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Traditionsclub in der Krise
Von wegen Grande – der Niedergang des HC Lugano

In der Krise: Der HC Lugano hat in dieser Saison bereits 23 Niederlagen kassiert und ist auf den zweitletzten Platz abgerutscht.
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In Kürze:
  • Der HC Lugano kämpft mit einer Krise und hat 23 Niederlagen erlitten.
  • Trainer Luca Gianinazzi und Sportchef Hnat Domenichelli wurden nach enttäuschenden Leistungen entlassen.
  • Seit 2007 standen 19 verschiedene Trainer an der Bande, einer davon zweimal.
  • Die aktuelle Mannschaft müsste um einen Top-6-Rang zumindest mitspielen können.

Der HC Lugano ist eine Institution im Schweizer Eishockey. Nicht selten wird wegen der erfolgreichen Vergangenheit dieses Clubs vom «Grande Lugano» gesprochen. Mitte der 1980er-Jahre haben der im Herbst 2024 verstorbene Präsident Geo Mantegazza und Trainer John Slettvoll die Ära des Profi-Eishockeys in der Schweiz eingeläutet. Mit dem entsprechenden Kleingeld wurden talentierte Spieler verpflichtet, die der schwedische Coach nach den neusten Trainingslehren zu einer fast unschlagbaren Mannschaft formte. Zwischen 1986 und 1990 gewann Lugano vier Meistertitel.

Doch so ruhmreich die Vergangenheit ist, so trist präsentiert sich die Gegenwart: 23 von 36 Spielen haben die Tessiner in dieser Saison verloren, zuletzt vier in Serie. Nur Ajoie liegt in der Tabelle noch hinter ihnen. Nach der 1:3-Niederlage gegen die Jurassier hat die Clubleitung nun am Montagvormittag die Konsequenzen gezogen und Trainer Luca Gianinazzi, den sie durch alle Böden hindurch gestützt hatte, doch entlassen. Auch seine Assistenten und Sportchef Hnat Domenichelli müssen gehen.

Die Anspruchshaltung: Weit weg von der Realität

Die Vergangenheit verpflichtet. Im Umfeld des Traditionsclubs ist klar: Lugano muss vorne mitspielen, wenn möglich gar um den Titel. Leidenschaftlich um eine Playoff-Teilnahme oder gar gegen den Abstieg zu kämpfen, wie es Erzrivale Ambri seit Jahren tut, das entspricht einfach nicht der DNA dieses Clubs.

Nur korrespondiert diese Anspruchshaltung so gar nicht mit der Realität. Seit die Tessiner im Frühjahr 2018 den ZSC Lions im Final in sieben Spielen unterlagen, haben sie keine einzige Playoff-Serie mehr gewonnen. Doch das ist nicht alles: Zwischen dem letzten Titelgewinn 2006 und der Final-Niederlage gegen den SC Bern 2016 schieden die Luganesi siebenmal im Viertelfinal aus und mussten gar zweimal den Gang ins Playout antreten.

Obwohl Gianinazzi, der im Oktober 2022 von den Elite-Junioren an die Bande der ersten Mannschaft berufen worden war, so viel Geduld erhielt wie seit Jahrzehnten kein Trainer mehr vor ihm, schaffte er es auch nicht, die Mannschaft zum Erfolg zu führen. Der Fall auf den zweitletzten Tabellenplatz ist ein neuer Tiefpunkt.

Die Trainer: Ein Kommen und Gehen

Es sind Zahlen des Schreckens: Seit 2007, also ein Jahr nach dem letzten Meistertitel, haben sich 19 Coachs bei den Bianconeri versucht. Es wurde dabei mit allen möglichen Trainertypen und Philosophien experimentiert, auch Alter und Herkunft der Übungsleiter variierten, es wurde praktisch nichts unversucht gelassen.

Trainer von HC Lugano, Luca Gianinazzi, beobachtet das Eishockeyspiel gegen EHC Biel-Bienne in der National League.

