Käsehimmel oder KürbisernteHier gibt es die besten Herbst-Spezialitäten am Zürichsee
Kaum eine Jahreszeit kennt so viele typische Gerichte wie der Herbst. Wir servieren Tipps und Ideen, wo sich der Herbst-Hunger in der Region stillen lässt.
Essen geht ja eigentlich zu jeder Jahreszeit. Der Herbst jedoch ist im kulinarischen Jahresprogramm ein kleiner Höhepunkt. Denn die Natur hält derzeit besonders vieles zum Ernten, Verwerten und Anrichten bereit. Zudem laden die dunkleren und kühleren Tage vermehrt zum Beisammensitzen – und Essen – ein.
Diese Redaktion hat deshalb allerlei regionale Herbstspezialitäten zusammengetragen, die rund um den Zürichsee frisch ab dem Feld oder aus dem Wald im Angebot stehen. Das Buffet reicht von deftigen Klassikern bis hin zu handgepflückten Geheimtipps aus der Region. Eine nicht abschliessende Übersicht der beliebtesten Anlaufstellen, um den Herbst-Hunger zu stillen.
Fondue und Raclette – im blubbernden Käsehimmel
Ein Dauerbrenner unter den beliebtesten Herbstgerichten ist natürlich geschmolzener Käse in allen Konsistenzen und Geschmacksrichtungen. Entsprechend begehrt sind auch Delikatessengeschäfte für Fonduemischungen und Raclettekäse.
Im Bezirk Horgen gilt für Käsebegeisterte etwa das Fachgeschäft Preisig Käse und Wein als wichtige Adresse. Mit ihren 38 Sorten Raclettekäse hält die Familie Preisig den Schweizer Rekord und verkauft neben Klassikern beispielsweise auch Raclette mit Mostbröckli, aus Geisskäse oder aus Rohmilch. Hans Preisig senior verteilte bereits ab 1942 frische Milch an die Richterswilerinnen und Richterswiler. Heute wird die Markthalle Preisig in dritter Generation geführt.
Ein ähnlich üppiges Sortiment führt die Molki in Stäfa. Insbesondere für die Hausmischung und das Seebuebe-Fondue pilgern im Winterhalbjahr Wochenende für Wochenende Dutzende Käsebegeisterte in das kleine Geschäft im Dorfzentrum. Heiss begehrt ist übrigens auch das «karrierte» Fonduebrot der Molki.
Ebenfalls im Zentrum steht der Fondue- und Raclettegenuss derzeit im Chäs Bueb in Zollikon sowie bei Weber Comestibles im Zollikerberg. Beide Fachgeschäfte gelten über die Gemeindegrenze hinaus als Hochburg für das blubbernde Gelb.
Kürbis – im Stall oder zum Selberernten
Neben Käse-Gelb darf im Herbst aber auch das Kürbis-Orange nicht fehlen. Dazu bietet die Region Zürichsee ebenfalls einiges. Weber’s Hof oberhalb des Quartiers Zollikerberg betreibt zum Beispiel ganze drei Kürbis-Standorte. Auf den Blumenfeldern in der Allmend, an der Binzstrasse sowie in der Forch dürfen diverse Sorten in Selbstbedienungszelten ausgewählt werden. Zudem bieten Webers als einer von wenigen Höfen in der Schweiz den Kürbis auch als «Selbstpflücker-Produkt». Man darf sein Exemplar also selber ernten.
Wer die Kürbisse vor allem bestaunen möchte, könnte hingegen Familie Dillier auf dem Lützelhof in Pfäffikon SZ besuchen. Ähnlich wie die Besucherattraktion Bächlihof in Jona betreiben auch sie eine Kürbisausstellung mit Kürbismarkt. Nur deutlich kleiner und weniger bekannt.
Gleich neben dem Hofladen des Betriebs stapeln sich in einer Scheune Speise- und Zierkürbisse in allen Farben und Formen. Bis Ende Oktober gibt es zudem noch schnitzfreundliche Halloween-Kürbisse.
