Erdrutschgebiet im Kanton GlarusSchwanden hat jetzt eine Notbrücke – weitere Erdrutsche drohen
Die neu erstellte Brücke ist 36 Meter lang und hat eine Tragfähigkeit von 40 Tonnen. Rund 60'000 Kubikmeter Material drohen noch herunterzukommen.
Mit der durch die Armee erstellten Notbrücke im Erdrutschgebiet «Wagenrunse» im glarnerischen Schwanden können insbesondere Räumungsfahrzeuge ins betroffene Wohn- und Gewerbegebiet vordringen. Die Lage bleibt derweil ungewiss. Rund 60'000 Kubikmeter Material drohen noch herunterzukommen.
Die Mabey-Johnson-Brücke ist 36 Meter lang und hat eine Tragfähigkeit von 40 Tonnen, wie Oberst Sébastien Neuhaus, der Kommandant des Katastrophenhilfe-Bereitschaftsbataillons, am Donnerstag vor den Medien in Schwanden sagte. 14 Durchdiener und ein Profisoldat errichteten sie. Die Widerlager bauten Privatfirmen.
Die Armee vermied beim Aufstellen der in England hergestellten und weltweit eingesetzten Brücke eine Sperrung des Zugangs zum Sernftal mit den Dörfern Engi, Matt und Elm. Sie fand in den engen Platzverhältnissen eine Alternativmethode, indem sie die Brücke vom einen zum anderen Ufer des Linth-Nebenflusses Sernf zog statt stiess.
Divisionär Willy Brülisauer, Kommandant der für die Ostschweiz und Zürich zuständigen Territorialdivision 4, erklärte, nach dem Rutsch von 30'000 Kubikmetern Geröll am 29. August sei die Frage nach dem Armeeeinsatz aufgekommen. Zunächst sei er nicht nötig gewesen. Für die Notbrücke hätten Armeeingenieure rasch Pläne ausgearbeitet.
Ungewissheit belastet Evakuierte
Gut einen Monat nach dem schweren Murgang blickte Hans Rudolf Forrer, der Gemeindepräsident von Glarus Süd, auf eine intensive Zeit zurück. Aktuell seien noch 90 Personen evakuiert. Gut 30 von ihnen hätten in der roten Zone gewohnt. Diese Menschen konnten nicht wie Bewohner der blauen oder grünen Zone nach Hause, um Habseligkeiten abzuholen.
Forrer äusserte sein Mitgefühl mit den Betroffenen. Besonders belastend sei die Ungewissheit. Im Anrissgebiet drohten immer noch 60'000 Kubikmeter Material in die Tiefe zu rutschen. Wann, ob und wie dies geschehen könnte, sei nicht absehbar. Wenn im schlimmsten Fall alles auf einmal herunterkäme, würde der Sernf gestaut. Die Gemeinde sei auf dieses Szenario vorbereitet.
Notbrücke als Meilenstein
Für Hanspeter Speich, den Stabschef des Gemeindeführungsorgans, ist mit der Notbrücke ein Meilenstein erreicht. Sie stelle die Zufahrt in das abgeschnittene Wohn- und Gewerbegebiet auch für schweres Räumgerät sicher. Auch der Werkhof der Gemeinde liege in diesem Gebiet.
Vor einer Aufnahme der Räumungsarbeiten habe die Überwachung Vorrang. Weil das zu räumende Material verschmutzt sei, müsse es zudem zuerst sortiert werden. Dazu braucht es Zwischendepots, bevor es der Endlagerung zugeführt wird.
Das Führungsorgan werde neben der Überwachung die Planung für eine Teilrückkehr der Evakuierten in nicht akut gefährdete Gebiete an die Hand nehmen, sagte Speich. Dabei gelte es, Zeitfenster zu finden. Zudem soll ein Projektteam das Führungsorgan ablösen.
Ende August zerstörten zwei Erdrutsche im Gebiet «Wagenrunse» bei Schwanden ein halbes Dutzend Gebäude komplett. Weitere wurden beschädigt. Bereits im Vorfeld hatte es dort Erdrutsche gegeben, auch die Strasse war abgerutscht.
SDA/fal
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