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800 Milliarden Euro pro Jahr
Draghi fordert «massive» EU-Investitionen für Wirtschaft, Armeen und Klima

epa11594264 European Commission President Ursula Von der Leyen (R) reacts as she receives the final report on the future of EU competitiveness from former Italian prime minister Mario Draghi during a joint press conference, in Brussels, Belgium, 09 September 2024. Von der Leyen had announced the commissioning of this report to the former Italian prime minister Draghi in her speech on the 2023 State of the Union, when she made the future of Europe's competitiveness a priority, and committed to further?reduce administrative burden and strengthen the Single Market.  EPA/OLIVIER HOSLET
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Der frühere italienische Regierungschef und Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, hat die EU zu «massiven» Investitionen in Wirtschaft, Verteidigung und Klimaschutz aufgerufen. Nötig seien «zusätzlich jährliche Mindestinvestitionen von 750 bis 800 Milliarden Euro», schreibt Draghi in einem Strategiebericht zur EU-Wettbewerbsfähigkeit, den er am Montag in Brüssel vorstellte. Dafür empfahl er die Aufnahme neuer Gemeinschaftsschulden wie zuletzt in der Corona-Pandemie.

Draghi plädiert in seinem Bericht zu einer «neuen Industriestrategie» für die Ausgabe neuer «gemeinsamer Schuldtitel (...) zur Finanzierung gemeinsamer Investitionsprojekte, die die Wettbewerbsfähigkeit und Sicherheit der EU erhöhen».

Angesichts der Konkurrenz aus den USA und China warnte Draghi die Europäer vor einer «existenziellen Herausforderung». Ohne höhere Produktivität könne Europa nicht «führend bei neuen Technologien, Leuchtturm der Klimaverantwortung und unabhängiger Akteur auf der Weltbühne» sein. Auch das europäische Sozialmodell sei dann nicht mehr finanzierbar, schrieb der Italiener.

Draghi fordert doppelten Marshall-Plan

Draghi stellte seine Studie gemeinsam mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vor, die den Bericht in Auftrag gegeben hatte. Der Italiener beziffert die nötigen Zusatz-Investitionen in die europäische Wirtschaft darin auf 4,4 bis 4,7 Prozent des europäischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 2023. Das sei mehr als das Doppelte der Hilfen aus dem Marshall-Plan nach dem Zweiten Weltkrieg. 

Auch von der Leyen nannte Instrumente zur Gemeinschaftsfinanzierung wichtig. Möglich seien aber auch sogenannte Eigenmittel, zu denen Einfuhrzölle und die EU-Plastikabgabe zählen, sagte die Deutsche auf die Frage, wie sie den Widerstand der Bundesregierung gegen neue Gemeinschaftsschulden überwinden wolle. Darüber müssten die Mitgliedsländer entscheiden.

In der Corona-Pandemie hatte die EU ein kreditfinanziertes Hilfspaket von 750 Milliarden Euro geschnürt. Länder wie Italien und Frankreich fordern seitdem ein neues Paket und berufen sich auf die gestiegenen Ausgaben für Verteidigung und Klimaschutz. Für Deutschland oder die Niederlande sind Gemeinschaftsschulden eine rote Linie.

Dekarbonisierung als Wachstumschance

Mit Blick auf Sektoren mit hohem Treibhausgasausstoss wie Schwerindustrie und Verkehr rief Draghi die EU auf, ihre Klimapolitik besser zu justieren. Wenn alle politischen Massnahmen mit den Klimazielen übereinstimmten, sei es «sehr wahrscheinlich, dass die Dekarbonisierung eine Wachstumschance ist», sagte Draghi vor Journalisten. «Aber wenn wir uns nicht abstimmen, besteht die Gefahr, dass die Dekarbonisierung der Wettbewerbsfähigkeit und dem Wachstum zuwiderläuft.» 

Von der Leyen will die EU mit ihrem Programm Green Deal bis zum Jahr 2050 klimaneutral machen – das heisst, Europa soll nicht mehr Treibhausgase ausstossen als es einsparen kann. Vor den Europawahlen im Juni hatte die CDU-Politikerin unter Druck aus dem konservativen und liberalen Lager allerdings Abstriche an Umweltauflagen angekündigt.

AFP/aeg