Kommentar zur Geldpolitik im EuroraumDiese Zinssenkung war einfach fällig
Zum ersten Mal seit fünf Jahren senkt die Europäische Zentralbank wieder den Leitzins. Das ist vernünftig, denn nun können die Firmen mehr investieren.
![The President of the European Central Bank (ECB) Christine Lagarde reacts as she addresses a press conference following the meeting of the governing council of the ECB in Frankfurt am Main, western Germany, on June 6, 2024. The European Central Bank on June 6, 2024 made its first interest rate cut since 2019, reducing borrowing costs from record highs, but gave little clue about its next move while warning of continuing inflation pressures. (Photo by Kirill KUDRYAVTSEV / AFP)](https://cdn.unitycms.io/images/E_dRhSWs4JdAPAQmtCLEBt.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=9XrdqO7D9cM)
Nun also die erste Leitzinssenkung seit 2019. Das hat die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag entschieden. Für die Unternehmen in Europa bedeutet das: Sie können endlich wieder mehr investieren. Ganz einfach deshalb, weil die Zinslast für Kredite geringer wird. Das ist gut für die stagnierende europäische Wirtschaft. Hätte die EZB die Zinssenkung verzögert, wäre dies nur zum Schaden der Konjunktur gewesen.
Kommende Woche wird die EU-Kommission wohl Zölle auf den Import chinesischer Elektroautos verhängen. Wer also in Europa ein solches Fahrzeug kauft, muss künftig mehr dafür bezahlen als bisher. Die Preise werden damit steigen. Genauso wie in den USA, wo Präsident Joe Biden bereits drastische Anti-China-Zölle eingeführt hat. Die Gefahr, dass die Inflation in Amerika und Europa wieder steigen wird, ist also längst nicht gebannt.
Die Menschen werden sich darauf einstellen müssen, dass die Teuerungsrate auf absehbare Zeit wohl mehr als 2 Prozent betragen wird. Nach dem Energiepreisschock infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat sich die Inflation im Euroraum in den vergangenen Monaten bei etwa 2,5 Prozent eingependelt. Das ist noch ein gutes Stück von der 2-Prozent-Zielmarke der EZB entfernt. Glaubt man der Prognose der Zentralbank, soll die Teuerungsrate im kommenden Jahr bei 2,2 Prozent liegen.
Global betrachtet, ist einer der Hauptgründe dafür der zunehmende Protektionismus. Die künftige EU-Kommission muss deshalb darauf achten, dass sie weiter für das eintritt, was für den Wohlstand Europas unverzichtbar ist: Freihandel. Europa hat zwar mit dem Binnenmarkt noch immer den grössten gemeinsamen Wirtschaftsraum der Welt, aber das allein wird nicht reichen, um zwischen den USA und China ökonomisch zu bestehen.
Es braucht in Europa mehr Investitionen. Das ist dank der Zinsentscheidung der EZB nun wieder ein Stück weit mehr möglich. Die Richtung stimmt also.
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