«Er schadet ihr eher – wegen des Anti-SVP-Reflexes»
Der Partner von CVP-Bundesratskandidatin Heidi Z'graggen ist in der SVP aktiv. Beeinflusst das ihre Wahlchancen? Die Meinungen gehen auseinander.

Jedes Jahr lädt das Präsidium des ZKB-Bankrats die eidgenössischen Parlamentarier aus dem Kanton Zürich zum Mittagessen ein. Diese Woche war es wieder so weit, Interessierte konnten sich für Montag oder Dienstag anmelden, etwa zwei Drittel der Gewählten nehmen die Einladung an.
Hier ist Bruno Dobler in seinem Element. Lobbyieren, kommunizieren, netzwerken – das ist ein grosses Talent von ihm, sagen Leute, die ihn kennen, über den Politiker aus Eglisau. Er hat eine unkonventionelle Karriere gemacht: Angefangen als Banklehrling, später Pilot, Gründer einer Pilotenschule und einer Airline, CEO einer weiteren Airline und eines Bergbahnbetriebs. Auch der politische Werdegang ist aussergewöhnlich: Kantonsrat der Autopartei, Austritt aus der Partei, Wiederwahl, später SVP-Mitglied. Seit 2011 ist er Vizepräsident des ZKB-Bankrats. Dorthin kommt man entweder mit langjähriger Erfahrung im Finanzwesen oder mit einem Universitätsabschluss in entsprechenden Fächern. Dobler fehlte beides. Aber nicht die Überzeugungskraft.
Nicht im Filz verstrickt
Nun, kurz vor dem vorläufigen Ende seiner politischen Laufbahn – wegen der Altersguillotine muss der 66-Jährige den Bankrat verlassen –, kommt er wieder in die Schlagzeilen: Als Lebenspartner der Urner Justizdirektorin Heidi Z'graggen (52), die letzten Freitag von der CVP-Bundeshausfraktion ins Rennen um den frei werdenden Bundesratssitz geschickt wurde. Dobler und Z'graggen führen seit einigen Jahren eine Beziehung zwischen Eglisau und dem eineinhalb Autostunden entfernten Erstfeld an der Gotthardstrecke. Heute ist das keine Distanz mehr, viele Pendler legen täglich das Doppelte oder mehr zurück.
Die Frage ist: Wie beeinflusst es die Wahlchancen der Lehrerin und promovierten Politologin, dass ihr Partner in der SVP aktiv ist? Die Konkurrentin aus dem Wallis, Nationalrätin Viola Amherd, gilt bei vielen Parlamentariern der rechten Ratshälfte als zu links. Z'graggen wird von ihnen gelobt. Ihr Vorteil sei, dass sie «nicht mit dem CVP-Bundeshausfilz verstrickt ist», sagt Hans Kaufmann, früherer Zürcher SVP-Nationalrat. Er würde sie deshalb wählen, wenn er noch im Parlament sässe. Bruno Dobler kenne er gut, sagt Kaufmann: «Ein freundlicher Pragmatiker mit gesundem Menschenverstand.» Kaufmann und Dobler sassen nach dem Swissair-Grounding in einer Arbeitsgruppe der SVP, auch Christoph Blocher war dabei. Es ging um die Frage, ob der Staat die bankrotte Airline retten soll. Manche Samstage habe man zusammengesessen, erinnert sich Kaufmann.
«Die Partnerschaft ist Privatsache»
SVP-Nationalrätin Barbara Steinemann sieht in Bruno Dobler einen jovialen, umgänglichen Menschen, der sich unglaublich gut verkaufen könne. Er werde die Wahlchancen von Heidi Z'graggen eher schmälern, sagt sie, wegen des «Anti-SVP-Reflexes». Weder noch, glaubt Nationalrätin Natalie Rickli: «Die Partnerschaft ist Privatsache. Ob wir Heidi Z'graggen wählen, wird vor allem davon abhängen, wie sie sich im Fraktions-Hearing präsentieren wird und wie sie sich in den für die SVP wichtigen Dossiers positioniert.» Am kommenden Dienstag hört die SVP die vier Bundesratskandidaten von CVP und FDP an. Acht Tage später findet die Wahl statt.
Ob sich Dobler auf den Job als Bundesratsgatte freuen würde, war gestern kurzfristig nicht zu erfahren. Das ZKB-Meeting hat ihn in Anspruch genommen. Man sagt über ihn, der zwei erwachsene Söhne hat, dass er alle paar Jahre nicht nur den Job, sondern auch die Branche wechsle. Also ist es nun wieder an der Zeit. Seine Website sieht nicht aus, als würde er sich zur Ruhe setzen. Die Hintergrundbilder zeigen Flugzeugturbinen und Kondensstreifen am Himmel. Als Pilot habe er manche Stürme und Turbulenzen erlebt, heisst es dort, wo er seine Dienstleistung als Kommunikationsberater anbietet. Wer die Website regelmässig besucht, bekommt jede Woche einen neuen Leitsatz zu lesen, seit acht Jahren schon. Über 400 Leitsätze hat es. Einer lautet so: «In der Liebe ist die sachliche Distanz nicht förderlich. Bei Ihren Ideen jedoch umso mehr.» Man solle die eigenen Vorhaben hart prüfen, und wenn man dann immer noch begeistert sei: umsetzen, sofort. «Ansonsten fahren Sie mit ihrer Partnerin an den See.»
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