Unkonventioneller Eishockeyclub Auf einmal lag seine Nasenspitze auf dem Eis
Die Fischtown Pinguins aus Bremerhaven verblüffen in der deutschen Eishockeymeisterschaft – mit wenig Geld, aber kreativen Ideen. Reicht es zum Meistertitel, erhalten die Spieler eine kuriose Prämie.
«Spiel hart oder fahr nach Hause.»
Es ist der Leitspruch bei den Fischtown Pinguins aus Bremerhaven, dieser wird im ganzen Verein vorgelebt. Und so wird dem einsatzfreudigsten Spieler nach jedem Sieg symbolisch ein Bauarbeiterhelm überreicht.
Siege hat es viele gegeben in dieser Saison, die Qualifikation in der DEL beendeten die Norddeutschen entgegen allen Erwartungen als Sieger. Die Pinguins, die unter anderem wegen ihres Namens lange belächelt wurden, sind ein Kleinclub, sie bezeichnen sich selbst als «Armenhaus der Liga». Der Etat beläuft sich gerade mal auf fünf Millionen Euro, die Konkurrenz gibt teils mehr als dreimal so viel Geld aus.
Selbst an die Partien ins weit entfernte München wird mit dem Bus gereist, 830 Kilometer hin und noch in derselben Nacht wieder zurück – die Hotelkosten wollen schliesslich gespart werden. Die Profis werden meistens nicht in den gängigen Ligen gescoutet, sondern beispielsweise aus Dänemark, der Slowakei und Slowenien engagiert. Wo nun mal alles noch erschwinglicher ist.
Die Giftpfeile der Konkurrenz
Überdies sind die Bremerhavener kreativ im (legalen) Eindeutschen von Ausländern. Acht Spieler mit deutschem Pass stehen im Kader, die zuvor keinen solchen besassen. Die Vereinsführung schafft es immer wieder, irgendwelche Vorfahren aufzuspüren, zudem dürfte der Draht zu den lokalen Ämtern äusserst gut sein – jedenfalls werden die Akteure schneller eingebürgert als anderswo. Was nicht alle gut finden. Die Konkurrenz sendet via regionale Zeitungen immer wieder Giftpfeile. Geschrieben wird von Tricksereien.
Im Playoff wollen die Pinguins erstmals überhaupt in den Halbfinal vorstossen, mindestens. Es wäre ein schöner Abschied für Alfred Prey, der 32 Saisons lang Manager gewesen ist, sowie Trainer Thomas Popiesch, dessen Fluchtversuch als Teenager aus der DDR misslang und mit vier Jahren Stasi-Gefangenschaft bestraft wurde. Experten halten gar den Meistertitel für möglich. Kein Scherz, die Prämie für die Spieler wäre: je ein Fischbrötchen!
Seinen Beitrag leisten wird Christian Wejse, der Däne steht sinnbildlich für die eingangs erwähnte harte Arbeit. Ende Januar prallte er heftig gegen die Bande, das Halbvisier seines Helms trennte ihm die Nasenspitze ab. Sie lag auf dem Eis herum und musste mit 25 Stichen angenäht werden, manch ein Zuschauer im Stadion war geschockt. Nicht einmal einen Monat später spielte Wejse bereits wieder. Und holte sich sogleich einen Bauarbeiterhelm ab.
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