCZ nach dieser Zeit sei. Es ist die erste des Nachmittags, und daraus entwickelt sich ein Plädoyer von Moniz, was er im Fussball unter Arbeitskultur versteht.

60 ist er seit diesem Juni, 60, kein wenig müde und ebenso wenig leise. «Das Temperament von uns wird in der Presse manchmal falsch interpretiert», sagt er. Und wo er von uns redet, geht es in erster Linie um ihn, um seine Art, Entscheide zu treffen und Vorfälle zu kommentieren. Er sieht darin kein Problem, «sag nicht etwas hinter dem Rücken, sage es ‹straight›», direkt.

«Zum FCZ passt ein spezieller Trainer», hat Präsident Ancillo Canepa vor einer Woche an dieser Stelle festgehalten. Moniz ist, sagt er selbst, «old school», er mag nicht via Powerpoint etwas erklären, «bla, bla, bla» mag er erst recht nicht. Er will es auf dem Platz vormachen. Und weil das so ist, ist er so stolz auf seine Mitarbeiter wie Johan Vonlanthen oder Alessandro Riedle.

Viermal am Tag arbeiten sie zusammen mit den Spielern, von den Profis bis zu den U-16. Was andere unter Freizeit verstehen, ist für Moniz die Arbeit beim FCZ. «Du musst 24 Stunden am Tag an Fussball denken», sagt er, «es geht nur auf diese Weise, 24 hours focus». Das tönt so, wie es ist, extrem, aber es ist seine Art, sich auf dem Heerenschürli einzubringen.

«Ist das eine zynische Frage?»

Frage: Ist er mit seiner direkten, kompromisslosen Art der richtige Trainer am richtigen Ort? «Ist das eine zynische Frage?» Und weil es das nicht ist, sagt er: «Das soll die Zukunft zeigen. Ich kann nicht schauspielern. Ich bin schwarz-weiss. Wenn Mounir (Chouiar) und Bledi (Krasniqi) diese Saison nicht durchstarten, bleiben sie ewige Talente. Verstehen Sie? Darum müssen sie ein ehrliches Feedback haben – von einem mit guter, integrer Erfahrung.»

So lesen sich Antworten von einem Trainer, der mit seiner Art eine Herausforderung für die Jugend darstellt. Dass sie verwöhnt ist, weil ihr die Tasche getragen und alle Hindernisse aus dem Weg geräumt werden, stört ihn. Er will, dass sie an Widerständen wächst. Und darum formuliert er es auch so: «Wir müssen die Überlebensmentalität kitzeln.»

Er erzählt gerne von alten Grössen des Fussballs, von Pirlo, Edgar Davids, Van Nistelrooy, von Neeskens, Lampard oder Gerrard, von ihrer Arbeitsmoral, er nimmt auch gerne Stephan Lichtsteiner als leuchtendes Beispiel, was ein Junger aus sich herausholen kann. Den späteren Meisterspieler von Juventus kennt er von gemeinsamen Tagen bei GC.

Bilder von solchen Spielern will er vermitteln, damit der Nachwuchs beim FCZ eines Tages so weit ist, dass er gleich die Hälfte der ersten Mannschaft stellen kann. Darum gibt es von ihm noch eine Moniz-Antwort: «Mit 16, 17 Jahren musst du schon ein Mann sein, du darfst kein Kind mehr sein. Das tönt extrem. Leider ist es so. Die Jungen müssen früher erwachsen sein. Das soll man in der Presse nicht so auslegen, dass wir zu hart sind. Wir sind hart, um zu helfen.»

Aber eben, was ist mit Servette? «Ein Fifty-fifty-Spiel», sagt Moniz. Er hat «Riesenrespekt» vor dem Gegner. Antonio Marchesano fällt mit einem Muskelfaserriss für vier bis fünf Wochen aus.