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Verschärfte Lage in Brienz GR
Experten rechnen in zwei bis sechs Wochen mit Bergsturz

Hier könnte sich in weniger Wochen ein Bergsturz ereignen: Blick auf das Bündner Dorf und den «Brienzer Rutsch» in Brienz-Brinzauls (4. April 2023) . 
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Die Gefährdungslage oberhalb des Bündner Bergdorfes Brienz hat sich am Freitag weiter verschärft. Experten rechnen mit einem Abbrechen von bis zu zwei Millionen Kubikmetern Gestein in zwei bis sechs Wochen. Die Dorfbewohner sollen die Evakuierung «so rasch wie möglich» vorbereiten.

Seit Freitag gilt die Gefahrenstufe «gelb». Beim Eintreten der nächsten Stufe «orange» wird die Evakuierung eingeleitet. Dann haben die Einwohnerinnen und Einwohner von Brienz noch drei Tage Zeit, das Dorf zu verlassen. Deshalb sollen sie jetzt alle Vorbereitungen dazu so rasch wie möglich abschliessen, Wie die Gemeinde am Freitag in einer Mitteilung schrieb.

Die Rutschungsgeschwindigkeit beim Teilbereich «Insel» oberhalb des Dorfes sei jetzt so hoch wie noch nie. Ob die 2 Millionen Kubikmeter teilweise oder ganz abbrechen werden, könne aktuell nicht vorhergesagt werden.

Am wahrscheinlichsten seien zahlreiche Felsstürze von einigen tausend bis mehreren hunderttausend Kubikmetern. Diese wären für das Dorf am harmlosesten. Halb so wahrscheinlich sei ein langsames, aber lange andauerndes Abrutschen als Schuttstrom, der Brienz/Brinzauls erreichen und beschädigen könne. Ein grosser, schneller und weitreichender Bergsturz mit mehr als 500'000 Kubikmetern und verheerenden Folgen sei weniger wahrscheinlich, könne aber nicht ausgeschlossen werden.

Rutschung weiter beschleunigt

Noch vor drei Wochen rechneten die Experten mit einem Ereignis im Frühsommer bis Ende des Jahres. Die Rutschung habe sich jetzt aber weiter beschleunigt. Die Mitglieder des Gemeindeführungsstabs müssten jederzeit einsatzbereit sein, hiess es weiter. Für die Betroffenen wurde eine Hotline eingerichtet, an die sie sich vertraulich und kostenlos wenden können.

«Wir – die Gemeinde und der Kanton sind für Euch da, wir lassen euch nicht alleine», sagte der Gemeindepräsident Daniel Albertin den Brienzerinnen und Brienzern an einer Informationsveranstaltung Mitte April. Es würden verschiedene Projektgruppen eine finanzielle Beteiligung und Hilfe bei Umsiedlungen prüfen. Gemäss einer Umfrage von vor zweieinhalb Jahren hätten 17 Personen keine vorübergehende Lösung.

Für die Evakuierung stellten die Behörden den Betroffenen ein Merkblatt zusammen. Es gilt in erster Linie, ein Notgepäck mitzunehmen: Persönliche Dokumente, Geld, Mobiltelefon und Ladegerät, Medikamente, Kleider, Spielsachen für Kinder, kleine Wertsachen und Toilettenartikel.

Bei Gefahrenstufe «rot» dürfen die Menschen Brienz nicht mehr betreten

Das Dorf würde anschliessend von der Kantonspolizei komplett gesperrt. An den mit Betonelementen versperrten Strassen würden Check-Points eingerichtet, die zudem für Sicherheit sorgen und vor möglichen Plünderungen schützen sollen.

Anwohnerinnen und Anwohner sollen je nach Situation die Möglichkeit erhalten, einmal pro Tag während eines Zeitfensters ihre Wohnungen und Häuser zu betreten. Erst bei der Gefahrenstufe «rot» dürfen die Menschen Brienz nicht mehr betreten. Dann wird auch die im Tal verlaufende Bahnstrecke gesperrt.

Der letzte grosse Felssturz in Brienz ereignete sich 2008, als die Verbindungsstrasse Brienz–Lenz auf einem Abschnitt von 40 Metern vollständig zerstört wurde. In der Folge bauten die Behörden ein Überwachungssystem auf.

SDA/lif