Vorher-Nachher-VergleichErste Bilder zeigen die Auswirkungen des Vulkanausbruchs auf Tonga
Asche überall und Schäden durch den Tsunami: Satelliten- und Flugzeugaufnahmen lassen erste Rückschlüsse auf die Lage auf der Inselgruppe im Pazifik zu.
Auch drei Tage nach dem Ausbruch des Vulkans Hunga Tonga-Hunga Ha’apai herrscht noch immer Unklarheit über das gesamte Ausmass der Schäden in dem Pazifikstaat. Tonga ist weiterhin nahezu komplett von der Aussenwelt abgeschnitten. Die Telefonverbindungen sind unterbrochen, da ein unterseeisches Internetkabel bei dem Vulkanausbruch beschädigt wurde.
Die verfügbaren Informationen gelangen über Satellitentelefone nach aussen. Die Behörden werten zudem Luftaufnahmen aus. Dazu gibt es einerseits Satellitenbilder, andererseits haben Flugzeuge der neuseeländischen Streitkräfte den Inselstaat überflogen – eine Landung war aufgrund der Vulkanasche auf der Piste nicht möglich.
Das UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) meldet «umfangreiche Schäden» an den westlichen Stränden der Hauptinsel Tongatapu. Tongas Hauptstadt Nuku’alofa wurde von zwei Zentimetern Vulkanasche und Staub bedeckt, hiess es. Die Uferpromenade der Hauptstadt wurde demnach durch die vom Tsunami ins Landesinnere geschleuderten Felsen und Trümmer schwer beschädigt.
Eine 50-jährige Britin, die mit ihrem Mann in Tongas Hauptstadt Nuku’alofa lebte, wurde von der Tsunami-Welle ins Meer gezogen und starb, als sie ihre Hunde retten wollte, wie ihr Bruder gegenüber dem britischen Sender BBC bestätigte. Die Frau leitete in Tonga ein Tierheim. Mindestens eine weitere Person wird vermisst.
Vom Satellitenzentrum der UNO veröffentlichte Luftbilder zeigten die Auswirkungen des Vulkanausbruchs und des folgenden Tsunamis auf die winzige Insel Nomuka, die dem Vulkan Hunga-Tonga-Hunga-Ha’apai am nächsten liegt. Das Satellitenzentrum teilte mit, dass von 104 untersuchten Strukturen in dem wolkenfreien Gebiet 41 Strukturen als beschädigt identifiziert wurden und fast alle mit Asche bedeckt waren.
Die grossen Hilfsorganisationen erklärten, sie seien nicht in der Lage, die Mitarbeiter vor Ort zu kontaktieren. «Nach den wenigen Informationen, die wir haben, könnte das Ausmass der Verwüstung immens sein – vor allem für die abgelegenen Inseln», sagte die Delegationsleiterin des Internationalen Roten Kreuzes für den Pazifik, Katie Greenwood.
Neuseeland wollte noch am Dienstag zwei Schiffe mit Hilfsgütern nach Tonga schicken. Ein formelles Hilfeersuchen stehe zwar noch aus, aber die neuseeländische Regierung wolle die Schiffe HMNZS Wellington und HMNZS Aotearoa dennoch bereits entsenden, da diese drei Tage brauchten, um die betroffene Region zu erreichen, hiess es. «Die durch den Ausbruch verursachten Kommunikationsprobleme machen diese Katastrophenhilfe zu einer besonderen Herausforderung», betonte die neuseeländische Aussenministerin Nanaia Mahuta.
Eines der Schiffe soll dringend benötigtes Trinkwasser transportieren, denn auf Tonga ist das Wasser durch Asche verschmutzt. «Wasser hat in dieser Phase für Tonga höchste Priorität und die HMNZS Aotearoa kann 250’000 Liter transportieren und 70’000 Liter pro Tag durch eine Entsalzungsanlage produzieren», sagte Verteidigungsminister Peeni Henare. Auch im australischen Brisbane sollte am Mittwoch ein Schiff ablegen. Laut der Nachrichtenagentur AAP wird die HMAS Adelaide sowohl humanitäre Hilfen als auch medizinisches Fachpersonal und Helikopter an Bord haben.
Am Montag hatten beide Nachbarstaaten Flugzeuge nach Tonga geschickt, um die Situation aus der Luft zu erkunden. Die Streitkräfte veröffentlichten Aufnahmen, die farblose Landschaften unter einer dicken Ascheschicht zeigen. Maschinen können derzeit nicht in der Hauptstadt landen, weil auch der Flughafen zunächst von der Asche befreit werden muss.
Der Vulkanausbruch am Samstag war einer der schwersten seit Jahrzehnten und noch im weit entfernten Alaska messbar. In weitem Umkreis im Pazifik gingen Asche und saurer Regen nieder. Die Eruption führte zu Tsunamiwellen, die noch an weit entfernten Küsten von Japan bis in die USA zu bemerken waren. Im mehr als 10’000 Kilometer entfernten Peru ertranken zwei Frauen durch ungewöhnlich hohe Wellen.
Der 1800 Meter hohe und 20 Kilometer breite Untersee-Vulkan liegt nur 65 Kilometer nördlich von Tongas Hauptstadt Nuku’alofa. Das Königreich Tonga hat rund 107’000 Einwohner.
AFP/anf
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