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Aufgepasst beim Fussballschauen
Bei aufregenden Spielen steigt das Risiko für einen Herzinfarkt

Swiss fans celebrate during a Group A match between Switzerland and Germany at the Euro 2024 soccer tournament in Frankfurt am Main, Germany, Sunday, June 23, 2024. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
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Das Risiko eines akuten Herzinfarkts oder sogar eines plötzlichen Herztodes kann bei intensivem Verfolgen eines Fussballspiels deutlich ansteigen. Ein Match kann das Risiko eines akuten kardiovaskulären Ereignisses, insbesondere bei Männern mit bekannter koronarer Herzkrankheit, mehr als verdoppeln.

Diese Erkenntnis basiert auf einer Studie aus Deutschland, die nach der Weltmeisterschaft von 2006 in der Fachzeitschrift «New England Journal of Medicine» veröffentlicht wurde. Bei der Untersuchung von mehr als 4000 Patienten zeigte sich, dass an den Spieltagen der deutschen Mannschaft Herznotfälle 2,7-mal häufiger auftraten als während mehrerer Kontrollperioden ohne dramatische Fussballspiele. Dabei waren Männer mit 3,3-mal mehr Herznotfällen gefährdeter als Frauen mit 1,8-mal häufigeren Ereignissen. Eine mögliche Interpretation dieses Unterschieds wäre entweder, dass Fussball-Emotionen bei Frauen deutlich geringer sind, oder aber, dass Frauen die gleichen Emotionen deutlich effizienter verarbeiten.

Auch während der WM 2014 erhöhten die Fussballspiele der deutschen Nationalmannschaft die Anzahl der Herzinfarkt-Aufnahmen. Die höchste Spitalsterblichkeit wegen Herzproblemen der ganzen WM-Periode trat in Deutschland während des Endspiels gegen Argentinien (1:0) auf.

Das ist hierzulande nicht anders: In der Schweiz wurde bereits vor mehr als 20 Jahren während der WM beobachtet, dass das Risiko eines plötzlichen Herztodes um 63 Prozent anstieg.

Der zum Infarkt führende Mechanismus ist gut verständlich: Fussball ist Emotion pur! Jede ausgeprägte emotionale Eruption, sei es aus Angst, Wut oder Freude, erhöht die Menge an Stresshormonen im Blut, etwa von Noradrenalin. Eine Noradrenalinausschüttung führt zu einer Verengung der Blutgefässe, insbesondere der kleinen Arterien. Dadurch kommt es zum Ansteigen des Blutdrucks und der Herzfrequenz. Dies erhöht die Arbeitsbelastung des Herzens, es schlägt nun schneller und arbeitet gegen einen erhöhten Druck an. Oft beschleunigen die ausgeschütteten Stresshormone die Blutgerinnung und tragen dadurch zur Bildung von Blutgerinnseln bei. Zudem vermindert sich in den Herzkranzgefässen die Durchblutung, was im schlimmsten Fall einen akuten Herzinfarkt auslösen kann. Bei Patienten mit einer vorbestehenden koronaren Herzkrankheit ist diese Durchblutung seit langem reduziert und somit das Risiko eines Infarkts daher deutlich erhöht.

Im Hinblick auf die bevorstehenden EM-Spiele der letzten Runden sind angesichts dieses erhöhten Risikos präventive Massnahmen dringend erforderlich – besonders für Infarktkandidaten, also Patienten mit bekannter koronarer Herzkrankheit und einer Tendenz zu emotionalen Ausbrüchen.