Metzgete – ein urchiges Festmahl für Fleischtiger
Auch Fleischliebhaber kommen im Herbst auf ihre Kosten. Und dies dank der Metzgete nicht zu knapp. Das traditionelle Fest, das seit Jahrzehnten zu den Bräuchen der Region gehört, entspricht nun mit dem Trend «nose to tail» wieder mehr dem Zeitgeist als auch schon. Denn die Metzgete macht es sich zur Devise, ein Tier von der Nase bis zur Schwanzspitze zu verwerten. Dabei landen durchaus auch mehrere Fleisch- und Wurstvariationen gleichzeitig auf dem Teller.
Dieses Fest feiert bis Ende November etwa das Restaurant Rössli in Schönenberg oder die Blüemlisalp in Herrliberg. Im Restaurant Rössli in Stäfa wird das traditionelle Metzgete-Schwein ebenfalls aufgetischt (nur 21. und 22. November). Genauso auf dem Bauernhof der Familie Stocker in Schönenberg (1. November). Die Liste liesse sich beliebig fortsetzen.
Süsses – von Würmli bis Glühwein
Wer statt eines deftigen Herbstklassikers etwas kleines Süsses bevorzugt, wird den Herbst auch wegen der Marronizeit schätzen. Diese sind nämlich nicht nur in der heissen Variante geniessbar, sondern auch in «Würmliform» – als Vermicelles.
Schleckermäuler finden am See zum Beispiel in Küsnacht einen Vermicelles-Hotspot. Für die hausgemachten Süsslinge des Becks von Burg steuern die Leute jeden Herbst das Küsnachter Dorfzentrum an. Seit knapp zwei Monaten gibt es den Beck und damit die Vermicelles nun aber auch an der Forchstrasse im Zollikerberg.
Ebenfalls in Küsnacht, aber auch in Herrliberg vertreten ist zudem die Confiserie Honold. Der Coupe Honold mit Linzerteigboden ist sonst vor allem in Zürich ein Kassenschlager. Und regelrechte Super-Fans finden bei Honold gar die «Tarte aux Vermicelles», einen ganzen Vermicelleskuchen. Am anderen Seeufer wird man zum Beispiel im Ausflugsrestaurant Schönegg oberhalb von Wädenswil fündig. Auch dort gehören die Vermicelles zu den Herbsthits.
Und für alle, die gar nichts zum Kauen wünschen, sondern lieber flüssiges Süsses mögen, gibt es in Obermeilen einen versteckten Tipp. Der ehemalige Pächter der Insel Lützelau, Johannes Kunz, braut dort in einer kleinen Werkstatt nämlich mit seinem Kollegen Sven Huber lokalen Glühwein. Joe’s Premium Glühwein mache «schön warm, überall», heisst es auf der Website des Kleinunternehmens. Das Heissgetränk wird im Onlineshop bestellt und vor Ort abgeholt.
Wild – aus Hütten und vom Pfannenstiel
Und natürlich darf auf unserem Buffet auch der zweite Herbstklassiker für Fleischtiger, das Wildgericht, nicht fehlen. Dieses preisen jeden Herbst unzählige Beizen der Region an. Dass jedoch auch der Tellerinhalt einst durch die Wälder der Region streifte, kommt nicht allzu oft vor. Dennoch gibt es einige Adressen, die das Wild aus hiesiger Jagd beziehen.
Am linken Seeufer führt beispielsweise das Restaurant Rössli in Schönenberg Damhirsch aus Hütten auf seiner Wildkarte. Wegen der hohen Nachfrage und des begrenzten Angebots gibt es den heimischen Hirsch aber nur noch dieses Wochenende und solange Vorrat.
Aus dem Jagdgebiet Pfannenstiel am rechten Seeufer findet das Wild hingegen den Weg auf die Teller von Stäfa oder Meilen. Im «Gault Millau»-Restaurant Gasthof Sonne in Stäfa serviert Gastgeber und Sternekoch Cäsar Meyer etwa Stäfner Rehschnitzel als Hauptgang. Als saisonale Wildvorspeise führt er zudem ein Stäfner Rehlebermousse mit Steinbockterrine und Munggenrillette.
Wer es etwas bürgerlicher mag, findet im Löwen Meilen unter anderem die Reh-Bolognese aus der Jagd vom Pfannenstiel oder den Reh-Burger. «Der Löwe war auf der Pirsch», heisst es entsprechend auf der Website. Auch er verspürte wohl den Herbst-Hunger.
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