Für jene, die ein wenig in Erinnerungen schwelgen wollen, seien hier alle 19 Cheftrainer in den letzten 17 Jahren genannt, inklusive jenen, die nur interimistisch einsprangen: Ivano Zanatta, Kent Ruhnke, John Slettvoll, Sandro Bertaggia, Hannu Virta, Philippe Bozon, Kent Johansson, Greg Ireland (zweimal), Mike McNamara, Barry Smith, Larry Huras, Christian Wohlwend, Patrick Fischer, Doug Shedden, Serge Pelletier, Sami Kapanen, Hnat Domenichelli, Chris McSorley, Luca Gianinazzi.

Bei fast allen fand man im Nachhinein Gründe zum Spotten und Erklärungen, warum sie überfordert, unfähig, zu lieb, zu streng, zu esoterisch, zu systemfanatisch, zu alt, zu jung, zu oldschool oder zu unerfahren gewesen seien. Trainer Nummer 20 seit 2006 (oder gibt es wieder ein Recycling?) kann man also nur viel Glück wünschen …

Das Kader: Gut genug für die Top 6

Nein, mit Grande hat das aktuelle Kader nichts mehr zu tun. Weil mindestens ein halbes Dutzend weiterer Clubs finanziell ähnlich gute Argumente bieten kann, hat auch Lugano kein Monopol auf die begehrtesten Spieler auf dem Markt. Und dennoch: Zumindest mitspielen um einen Platz in den Top 6 müsste die aktuelle Mannschaft, das Personal dafür wäre vorhanden, 20 Punkte Rückstand auf den Tabellensechsten Kloten sind ein Hohn.

Die Abwehr: Mit David Aebischer wurde einer der begehrtesten jüngeren Verteidiger auf diese Saison nach Lugano gelotst, Mirco Müller ist einer der besten Schweizer Defensiv-Verteidiger, statistisch wird er diesem Ruf genauso gerecht wie Carl Dahlström, der 1,93 Meter grosse schwedische Defensiv-Spezialist. Was fehlt, ist ein starker Offensiv-Verteidiger für die erste Powerplay-Formation. Justin Schultz wurde für diese Rolle geholt, doch der Kanadier gab nach nur acht Spielen (und sechs Punkten) überraschend seinen Rücktritt.

Der Sturm: Calvin Thürkauf ist ein valabler Top-Schweizer auf der Center-Position. Mit Jiri Sekac und den etwas eindimensionalen Offensivspielern Luca Fazzini, Michael Joly und Daniel Carr ist theoretisch auch genug weitere Skorerqualität vorhanden.

Probleme hat Lugano auf der Goalieposition – aber auch Pech: Neuzugang Joren van Pottelberghe verletzte sich schon früh schwer bei einem Spaziergang. Sein slowakischer Ersatz Adam Huska kam mit sehr guten Referenzen aus der KHL, hielt in Lugano aber kaum einen Puck. Auch die Analytics bezeugen es: Kein anderes Team kassiert dermassen zu viele Tore im Vergleich mit den «Expected Goals»: Während in Langnau vor allem Stéphane Charlin bislang unfassbare 31 Tore «klaute», haben in Lugano Niklas Schlegel und Co. 20 Gegentreffer «zu viel» zugelassen.

Die Ausgangslage: Droht gar das Fiasko?

Natürlich bleiben Lugano bis zum Qualifikationsende noch 16 Spiele, um das Ruder herumzureissen. Die Differenz zu den Play-in-Plätzen – der Vorstufe des Playoff – beträgt lediglich sieben Punkte. So kann argumentieren, wer das Glas halb voll sieht. Aber es gibt eben auch die andere Wahrheit.

Mit dem Niedergang der vergangenen Wochen hat Lugano dafür gesorgt, dass Ajoie – das seit dem Aufstieg 2021 ein Abonnement auf den letzten Tabellenplatz hat – bis auf sechs Punkte herangekommen ist. Findet Lugano nicht schnell einen Weg aus dem Tief, droht eine Playout-Serie gegen die Jurassier und bei einer Niederlage gar die Liga-Qualifikation gegen den Meister der Swiss League. Das ist gar nicht so unrealistisch, bedenkt man, wie viele Teams sich in den letzten Wochen gegen Ajoie schwertaten.

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