Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Tour de France: Mark Cavendish
Er fährt jetzt nur für Spesen, siegt aber wieder wie ein Grosser

Von Emotionen übermannt: Der coole, abgezockte Mark Cavendish ist am Ziel in Fougères nur eine schwache Erinnerung.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Radromantiker kommen an der Tour de France bislang auf ihre Rechnung. Am ersten Tag gewinnt der Liebling der Franzosen im weissen Regenbogentrikot des Weltmeisters. Tags darauf siegt der Enkel des verstorbenen Publikumslieblings und übernimmt auch das gelbe Trikot – was dem Grossvater zeit seiner Karriere verwehrt geblieben war. Natürlich fliessen in beiden Fällen Tränen.

Auf der 4. Etappe ist die Reihe am in die Jahre gekommenen Sprinter. Einst dominierte er die Flachetappen der Tour nach Belieben. Siegte Juli für Juli in Serie, 30-mal insgesamt. 30-mal besser als alle anderen. Öfter schaffte das nur noch einer: der Grösste, Eddy Merckx (34 Etappensiege).

Als hätte es die fünf Jahre lange Baisse nicht gegeben: Souverän sprintet der Brite zu seinem 31. Etappensieg.

Nun kommt dieser Endspurt von Fougères, und Mark Cavendish macht auf den letzten 150 Metern, was er schon so oft gemacht hat: Er beschleunigt so unwiderstehlich, dass es ausser Frage steht, dass ihn noch jemand übertreffen könnte. Der 36-Jährige gewinnt.

Die Emotionen wollen nicht abebben

Business as usual also? Weit gefehlt. Die knapp nicht ins Arrogante kippende Coolness, die Cavendish einst beim Jubel auf der Ziellinie so gerne präsentierte, ist weit weg. Da ist nur eine Emotion zu sehen: echte Freude. Nach der Ziellinie gräbt er sein Gesicht tief in die Schulter eines Teamhelfers. Es schüttelt ihn durch. Die Emotionen wollen und wollen nicht abebben. Nicht als er von den Teamkollegen geherzt wird. Nicht bei der Siegerehrung. Nicht bei den anschliessenden Interviews, bei denen er erst kaum zusammenhängende Sätze formulieren kann.

Was geschieht mit mir? Cavendish zusammen mit Teamkollege Julian Alaphilippe.

Um den Etappensieg in Relationen zu setzen: Es ist Cavendish 152. Erfolg als Profi. Nur: 144 der 152 Siege glückten ihm bis 2016. Danach kam Cavendish das Glück irgendwie abhanden. 2017 erkrankte er erst am Pfeifferschen Drüsenfieber. Dann wurde er in jenem Sommer an der Tour in einem Sprint in die Bande abgedrängt. Statt den Etappensieg zu feiern, lag er mit einer mehrfach gebrochenen Schulter im Spital. 2018 musste er die Tour erneut sieglos verlassen, auf der ersten Bergetappe hatte er die Zeitlimite verpasst. Zuletzt wurde er zweimal von seinen Teams gar nicht für sein Rennen aufgeboten. Er, der siegreichste aktive Fahrer. Ob das auch ein Faktor war für seine mentalen Probleme? Vergangenen Herbst machte er publik, dass er zwei Jahre lang unter Depressionen gelitten hatte.

«Die Tour hat mir das Leben gegeben, das ich habe. Und ich habe dem Rennen das Leben gegeben, das ich habe.»

Mark Cavendish nach Tour-Etappensieg Nummer 31.

Gegen Ende der vergangenen Saison brach er nach einem Rennen in Belgien plötzlich in Tränen aus. Er glaubte, seine Karriere sei in jenem Moment zu Ende gegangen – für 2021 hatte er noch keinen Vertrag. Das war keine gute Ausgangslage: Erstens werden Sprinter im Alter nicht schneller. Zweitens: Wer will einen Siegfahrer, der seit drei Jahren praktisch nicht mehr siegt?

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Cavendish fand dann doch einen, den Belgier Patrick Lefevere. Für dessen Team Deceuninck-Quickstep hatte er 2013–2015 Siege in Serie geholt. Nun unterschrieb Multimillionär Cavendish für einen Lohn, der für seine Verhältnisse kaum mehr als eine Spesenentschädigung bedeutet.

Noch vor drei Wochen glaubte er nicht an eine Rückkehr

«Ich brauchte eine Wohlfühlzone, ein Team, das als Team funktioniert, ein Velo, das mir passt. Darum wollte ich hierher zurück», erzählt er in Fougères, als er wieder ganz bei Sinnen ist. Von der Tour war bei Vertragsabschluss vergangenen Dezember nicht die Rede, davon wagte Cavendish nicht einmal zu träumen. «Noch vor drei Wochen glaubte ich nicht, je an dieses Rennen zurückkehren zu können», sagt er.

Ein Zwist zwischen Teamchef Lefevere und dem anderen Starsprinter Sam Bennett war Cavendishs Chance. «Ich wünsche niemandem etwas Schlechtes. Nur etwas Glück für mich, nach diesen Jahren, verdammt», sagt er, «sorry!»

Schaut her: 2010 macht er für alle deutlich, seine wievielte Etappe jener Tour er gerade gewonnen hat.

Es ist sein erster Tour-Etappensieg nach fünf Jahren. In der Zeitspanne hatte er einst 25-mal gejubelt. Weshalb viele geglaubt hatten, es sei nur eine Frage der Zeit, ehe er den Merckx-Rekord von 34 knacken würde. Unverhofft ist er diesem nun einen Zähler nähergerückt. Und die Sprinter erhalten bis Paris noch fünf weitere Chancen. Rechne…

Auf das Thema eingehen mag Cavendish nicht. Nach Sieg Nummer 31 sagt er: «Die Tour hat mir das Leben gegeben, das ich habe. Und ich habe dem Rennen das Leben gegeben, das ich habe. Ich bin nur glücklich, wieder hier zu sein. Es mag lächerlich klingen, aber es bedeutet mir so viel. Vom ersten Sieg 2008 bis jetzt. Ich lebe meinen Traum.»

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.