FC Schaffhausen droht das EndeWenn aus einem Traum ein Albtraum wird
Das neue Stadion sollte dem Fussballclub die Zukunft sichern. Jetzt reisst es ihn finanziell in den Abgrund.
- Dem Fussballclub Schaffhausen drohen der finanzielle Ruin und der Bankrott.
- Das moderne Stadion frisst einen grossen Teil des Budgets auf.
- Schulden des Clubs belaufen sich auf 10 bis 12 Millionen Franken.
- Politische Unterstützung für den Profibetrieb ist nicht in Sicht.
Was kennen wir von Schaffhausen? Vor der Stadt gibts den Rheinfall, es gibt den Munot, die Kadetten, die im Handball führend sind, und dann ist da der Fussballclub, der in der Challenge League dümpelt und es in diesen Tagen doch wieder einmal zu breiter Aufmerksamkeit gebracht hat – allerdings aus dem falschen Grund: Ihm droht der Bankrott.
In Schaffhausen gab es einmal Zeiten, als sich hier gleichzeitig Trainer und Spieler versammelten, die es später zu einiger Prominenz brachten. Sie hiessen Rolf Fringer, Joachim Löw und Roberto Di Matteo, er als Sohn der Stadt. Der FC schaffte es zweimal in den Cupfinal, wo er beide Male, 1988 und 1994, gegen GC verlor. Und es gab Aniello Fontana, einen Immobilienmakler mit grossem Sendungsbewusstsein.
27 Jahre präsidierte Fontana den Fussballclub, er gab Millionen, um das Überleben in finanziell karger Umgebung zu sichern. Und er hatte einen Traum: den vom neuen Stadion. Die Breite war längst zur Lotterbude verkommen, etwas Modernes musste her. Und darum kämpfte Fontana gegen alle Widerstände. In einem Gewerbegebiet, in Herblingen, fand er schliesslich einen Standort. 60 Millionen Franken kostete der Bau mit der Mantelnutzung, 33 Millionen davon entfielen auf das Stadion selbst. Fontana strahlte bei der Eröffnung Anfang 2017. Dabei war er da schon schwer krank.
Zwei Jahre später starb Fontana. Was er hinterliess, ist zum Albtraum geworden. Das Stadion mag alles haben, was ein Stadion heutzutage bieten sollte, inklusive Logen, VIP- und Konferenzräume. Nur sehnt sich keiner wirklich nach dem, was die Fussballer in lebloser Umgebung treiben. Daran änderten auch die Jahre von Murat Yakin als Trainer (und Geldgeber) nichts. Fontana hat mit dem Stadion sich, seine Familie und den Club ruiniert.
Um die 1200 Zuschauer verlieren sich seit Jahren im Schnitt in der FCS-Arena, die 8200 Plätze hat. Jährlich fehlen Hunderttausende Franken, um das Budget zu decken. Die alte Clubführung um Hauptaktionär Roland Klein liess sich in der Not auf einen fragwürdigen Geldgeber namens Berformance ein, einen Vertriebsdienstleister für digitale Zukunftstechnologien. Das war in der Schweiz schon anderen Clubs passiert, Servette, Xamax oder Wil. Aber in Schaffhausen müssen sie sich jetzt an jeden Strohhalm klammern.
Kein Geldgeber, kein Käufer, keine Hilfe von der Politik
Jimmy Berisha, einst ins Rampenlicht gekommen, weil er beim Verkauf von GC nach China eine Rolle spielte, in Schaffhausen inzwischen alleiniger Verwaltungsrat und CEO, dieser Berisha schwadronierte etwa von Kontakten nach Saudiarabien. Nur kommt er der Erledigung seiner Aufgabe, den Club im Namen von Klein (und seinen angeblichen Hinterleuten) zu verkaufen, kein wenig näher. In der Region findet sich kein Geldgeber und schon gar kein Käufer. Die Politik macht keine Anstalten, dem Profibetrieb mit Steuergeldern zu helfen.
Auf 10 oder 12 Millionen Franken belaufen sich die Schulden des Clubs. Berisha macht da keine genaueren Angaben. Erstaunlich daran ist, wie der Verein eine solche Last vor sich herschieben konnte und trotzdem die Lizenz auch für diese Saison erhielt. Das Stadion ist wie ein Klotz am Bein, weil es rund ein Drittel des Budgets wegfrisst, 1 oder gar 1,2 Millionen, je nachdem, welche Zahl Berisha gerade nennt.
Am Mittwoch verloren die Schaffhauser im Cup gegen YB vor immerhin 4539 Zuschauern 0:1. Nun spielen sie noch in Carouge und gegen Nyon. Dann ist Winterpause – und keiner weiss, wie lange es den Verein in dieser Form noch gibt.
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