Corona-Tests ab Januar kostenpflichtigEnde der Gratis-Tests erfolgt zur Unzeit
Wer ab Januar einen Corona-Test macht, muss diesen selbst bezahlen. Chefarzt Urs Karrer geht davon aus, dass sich künftig nur noch wenige Erkrankte testen lassen.
Nach wie vor werden in der Schweiz an Wochentagen zwischen 8000 und 13’000 Corona-Tests gemacht. In den letzten zwei Wochen wurden dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) rund 36’000 Neuinfektionen gemeldet. Zwar ist die Dunkelziffer bereits heute beträchtlich, doch ab Januar dürften die gemeldeten Fallzahlen weitgehend bedeutungslos werden. Dies sagt Urs Karrer, Chefarzt Infektiologie am Kantonsspital Winterthur und früherer Vize-Präsident der Corona-Taskforce des Bundes. Denn wenn ab Januar die Testkosten nicht mehr vom Bund übernommen würden, sondern von den Getesteten selber bezahlt werden müssten, dürften sich viele trotz Symptomen nicht mehr testen lassen, sagt Karrer.
«Das Ende der Gratistests kommt aus medizinischer und epidemiologischer Sicht zu einem unglücklichen Zeitpunkt», sagt Karrer. Denn nach wie vor würden sich Patienten bei Vorliegen eines positiven Testresultats vorsichtiger verhalten, auch wenn die Isolation nicht mehr Pflicht sei. Karrer hätte die Kostenübernahme mindestens bis Ende März für sinnvoll gehalten. Denn zurzeit kursierten gleich drei medizinisch relevante respiratorische Viren, die zur Belastung des Gesundheitssystems führten: das RS-Virus, von dem vor allem Kinder betroffen sind, sowie Grippe- und Coronaviren. «Die Spitäler sind aufgrund der langfristigen personellen Engpässe bereits jetzt am Kämpfen», sagt Karrer. Ein Ende des bisherigen Testregimes bereits im Winter setze ein falsches Signal. «Denn leider hat sich auch nach bald drei Jahren Pandemie bei vielen die Einsicht noch nicht durchgesetzt, dass man bei Erkältungssymptomen zu Hause bleiben und bei Kontakt mit anderen Menschen eine Maske tragen sollte.»
«Reine Geldverschwendung»
Ursprünglich wollte der Nationalrat, dass der Bund die Kosten der Tests bis Mitte 2024 übernimmt. Doch der Ständerat zog vor zehn Tagen die Notbremse und beschloss, das Testregime Ende dieses Jahres einzustellen. Begründet wurde dies mit den hohen Kosten von rund 2 Milliarden Franken im Jahr 2021 und 1,6 Milliarden im laufenden Jahr. Die ganze Testerei ergebe seit der Aufhebung von Quarantäne und Isolationspflicht keinen Sinn mehr, argumentierte die Mehrheit. «Das ist reine Geldverschwendung», sagte Mitte-Ständerat Peter Hegglin. Diese Woche hat sich nun der Nationalrat der Kleinen Kammer angeschlossen. Einen Kompromiss, dass der Bund die Testkosten wenigstens noch bis Ende März zu übernehmen soll, liess der Nationalrat fallen.
Künftig wird die Krankenversicherung die Testkosten in Einzelfällen übernehmen, nämlich dann, wenn ein positiver Test zu einer medizinischen Behandlung führt. Dies dürfte meistens dann der Fall sein, wenn eine erkrankte Person ins Spital eingewiesen wird. Allerdings werden für die Kostenübernahme der Tests Franchise und Selbstbehalt verrechnet.
Zur Überwachung des Infektionsgeschehens wird das BAG künftig vor allem auf das Abwassermonitoring setzen. Allerdings könnten Auffälligkeiten im Abwasser nicht mehr adäquat mit den Fallzahlen verglichen werden, was wiederum die Unsicherheit erhöhe, teilt das BAG auf Anfrage mit. Ob und in welcher Form das BAG künftig Fallzahlen veröffentlichen wird, klärt das Bundesamt zurzeit ab.
Testcenter vor dem Aus
Das abrupte Ende der Gratistests hat auch Folgen für die Testcenter. Denn diese haben für den Winter noch Personal unter Vertrag. Gesundheitsminister Alain Berset wies im Parlament darauf hin, dass das sofortige Ende der Kostenübernahme keinen geordneten Ausstieg ermögliche. Die Testcenter könnten das Personal aufgrund der Arbeitsverträge nicht bereits auf Ende Jahr entlassen. Karrer geht davon aus, dass die Nachfrage nach Tests auf Anfang 2023 massiv zurückgehen wird. Für die Spitalangestellten werde man sicher nach wie vor Gratistests anbieten, da es wichtig sei, dass Corona-Infektionen beim Personal möglichst rasch festgestellt würden.
Der Bundesrat hatte per Ende März 2022 sämtliche Corona-Massnahmen aufgehoben. Seither gilt weder eine Isolationspflicht bei einem positiven Testresultat noch eine Maskenpflicht. Corona-Tests bei Symptomen wurden bis jetzt aber weiterhin vom Bund übernommen. Wer einen Test für eine Auslandreise benötigt, muss diesen bereits heute selbst bezahlen. Ein PCR-Test kostet zwischen 130 und 150 Franken, ein Antigentest gegen 40 Franken. Wie sich die Preise entwickeln, wenn die Tests nur noch in Ausnahmefällen kassenpflichtig sind, ist offen.
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