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Streit um Staatsgarantie
Ermotti und Gottstein legen sich mit den Kantonalbanken an

«Die Dividenden der Kantonalbanken lassen sich nicht mit gezahlten Steuern vergleichen – das ist ökonomisch völliger Unsinn», sagt der scheidende UBS-Chef Sergio Ermotti.
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Ein alter Streit wird wieder aktuell. Die Grossbanken-Chefs Sergio Ermotti von der UBS und Thomas Gottstein von der CS sind sich einig: Die Kantonalbanken im Staatsbesitz haben einen unfairen Wettbewerbsvorteil. Sie müssen den Kantonen einen tiefen Anteil am Gewinn abgeben und sind zum Teil von den Steuern befreit. Das gilt nicht für die Grossbanken, die ihren Aktionären eine Dividende und auch Steuern bezahlen müssen. Martin Scholl, Chef der Zürcher Kantonalbank, hatte dagegen jüngst im «Blick» erklärt, dass die Kantonalbanken vergleichbar viel Geld über Steuern und Dividenden an ihre Eigner ausschütteten.

An dieser Rechnung lässt Ermotti kein gutes Haar. «Die Dividenden der Kantonalbanken lassen sich nicht mit gezahlten Steuern vergleichen – das ist ökonomisch völliger Unsinn», sagt der scheidende UBS-Chef.

Laut Scholls Rechnung haben die Kantonalbanken 2019 einen Gewinn vor Steuern von 3,4 Milliarden Franken erwirtschaftet. «Davon gaben sie insgesamt fast 2 Milliarden Franken in Form von Gewinnausschüttung und Steuern ans Gemeinwesen zurück. Diese Abgabequote liegt mit 57 Prozent über dem entsprechenden Wert der CS-Gruppe», erklärt der ZKB-Chef – und addiert damit Dividenden und Steuern zu einem Posten. Das ist laut Ermotti unzulässig.

Postfinance soll an die Börse

Seitdem Thomas Gottstein die Führung der Credit Suisse übernommen hat, macht er wie Ermotti regelmässig öffentlich seinem Ärger über die Vorteile der Kantonalbanken Luft. Vor einigen Wochen sagte er in der «Schweiz am Wochenende»: «In der ganzen Schweiz stehen wir in Konkurrenz zu den Kantonalbanken, die eine Staatsgarantie und damit viel tiefere Fremd- und Eigenkapitalkosten haben.» Deshalb seien die Kantonalbanken bessergestellt, der Vorteil wiege in Zeiten der Negativzinsen noch schwerer.

Ermotti stösst sich zum Beispiel auch an den tiefen Kosten für die Staatsgarantie für die ZKB. Diese zahlt dafür im Jahr 22 Millionen Franken. Zum Vergleich: Die Basler Kantonalbank muss für ihre Staatsgarantie ab 2021 rund 10 Millionen Franken zahlen. Allerdings hat die ZKB eine Bilanzsumme von 167 Milliarden Franken – sie ist fast viermal so gross ist wie jene der Basler KB.

«Ich habe kein Problem, wenn die Postfinance auch Kredite vergeben darf, solange sie dann privatisiert und die Kapitalmehrheit an der Börse kotiert wird, so, wie das zuvor bei Swisscom geschehen ist.»

Sergio Ermotti, abtretender UBS-Chef

Mit der Postfinance drängt nun eine weitere staatliche Bank ins Kreditgeschäft. Der Bundesrat will, dass die Bank bald auch Hypotheken und Geschäftskredite vergeben darf. Besonders die Kantonalbanken lobbyieren gegen die Vorlage, das Geschäft hat daher politisch nur geringe Chancen.

UBS-Chef Ermotti sieht das anders: «Ich habe kein Problem, wenn die Postfinance auch Kredite vergeben darf, solange sie dann privatisiert und die Kapitalmehrheit an der Börse kotiert wird, so, wie das zuvor bei Swisscom geschehen ist.»

Generell geht Ermotti aber davon aus, dass in Europa die Zahl der Banken schrumpfen wird. «Die Marktbereinigung bei den europäischen Banken wird kommen. Vielen Banken gelingt es nicht, ihre Kapitalkosten zu verdienen», so Ermotti. Welche Rolle die UBS bei der anstehenden Konsolidierung spielen will, dazu will er sich nicht mehr öffentlich äussern.

Bekannt ist, dass UBS und Credit Suisse vor einigen Wochen die Möglichkeit eines Zusammengehens ausgelotet haben. Aufgrund diverser Widerstände wurde das Projekt dann begraben. Bankinsider erklären, dass es die Aufgabe der Bankführung sei, regelmässig solche Optionen zu prüfen.

Interne Kandidaten für Nachfolge vorgeschlagen

Mit der Bankenkonsolidierung in Europa darf sich ab November dann Ermottis Nachfolger Ralph Hamers herumschlagen. Ermotti selbst wird am Donnerstag in einer Woche seinen Schreibtisch bei der Grossbank nach neun Jahren räumen. Im Frühling 2021 soll er dann die Leitung des Verwaltungsrates beim Rückversicherer Swiss Re übernehmen.

Ralph Hamers ist ab dem 1. November der Chef der UBS. 

Ermotti ist im Rückblick auf die UBS-Zeit mit sich im Reinen: «Man kann nie sagen, man würde alles wieder genauso machen, aber die fundamentalen Entscheidungen würde ich heute wieder genauso treffen.»

Es ist ein offenes Geheimnis, dass er lieber einen UBS-internen Nachfolger an der Spitze der Grossbank gesehen hätte. Ermotti dazu: «Ich habe meine Hausaufgaben gemacht und dem Verwaltungsrat mehrere mögliche Nachfolger für den Chefposten vorgeschlagen.» Die Entscheidung treffe am Schluss der Verwaltungsrat. Als Externer sei Ralph Hamers eine der besten Lösungen, ein erfahrener Bankchef und somit eine gute Wahl.