Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Konsumenten profitieren von neuen Auflagen
EU führt wohl einheitliches Ladekabel für Handys ein – die Schweiz zieht nach

Die drei gängigen Kabelstandards für mobile Endgeräte im Vergleich: USB-C (links), Lightning von Apple (Mitte) und Micro-USB.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Der kalifornische Technologiekonzern Apple wird wohl auf andere Ladekabel für seine Handys umsteigen müssen. Am Donnerstag hat die EU-Kommission in Brüssel einen Gesetzentwurf präsentiert, der alle Hersteller zwingt, künftig Kabel des Typs USB-C zu verwenden. Die Vorgabe soll zum Aufladen von Handys, Tablets, Kameras, Kopfhörern oder Spielkonsolen gelten.

USB-C ist der Kabeltyp, der bei höherwertigen Telefonen am meisten im Einsatz ist. Apple setzt jedoch bei Smartphones auf den eigenen Lightning-Standard.

Ziel des Gesetzes ist es, Konsumentinnen und Konsumenten das Leben zu erleichtern: Jeder Stecker soll in jedes Telefon oder Tablet passen. Ausserdem verlangt die Vorlage, dass Hersteller Handys auch ohne miteingepacktes Ladegerät verkaufen. Die EU-Kommission hofft, dass Kunden dann nur das Telefon erwerben, wenn sie zu Hause ohnehin Ladegerät und Ladekabel in der Schublade haben.

Insgesamt soll der Rechtsakt 980 Tonnen Elektromüll pro Jahr vermeiden helfen.

Insgesamt soll der Rechtsakt, dem EU-Parlament und Ministerrat erst noch zustimmen müssen, auf diese Weise 980 Tonnen Elektromüll pro Jahr vermeiden helfen, schätzt die Behörde. Bürgern blieben Ausgaben von 250 Millionen Euro jährlich erspart.

Da die EU ein wichtiger Markt für Anbieter wie Apple ist, kann es gut sein, dass die neuen Regeln weltweiter Standard werden. Schliesslich wäre es für die Konzerne teuer, je nach Region unterschiedliche Ladebuchsen und Ladekabel zu produzieren.

Schweiz macht seit 2017 Vorgaben

Der Entscheid in Brüssel hat auch Auswirkungen auf die Schweiz. Eine Sprecherin des Bundesamts für Kommunikation (Bakom) schreibt gegenüber dieser Zeitung: «Die schweizerische Gesetzgebung ist bereit, den EU-Entscheid zu übernehmen.»

In der Schweiz ist seit dem Jahr 2017 vorgeschrieben, dass alle Smartphones und Tablets mit einem einheitlichen Ladegerät kompatibel sein müssen. Apple hält sich bei der Schnittstelle zum Netzteil daran, es handelt sich dabei um einen USB-Anschluss. Bei der Schnittstelle zum mobilen Endgerät kommt aber auch in der Schweiz der Lightning-Standard zum Einsatz. Die Eidgenossenschaft hielt sich bislang mit Sanktionen zurück. Der Grund: Sie will erst den endgültigen Entscheid der EU abwarten.

«Wir sind besorgt, dass eine strenge Regulierung, die nur einen Steckertyp vorschreibt, Innovation eher behindert als fördert.»

Apple-Sprecher

Apple Schweiz verteidigt die Geschäftspraxis mit den eigenen Standards. «Wir sind besorgt, dass eine strenge Regulierung, die nur einen Steckertyp vorschreibt, Innovation eher behindert als fördert», sagt ein Firmensprecher. Das schade den Nutzern in Europa und weltweit.

Die EU-Richtlinie beschäftigt sich nur mit dem Kabeleingang zum Handy oder Tablet. Auf der anderen Seite des Kabels darf weiter Vielfalt herrschen – also an der Verbindung mit dem Ladeblock an der Steckdose. De facto gibt es dort aber nur zwei Anschlusstypen.

Die Kommission kündigt allerdings ohnehin an, hier ebenfalls volle Kompatibilität erzwingen zu wollen, mithilfe eines weiteren Gesetzes. Damit sich Unternehmen wie Apple auf all die Änderungen einstellen können, ist eine Übergangsphase von zwei Jahren vorgesehen.

Langer Kampf gegen Apple & Co.

Der Brüsseler Kampf gegen den Kabelsalat hat eine lange Geschichte. Nach Drängen der Kommission versprach die Industrie schon 2009, das Problem anzugehen – mit Erfolg, denn die Zahl der Anschlusstypen sank von 30 auf 3: USB-C, Lightning und Micro-USB. Letzteres gilt heute als Auslaufmodell.

Das reicht der Kommission aber nicht. Eine neue freiwillige Initiative der Hersteller im Jahr 2018 wies die Behörde als unzureichend zurück und begann stattdessen, ein Gesetz vorzubereiten.