Quartalsdaten der UBSMillionenbetrug vermiest Ermottis Abschied
Mit guten Zahlen verabschiedet sich Sergio Ermotti von der UBS-Spitze – wäre da nicht ein Betrugsfall im Ölbusiness, der im Schweizgeschäft den Gewinn drückt.
Zum 36. und letzten Mal stellt am Dienstagmorgen UBS-Chef Sergio Ermotti die Quartalzahlen der grössten Schweizer Bank vor (zur Bilanz). Der 60-Jährige verabschiedet sich mit glänzenden Werten: Der Gewinn erreicht 2 Milliarden Franken und fällt damit rund 500 Millionen Franken höher aus, als Analysten erwartet hatten. Die Grossbank, die stets in der Kritik auch wegen der hohen Vergütungen steht, spendiert ihren Angestellten zudem einen Extrawochenlohn als Anerkennung für ihre Leistungen während der Covid-Krise.
In dem strahlenden Zahlenwerk gibt es indes einen Schönheitsfleck: Ausgerechnet in der Schweizeinheit, sonst stabiler Gewinnanker der Grossbank, fiel im dritten Quartal der Vorsteuergewinn um 13 Prozent auf noch 305 Millionen Franken.
Betrug kostete 54 Millionen Franken
Hauptgrund dafür sind Abschreibungen auf Kredite. Der grösste Brocken hierbei sind indes nicht Wertberichtigungen auf Kreditausfälle wegen der Covid-Krise. Sondern ein Betrugsfall, der 54 Millionen Franken kostete.
Der Betrag entfiel auf «einen Betrugsfall bei einer in der Rohstoffhandelsfinanzierung tätigen Gegenpartei, von dem mehrere Gläubiger, einschliesslich der UBS, betroffen waren», schreibt die Grossbank. Viel mehr ist auf Nachfrage nicht zu erfahren, die Bank betont, dass sie bei weitem nicht die einzige Bank war, die in dem fraglichen Fall Geld verloren hat.
Die Covid-Krise hat den Rohstoffhandel hart getroffen, in der Branche häuften sich die Pleiten. Einige gingen in die Milliarden. Bei dem Fall der UBS geht es möglicherweise um die Ölhandelsfirma GP Global, die derzeit in finanziellen Schwierigkeiten steckt.
Der Fall von GP Global
Das Ölhandelsunternehmen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten hat laut Medienberichten im Sommer Anzeige gegen Mitarbeiter erstattet. Diese hätten den Lockdown und die Arbeit im Homeoffice genutzt, um die Firma in betrügerischer Weise zu schädigen, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters den Anwalt des Unternehmens in einer Meldung vom 30. Juli.
Die Betrüger verwerteten offenbar Ölbestände mehrfach als Sicherheit, um sich bei Banken mit Krediten zu versorgen. Eigentlich ist die Finanzierung von Rohstoffen eine recht sichere Sache. Händler leihen sich Geld, um Rohwaren zu handeln, die Ware dient dabei als Sicherheit. Fällt der Kredit aus, so kann die Bank die Waren verwerten, um den Kredit auszulösen.
In dem Betrugsfall wurden nun offenbar Ölbestände für mehrere Kredite als Sicherheit genutzt. Platzt der Kredit, so reicht das Geld aus dem Ölverkauf nicht aus, um alle Aussenstände zu bedienen.
In der Corona-Krise häuften sich solche Betrugsfälle, als im März und April die Rohstoffpreise in den Keller gingen. Der spektakulärste Fall ist jener der in Singapur ansässigen Handelsfirma Hin Leong Trading, die einer der grössten Ölhändler Asiens war. Gegen das Unternehmen laufen Ermittlungen, nachdem der Eigentümer zugegeben hat, Verluste von rund 800 Millionen Dollar vertuscht zu haben.
Die Häufung von solchen Skandalen hat dazu geführt, dass sich wichtige Banken aus dem Geschäft mit Rohstofffinanzierungen zurückgezogen haben. So haben die niederländische ABN Amro und die französische BNP Paribas vor kurzem bekannt gegeben, keine Transaktionen mehr im Rohwarenbereich finanzieren zu wollen. Bei der BNP Paribas wurden diese Geschäfte von Genf aus getätigt, daher sollen dort nun bis zu 120 Stellen gestrichen werden.
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