MamablogWie spreche ich mit meinem Kind über den Weihnachtsmann?
Soll man auf Fragen von Kindern nach Übernatürlichem lügen? Nein, findet unser Autor – und erklärt wieso.
Es ist mal wieder so weit: In den Regalen der hiesigen Supermarktketten werden schon die ersten Spekulatius aufgelegt:
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Der August liegt bereits hinter uns und auch wenn wir uns alle schon allein wegen Corona noch viele Wochen Draussenwetter wünschen, geht es ziemlich straff auf Weihnachten zu. Glauben Sie mir, ich weiss wovon ich rede. Seit ich vor einigen Jahren einmal das «Vergnügen» hatte, mitten im Hochsommer für einen kleinen Verlag Weihnachtsgedichte zu schreiben (die Produktion von so einem Buch braucht halt Vorlaufzeit), bin ich ziemlich im Bilde.
Sowohl über die Tatsache, dass es Radiosender gibt, die das ganze Jahr über ausschliesslich Weihnachtsmusik spielen , als auch über die in diesem Zusammenhang doch eher befremdliche Erkenntnis, dass das wertvollste, was Discountsupermärkte haben, Platz ist. Mit anderen Worten: Die würden niemals Ende August Spekulatius auslegen, wenn es nicht ausreichend Leute gäbe, die bei über 20 Grad gerne Spekulatius essen möchten und dementsprechend kaufen. Das ist nicht etwa als Spott meinerseits gemeint, sondern lediglich eine Feststellung. Ironisches Herumwitzeln könnte ich mir an dieser Stelle überhaupt nicht leisten. Immerhin hätte ich gerne, dass es ganzjährig Raclette-Käse zu kaufen gibt.
Trägt der Weihnachtsmann trotz Rauschebart Maske?
Weihnachten steht also vor der Tür und mit ihm die Frage nach dem Weihnachtsmann. Für meinen Fünfjährigen jedenfalls. Anfang September. Wo ist der, was macht er, wie verbringt er den Rest des Jahres? Tragen er und seine angestellten Elfen womöglich auch Masken, um die Infektionswege zu minimieren? Geht das überhaupt mit so einem Rauschebart?
Sie sehen, seine Weihnachtsmannfantasie ist ziemlich elaboriert. Von mir hat er die nicht, auch wenn er von mir Antworten auf all seine Fragen erwartet. Da ich aber, wie verschiedentlich erwähnt, überzeugter Atheist bin, ist es für mich keine einfache Entscheidung, auf den Weihnachtsmannzug mit aufzuspringen. Das hat nichts mit den Fragen meines Sohnes zu tun, die allesamt ziemlich liebenswürdig und interessant sind, sondern damit, dass ich es grundsätzlich für eine schlechte Idee halte, die Existenz eines wie auch immer gearteten Übernatürlichen zu bestätigen. Das gilt ganz besonders für kleine Kinder. Weihnachtsmann und Osterhase sind da nur der niedrigschwellige Eintritt in eine Welt des Übernatürlichen, in der es nicht ausschliesslich um das Glaubensfundament monotheistischer Religionen gehen muss, sondern auch um Geister, Horoskope, Wünschelruten und wundersames eingekochtes Wasser.
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Es gibt keine Magie!
All diese Dinge halte ich für erfunden. Oder um es ganz direkt zu sagen: Ich lehne den Weihnachtsmann ab. Die Frage ist, ob ich meinen Kindern mit der Wahrheit nicht etwas wegnehme, ihre Fantasie beschneide, einen Zauber breche und etwas für sie Wunderbares profan rede. Der US-amerikanische Zauberkünstler und Atheist Penn Jillette hat auf diese Frage, die ihm in Gestalt des unterschwelligen «Was tust du, wenn ein krankes Kind dich fragt, ob es Magie gibt oder nicht?»-Vorwurfs entgegentritt, eine ziemlich klare Antwort: «Es gibt keine Magie. Übernatürliches existiert nicht. Es ist vollkommen unerheblich, ob es sich um ein krankes Kind oder einen gesunden Erwachsenen handelt: Man sollte in dieser Sache nicht lügen. Ich würde niemals jemand in dem Glauben lassen wollen, dass Magie wirklich existiert – das wäre moralisch falsch.»
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Das klingt in meinen Ohren richtig, ich bin da aber trotzdem nicht ganz so entschieden. Wenn mein Sohn mich fragt, ob es den Weihnachtsmann gibt, sage ich, dass ich ihn noch nie gesehen habe und diese Frage daher nicht beantworten kann. Das ist nicht zu weit von der Wahrheit weg und verhindert obendrein die Peinlichkeit, andere Familienmitglieder, deren Geschenke «der Weihnachtsmann gebracht hat» quasi der Lüge zu bezichtigen. Weniger freundlich ausgedrückt könnte man sagen, dass ich mich vor der Antwort drücke, weil ich noch ein bisschen Platz lassen will. Nicht etwa für meinen Zweifel, sondern für seine Begeisterung.
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