Glosse zur Fussball-EMNein, so geht das nicht – wir fordern: England raus, Kroatien rein
Ausgerechnet aus der langweiligsten Gruppe dieser Europameisterschaft erreichen drei Teams die Achtelfinals. Die Uefa muss dringend eingreifen.
Eigentlich wusste ich es besser. Und eigentlich hätte ich den Schlaf wirklich gebraucht. Aber natürlich habe ich es dann trotzdem getan. Ich habe in meinem Hotelzimmer gesessen und bis zur bitteren letzten Minute zugeschaut. England gegen Slowenien, 0:0.
Weil es das Spiel zugelassen hat, ist mein Blick oft oben links hängen geblieben, wo das Resultat des anderen Spiels eingeblendet war. Vielleicht würde ja da was gehen. Na ja: Dänemark gegen Serbien, 0:0.
Die «Sun» bringt es heute auf ihrer Titelseite auf den Punkt. Da ist ein schlafender England-Fan zu sehen und darüber die Schlagzeile: «What’s the scorey? Yawning Glory.» (Wie steht es? Gähnende Herrlichkeit.) Das ist auf die Band Oasis gemünzt und schön.
Aber das Spiel dieser Engländer ist natürlich das Gegenteil von schön. Es ist nur dann zu ertragen, wenn man das alles irgendwie als Parodie betrachtet. Da tun Männer, deren Beine den Wert von 1,5 Milliarden Franken haben, so, als hätten sie dieses Spiel eben erst für sich entdeckt. Ah, das ist also ein Ball? Und was macht man jetzt damit?
Aber auch die anderen Teams dieser Gruppe! Gut, Slowenien macht, was man als Vertreter eines Kleinstaats mit zwei Millionen Einwohnern halt so macht. Aber Dänemark und Serbien wurden doch als angebliche Geheimfavoriten angepriesen? Und jetzt das.
Es gibt doch auch einen Unterhaltungsauftrag
Die Resultate der Gruppe C lauten 1:1, 1:1, 1:1, 0:0, 0:0. Nur die Serben haben es irgendwie geschafft, gegen diese Engländer 0:1 zu verlieren. Langweiliger geht fast nicht. Aber das reicht dann, damit drei dieser Teams weiterkommen. Drei. Und in der Gruppe B müssen die armen Kroaten bereits ihre Koffer packen.
Darum fordere ich, dass die Uefa sagt: Halt, halt, so geht das nicht. Wir haben ja irgendwie auch einen Unterhaltungsauftrag. Darum reist ihr jetzt alle nach Hause und überlegt euch, wie ihr künftig auftreten wollt. Die freien Plätze im Achtelfinal gehen an Lucky Losers.
Der erste Platz geht an Kroatien. Weil einem die Mannschaft die Hoffnung gibt, dass das Leben auch im höheren Alter noch interessant sein kann. Und wegen Modric.
Der zweite geht an die Schotten. Weil das deutsche Gastgewerbe jeden Euro brauchen kann, und weil die Fans so schön singen.
Der letzte Platz geht entweder an jemanden aus der fidelen Gruppe F, von der niemand etwas erwartet hat und die bislang so schöne Spiele geboten hat. Oder von mir aus auch an Fortuna Düsseldorf.
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